Magische Insel
eisfrei war. Über Brysta schlossen die Eisplatten die Küste.
»… dürft aber nicht mehr mitnehmen, als ihr bequem bei euch tragen könnt. Sollte einer von euch die Verbannung wählen, ist der nächste Auslauftermin in zehn oder zwölf Tagen. Während dieser Zeit müsst ihr in Nylan bleiben und könnt an der Ausbildung teilnehmen oder nicht – wie ihr wollt.
Für diejenigen, die sich für die Gefahrenbrigade entscheiden, beginnt die Ausbildung morgen. Im Unterricht lernt ihr die Einzelheiten über die Gefahrenbrigade, ferner Geographie und Sitten und Gebräuche der meisten Länder außerhalb von Recluce, wie es um ihre Wirtschaft und Handel steht, wie man mit Geld umgeht – übrigens unterscheidet sich das finanzielle Gebaren in vielen Punkten von unserem. Außerdem lernt ihr, mit Waffen umzugehen, und die Selbstverteidigung.
Des weiteren werdet ihr noch mehr über den Hintergrund der Bruderschaft erfahren, da einige von euch vielleicht aus eigenem Antrieb – oder weil man es euch anbietet – ihre Zeit in der Gefahrenbrigade im Dienst der Bruderschaft erfüllen wollen. Das hängt natürlich von euren Neigungen und den Fortschritten in der Ausbildung ab.
Wie immer ist eure Teilnahme freiwillig – allerdings mit zwei Auflagen. Erstens: Solltet ihr nicht an irgendeiner Ausbildung teilnehmen wollen, werdet ihr so behandelt, als hättet ihr euch für die Verbannung entschieden. Zweitens dürft ihr Nylan nicht verlassen. Jeder Versuch wird mit Haft bestraft, bis ihr in die Verbannung fahren könnt.«
»Freiwillig?« Wrynn schnaubte. »Wenn man das Spiel der Bruderschaft nicht mitmacht, wird man eingelocht, bis man nach Nordla oder Hamor abgeschoben wird.«
»Ihr habt bereits die Entscheidung getroffen, dass ihr nicht in Recluce leben könnt«, erklärte Talryn nachsichtig.
»Nein. Ihr habt diese Entscheidung aufgrund eurer Regeln getroffen«, widersprach die Blonde.
Talryn zuckte mit den breiten Schultern. »Die Regeln, wie du es nennst, werden buchstäblich von allen in Recluce anerkannt und befolgt. Bist du tatsächlich anderer Meinung? Glaubst du im Ernst, dass eine Handvoll Meister und Brüder, die seit Jahrhunderten niemals gegen irgendjemanden die Hand erhoben haben, den Willen unseres Volkes übergehen könnten?«
Beinahe hätte ich laut gelacht. Die Meister überwachten unser Erziehungswesen. Sie brauchten keine Schwerter. Außerdem würde auch eine dümmliche Schafherde solchen Regeln zustimmen, die die Wölfe wegschickten. Doch keiner warf diese Frage auf – auch Tamra oder Wrynn nicht.
Krystal kicherte wieder und schnitt die winzigen Scheiben noch einmal halb durch und aß sie schnell auf. Wie konnte sie soviel essen und so schlank bleiben? Das war mir ein Rätsel.
»Warum lehrt ihr uns soviel über all diese fremden Länder und nicht nur etwas über das Land, in das wir geschickt werden?« Das war Sammels ruhige Stimme.
»Vielleicht werdet ihr mehr von der Welt zu sehen bekommen, als ihr glaubt, und wir möchten, dass ihr eine Vorstellung von dem Land habt, in dem ihr womöglich landet. Außerdem werdet ihr auch in Nordla Hamoraner und in Hamor Candarer treffen. Andere haben es als hilfreich empfunden, etwas über die unterschiedlichen Sitten und Gebräuche zu erfahren, deshalb könnte es auch euch dienlich sein.«
Myrten schüttelte fast unmerklich den Kopf. Tamra unterdrückte ein Grinsen. Mir war nicht klar, was sie komisch fand. Meine Nachbarin Wrynn holte tief Luft und atmete langsam aus. Krystal schnitt einen grünen Apfel in dünne Scheiben und legte sie kunstvoll um den Tellerrand.
Doch niemand stellte noch eine Frage. Talryn gab auch keinerlei weitere Erklärungen über die Gefahrenbrigade ab.
»Wahrscheinlich habt ihr noch viele Fragen. Wer nicht an der Ausbildung teilnehmen möchte, soll nach dem Essen zu mir kommen. Dann zeige ich euch eure Zimmer. Den Nachmittag könnt ihr verbringen, wie ihr wollt. Ihr dürft auch gern den Markt im Hafen besuchen oder euch Nylan anschauen.
Frühstück ist zur ersten Glocke. Bei der zweiten Glocke beginnt der Unterricht. Wo die Unterrichtsräume sind, zeige ich euch auf dem Weg zu euren Zimmern.« Talryn stand auf. »Bitte, esst in Ruhe auf. Ich bin im Nebenraum. Wenn ihr fertig seid, holt eure Sachen und kommt zu mir.«
Er schob den Stuhl zurück und ging ins Nebenzimmer. Er ließ die Tür einen Spaltbreit offen.
Tamra hob die Brauen, sagte aber nichts.
»Ziemlich von oben herab …«, meinte Wrynn leise.
Krystal aß die ausgebreiteten
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