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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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besorgt.
    »Ja … ich bin nur überrascht. Ich war oft im Institut und habe auch meinen Vater dort sprechen hören, aber niemand benahm sich so, als würde er irgendetwas beherrschen – abgesehen von der Sprache. Es war langweilig, schrecklich langweilig.« Ich nahm noch einen Schluck aus dem großen Becher. »In einem Punkt hast du aber recht. In Wandernicht passiert wirklich nie etwas.« Ich hielt inne, als ich die Tränen in Krystals Augenwinkel sah. »Bist du – habe ich etwas Falsches gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen.
    Wrynn hatte aufgehört, Essen in sich hineinzuschaufeln, und lauschte aufmerksam. Sammel, der neben Krystal saß, ebenfalls. Myrten tat so, als höre er nicht zu, und beschäftigte sich mit einer Sauerbirne. Tamra, Talryn und Dorthae fingen ein Gespräch über Schiff-Fahrt oder Schiffe an.
    Krystal schluckte.
    Ich wartete. Plötzlich war ich nicht mehr hungrig.
    »Es ist nur …«, fing Krystal an. »Dein Vater … wenn er dort gesprochen hat … und du … du bist viel jünger als wir … und du musst in der Gefahrenbrigade dienen …« Langsam schüttelte sie den Kopf.
    Ich hatte das Gefühl, mein Kopf flöge mir von den Schultern.
    »Ist dein Vater ein Meister?« platzte Wrynn heraus.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Das hat er nie gesagt. Er hat auch nie etwas getan, das mich auf diesen Gedanken gebracht hätte, und er hat nie Schwarz getragen. Ich habe nie darüber nachgedacht. Meine Mutter ist eine hervorragende Töpferin. Die Leute kommen bis aus Austra, um ihre Vasen und Figuren zu kaufen. Mein Vater war immer der Hausbesitzer …«
    »Du klingst, als dächtest du jetzt darüber nach«, bemerkte Myrten. Seine Stimme war nicht nur poliert, sondern mit dicker Ölschicht überzogen.
    »Ich weiß nicht. Er hat immer viel über die Wichtigkeit des Ordens gesprochen. Ich fand das langweilig. Das finde ich immer noch.«
    Krystal schnüffelte. »… kein Erbarmen.«
    Ich erwartete wirklich kein Erbarmen von der Bruderschaft. Aber was meinte sie? »Erbarmen?« fragte ich.
    »Hört mal alle her«, sagte Talryn, ehe Krystal antworten konnte. »Ich habe euch eine Einführung und eine Erklärung versprochen. Ich werde mich bei beidem um Kürze bemühen und dann eure Fragen beantworten. Einige Fragen vermag ich vielleicht erst später zu beantworten, doch werde ich mich bemühen, euch so viel Wissen zu übermitteln, wie es mir möglich ist.«
    Ich hätte am liebsten verächtlich geschnaubt. Wieder kündigten sie an, dass sie etwas verbergen würden – noch ehe sie überhaupt angefangen hatten.
    Tamra schaute jetzt auch irgendwie resigniert drein. Nur Sammel schien tatsächlich neugierig zu sein, was Talryn uns sagen würde.
    »Erstes: Gefahrenbrigade. Was ist sie, und warum ist sie notwendig? Und – von eurem Gesichtspunkt aus: Warum wurdet ihr ausgewählt?« Talryn trank einen Schluck Fruchtpunsch.
    »Entfernt man jegliche Pietät, Rhetorik und alle Vernunftgründe, ist die Zeit in der Gefahrenbrigade einfach eine Suche, eine Reihe von Pflichten oder ein Exil – oder eine Kombination aus allen drei Aspekten –, damit ihr herausfinden könnt, ob ihr nach Recluce gehört, und wenn ja – in welcher Kapazität. Keiner von euch war mit dem bisherigen Leben glücklich. Unzufriedenheit ist ansteckend und führt zu Unordnung. Unordnung führt zu Chaos – und Chaos zum Bösen.
    Nach diesem Mahl hat jeder von euch die Wahl. Ihr könnt die Ausbildung in der Gefahrenbrigade wählen, welche mehrere Monate dauern kann – manchmal auch länger –, oder ihr nehmt sofortige Verbannung in Kauf. Solltet ihr euch für die Ausbildung entscheiden, wird man euch – natürlich aufgrund der Ausbildungsergebnisse – eine oder mehrere Möglichkeiten bieten, wie ihr eure Verpflichtung in der Gefahrenbrigade erfüllen könnt. Falls euch keine dieser Möglichkeiten gefällt, könnt ihr auch wieder die Verbannung wählen.
    Alle Verbannten werden mit den ihnen zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln und der Reiseausrüstung zu einem der drei äußeren Häfen gebracht – je nach Jahreszeit. Die Häfen sind Freistadt in Candar, Brysta in Nordla oder Swartheld in Afrit, nördlich von Hamor.«
    Bei den letzten beiden Namen zogen die meisten am Tisch die Brauen hoch. Auch ich hatte von Brysta gehört und wäre keineswegs begeistert gewesen, dort zu landen. Nordla war kalt, und Brysta lag so weit im Norden, wie man einen Hafen gerade noch anlegen konnte, der das ganze Jahr über

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