Magische Insel
von unten mehr Quader sah, kam mir diese Höhe unwahrscheinlich vor. Doch Mutmaßungen über optische Täuschungen würden mir auch nicht mehr über Nylan verraten.
Sobald ich die Straßen in Hafennähe erreichte, kam mir alles viel normaler vor. Die Menschen unterhielten sich, und ich hörte den Lärm des Markplatzes weiter vorn. Bei so viel schwarzen Steinen hätte die Stadt wärmer wirken müssen, besonders an einem Sommernachmittag. Doch war die Brise aus Westen offenbar so kühl, dass die Temperatur angenehm blieb.
Ein rothaariger und rotbärtiger Seemann musterte mich lange, als ich den Platz betrat. Die Marktbuden auf der Nordseite waren solide und auf Dauer gebaut. Die im Süden bestanden teilweise aus Zelten oder Tischen unter Planen und wirkten im Vergleich schäbig. Einige standen leer.
Ich nickte. Die ausländischen Händler und Schiffe boten ihre Waren auf der Südseite feil.
»Junger Mann – komm, schau dir den Bernstein aus Brysta an!«
»… Feuerdiamanten aus Afrit! Nur hier …!«
Das Geschrei der Händler hielt sich jedoch in Grenzen. Die ungefähr dreißig Käufer verteilten sich auf beinahe ebenso viele Buden. Die meisten Kauflustigen waren jung, nicht viel älter als ich. Ich vermutete, dass sie alle Gefahrenbrigadiere waren und der Bruderschaft dienten.
Dann schlenderte ich zu den Ständen auf der Nordseite. Als erstes betrachtete ich die Keramikwaren. Gute Arbeit, aber minderwertig im Vergleich zu den Arbeiten meiner Mutter. Die Farben waren zu lebhaft. Ein Mann saß auf einem Hocker dahinter und lächelte mich gleichgültig an, als sei ihm klar, dass ich nichts kaufen würde.
Ich ging schnell an geschnitzten und vergoldeten Spiegelrahmen vorbei. Ebenfalls an den Ringen, Ketten und Armreifen eines Goldschmieds. Bemerkenswerter waren die sorgfältig gearbeiteten Werkzeuge aus Stahl und die Lederwaren, darunter Taschen, Gürtel, Tornister und Scheiden für alle Größen von Messern und Dolchen. Ein Schuhmacher bot bunte Stiefel feil.
Am Stand der Schreiner blieb ich stehen und musterte die ausgestellten Waren: Brotbrettchen, Buchstützen und hauptsächlich geschnitzte Kästchen. Keine Möbel außer dem winzigen Podesttisch und einem Bücherschrank mit zwei Brettern aus grauer Eiche.
»Mit Holz kennst du dich wohl aus«, meinte der Junge, der auf die Ware aufpasste. Seine braunen Augen hatten die gleiche Farbe wie sein Haar. Er trug ein hellbraunes Hemd.
»Ein bisschen. Hast du davon etwas gemacht?«
»Nur die Brotbrettchen. Der Rest stammt hauptsächlich von meinem älteren Bruder, nur der Tisch und der Bücherschrank nicht.«
»Dein Vater?«
»Meine Mutter. Sie verkauft sehr viel auf Bestellung nach Hamor.«
Die Brotbrettchen und die Kästchen waren nicht übel, aber ich hatte bessere Arbeit abgeliefert, als ich Onkel Sardit verließ. Nur das Tischchen hätte ich nicht so anfertigen können.
»Glaubst du, dass du besser arbeiten könntest?« fragte der Junge.
»Das spielt keine Rolle«, antwortete ich geistesabwesend. Bestimmt würde ich ab jetzt nicht mehr mit Holz arbeiten.
Ohne noch etwas zu sagen, ging ich weiter über den Marktplatz zurück zu dem Händler, der mir den Bernstein angeboten hatte. Auf den ersten Blick sah ich, dass der Bernstein bestenfalls mittelmäßig war und dass die Silberfassungen ausgesprochen schlampig ausgeführt waren.
Der Händler sagte kein Wort und schaute beiseite, als ich die Ware musterte.
Am nächsten Tisch lagen die ungeschliffenen Feuerdiamanten. Drei oder vier stachen mir sogleich ins Auge. Es waren nicht die größten Steine, aber die besten. Sie zeigen mehr Ordnung, hätte ich gesagt. Da ich mir keinen Diamanten leisten konnte, war es sinnlos, wegen eines Steins von geringerer Qualität zu feilschen.
In Zukunft würde ich Bargeld mehr brauchen als Diamanten.
Mehrere Tische waren leer. Die mit Steinen beschwerten Planen flatterten im Wind.
An der dem Hafen benachbarten Ecke saß ein alter Mann hinter einem halben Dutzend kleiner, aber besonders kunstvoll geschnitzter Elfenbeinfiguren. Nur diese entsprachen dem handwerklichen Können der Händler auf der Nordseite des Markts.
Ich betrachtete die Figuren lange. Am besten gefiel mir die eines jungen Mannes, der einen dunklen Stab trug. Doch wieder ging ich weiter, ohne zu feilschen. Der Schnitzer machte auch keinen Versuch, mir ein Gespräch aufzudrängen.
Vom Marktplatz aus schlenderte ich zu den vier langen Kais. Jede der grauen Steinanlagen erhob sich fünf Ellen über die
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