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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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klar«, fuhr sie fort, als wäre sie nie weggegangen.
    »Welchen Punkt?«
    »Dass man sich lieber nicht mit der Bruderschaft anlegt – oder mit Recluce. Was sonst?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Denk drüber nach, junger Freund. Tut mir leid, aber ich kann nicht länger mit dir plaudern. Bei den nächsten Kisten muss ich mich anstrengen. Viel Glück.«
    Sie ging zum dritten Wagen, da die vierten und fünften bereits entladen waren.
    Ich war immer noch verwirrt, als ich zur Hafenmauer zurückging, von der die Piers abzweigten. Die Mauer überragte die Piers um weitere drei Ellen. Sie war kein richtiges Verteidigungsbollwerk, aber eine Barriere, die den Seeleuten auf den Schiffen klarmachte, dass Nylan ausländisches Gebiet war.
    Am Ende der zweiten Pier lag ein Schoner. Am Heck flatterte die Fahne Hamors. Zwei bewaffnete Wachen standen neben der Gangway. Sie blickten sich an. Aufgrund ihrer Stellung war klar, dass sie das Schiff nicht gegen Recluce schützten, sondern die Besatzung von Überraschungslandgängen abhielten.
    Ich schlenderte zur dritten Pier. Dort war das Wachhäuschen bemannt. Am Kai waren drei lange, niedrige Schiffe vertäut. Diese Bauart hatte ich noch nie gesehen.
    Ihr Rumpf war aus schwarzem Stahl. Sie hatten keine Masten. Ein Drittel hinter dem Bug erhob sich ein niedriger Decksaufbau – ebenfalls tiefschwarz. Der Bug war spitz und ragte wie ein Haifischkopf übers Wasser. Sie hatten nur eine einzige Flagge aufgezogen: am Heck und rein schwarz.
    Wieso ich sie vorhin nicht gesehen hatte, war mir unklar. Hitzeschlieren umwaberten sie.
    Mich schauderte es trotz des warmen Sonnenscheins. Ja, die Bruderschaft verfügte über die Möglichkeiten, Recluce zu schützen.
    »Junger Mann, diese Pier ist geschlossen.« Der Posten war nicht viel älter als ich, aber er trug eine schwarze Uniform, ein Schwert und einen Schlagstock.
    Achselzuckend drehte ich mich um. Dann warf ich noch einen Blick zurück auf die seltsamen schwarzen Schiffe. Der Wachposten beobachtete mich mit leicht verstörtem Gesichtsausdruck.
    Hätte ich die Schiffe nicht sehen dürfen? Waren die Hitzeschlieren eine Art Schutzschild?
    Ich blickte zu der Wiese auf der anderen Seite der Hafenstraße hinunter. Auf den wenigen Bänken saßen Menschen. Am Ende der vierten Pier verkaufte ein Fleischverkäufer irgendeinen Imbiss an die Besatzung des Rahseglers, der dort lag.
    Niemand schien zu der geschlossenen dritten Pier hinzublicken. Wieder schüttelte ich den Kopf und kehrte mit mehr Fragen zurück zum Markt und dann zu unseren Unterkünften, als ich bei meinem Aufbruch von dort gehabt hatte.
    Die Glocke läutete, als ich den Rasen vor dem Speisesaal überquerte, und die Blasen an meinen Füßen brannten scheußlich.

 
IX
     
    M agister Cassius war schwarz. Ich meine nicht, dass er schwarze Kleidung trug. Seine Haut war so blauschwarz, dass sie in der Sonne und im Schatten schimmerte. Das kurze Kraushaar war schwarz, seine Augen waren schwarz. Wie eine mächtige, über vier Ellen große, aus schwarzer Eiche geschnitzte Heldenfigur stand er da. Das einzig Helle war das Weiße in seinen Augen. Aber er schien einen gewissen Sinn für Humor zu haben.
    »Was ist dir lieber, Lerris: Mord oder Selbstmord?« Seine tiefe Stimme klang wie Donnergrollen.
    »Was … äh?« Er hatte mich wieder erwischt, wie ich mit meinen Gedanken woanders war. Diesmal fragte ich mich, wie man die Klippen, die ich durchs offene Fenster sah, so schwarz und so steil gemacht hatte. Wie der alte Magister Kerwin hackte Magister Cassius auch ewig nur auf der Basis der Ordnung herum.
    »Ich habe dich gefragt, was dir lieber ist: Mord oder Selbstmord?«
    Krystal saß im Schneidersitz auf dem Kissen und unterdrückte wieder ein Kichern. Sie trug wie immer die weite, blusenähnliche blaue Tunika, Hose und Sandalen. Immer noch wirkte sie verstaubt, aber das kam daher, dass ihre Kleidung so oft gewaschen worden und das Blau verblasst war.
    Tamra beobachtete Cassius, als wäre er ein Insekt unter der Lupe. Sie hatte über die graue Tunika ein leuchtendgrünes Tuch geschlungen. Jeden Tag wechselte das Tuch, nicht aber die übrige Kleidung. Entweder hatte sie nur die graue Tunika und die graue Hose oder unzählige in der gleichen Farbe.
    Sammel blickte vom Magister zu mir und wieder zurück und seufzte.
    Ich fragte mich, wie ich wohl diesmal entkommen könnte. »Weder noch …«, antwortete ich schließlich. »Beides verstößt gegen die Ordnung.«
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie

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