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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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auf mich zu stürzen. Man hatte mich aus Gründen hierhergeschickt, die ich nicht kannte und die mir niemand erklären wollte. Ja, einfach großartig.
    Jetzt erschienen auch Krystal und Wrynn.
    »Nun sind alle hier. Gut, folgt mir«, sagte Talryn.

 
VIII
     
    S chweigend schritten wir eine breite Treppe aus schwarzen Steinen hinauf. Auch die Mauern waren aus schwarzen Quadern. Alles war glatt, doch nicht poliert und schien das Licht aufzusaugen, ohne es zu reflektieren. Jeder Stein saß so genau, dass der Mörtel der Fugen kaum einen halben Finger breit war. Auch er war schwarz. Die Treppe war so sauber, dass kein Staubkörnchen zu sehen war. Allerdings fiel das Licht von oben nicht direkt auf die Stufen.
    Talryn und Sammel führten die Schar. Ich ging als letzter, hinter Wrynn und Krystal. Von Krystals blauem Ledergürtel, der etwas dunkler war als ihre ausgewaschene Bluse und Hose, hingen zwei Messer in Scheiden, beide kaum eine Spanne lang. Dazu trug sie einen ebenfalls blauen Tornister.
    »Das viele Schwarz … deprimierend …«, murmelte Wrynn und schüttelte den Kopf, dass ihre blonden Haare flogen. Sie trug einen braunen Tornister, dem meinen ähnlich, doch war ihrer bis zum Bersten voll gestopft, und es hingen noch mehrere Säckchen an der Außenseite herunter.
    »Es riecht nach Macht«, stellte Krystal fest und fuhr sich durchs dichte schwarze Haar, das sie nach dem Essen zu einem festen Knoten gebunden hatte. Dann kicherte sie leise.
    Wenn sie nur nicht dauernd kichern würde! Sie war gewiss zehn Jahre älter als ich. Um ihre Augen zogen sich bereits feine Krähenfüße. Abgesehen von den hübsch gerundeten Brüsten war sie einfach zu mager.
    »Unheimlich, finde ich«, sagte Wrynn und legte die rechte Hand an den Griff eines langen Dolchs in einer Scheide, der ihr an der Seite herunterhing.
    Oberhalb der Treppe befand sich eine fensterlose Halle. Am Ende stand Talryn und öffnete mehrere Türen.
    Wind blies mir entgegen. Er enthielt einen Hauch wie von Frühling – oder den frischen Duft, der einem starken Regenguss folgt, nachdem der Staub weggewaschen wurde. Doch hatte ich gesehen, dass der Himmel blau und wolkenlos gewesen war, als ich mittags durchs Tor nach Nylan hereingekommen war.
    »Alle herkommen …«
    Wir scharten uns um Talryn. Ich blieb einen Schritt hinter Wrynn und Krystal und hielt von Myrten Abstand. Trotz der Samtstimme sah er aus, als würde er alles stehlen, was nicht niet- und nagelfest war, nur um zu beweisen, dass er es konnte. Für Dorthae war das kein Problem. Sie schmiegte sich förmlich an ihn.
    »Direkt vor uns liegen die Unterkünfte für euch, die ihr nur auf Zeit hier seid. Jeder hat ein Einzelzimmer«, erklärte Talryn. »Ihr könnt darin allein schlafen oder mit irgendjemandem aus eurer Gruppe – wie ihr wollt. Aber nur mit dem Einverständnis dieser Person. Sich jemandem aufzudrängen ist ein Grund für sofortige Verbannung.«
    »Also … so läuft’s hier«, beschwerte sich Dorthae.
    Myrten zog die Brauen hoch. Wrynn grinste, als könne niemand sie zu etwas zwingen. Ich teilte ihren Gedanken, überlegte jedoch, ob ich womöglich Schutz brauchen würde.
    Dann sah ich, dass Tamra mich anschaute. Sie nickte kurz und blickte wieder Talryn an, der immer noch Erklärungen abgab.
    Hatte sie verstanden, was ich gedacht hatte? Aber wie?
    »… Waschräume und Duschen befinden sich am Ende des Korridors. Das kleine Gebäude am anderen Ende des viereckigen Obstgartens ist der Speisesaal, wo eure Mahlzeiten serviert werden. Ihr könnt dort essen oder gegen Bezahlung irgendwoanders in Nylan. Wieder ist das eure Wahl.« Er lächelte. »Doch die Mahlzeiten der Bruderschaft sind gut, und der Preis stimmt.«
    »Ja, kostet nur das Leben«, sagte Dorthae leise, doch so laut, dass Talryn einen Moment lang innehielt.
    Er runzelte die Stirn und fuhr fort: »Ihr könnt mir glauben, dass uns sehr daran liegt, euer Leben zu retten und nicht zu zerstören.« Er räusperte sich. »Die Einführung in die Ausbildung der Gefahrenbrigade beginnt morgen nach dem Frühstück im Unterrichtsgebäude – das ist das mit dem roten Quadrat neben dem Eingang, auf dem Weg zum Hafen. Und jetzt zeige ich euch die Zimmer. Falls ihr mit einem anderen das Zimmer tauschen wollt, steht euch das frei – vorausgesetzt, ihr seid euch beide einig.«
    Wortlos öffnete er eine Tür aus schwarzer Eiche, ohne sich umzusehen, ob wir ihm folgten. Selbstverständlich taten wir dies. Was hätten wir auch sonst tun

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