Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
zurück, ganz gleich, welche Anweisungen Gilberto uns gegeben hatte.
    Neben den Streitkolben lagen die aufgerollten Seile. Sie fühlten sich nicht übel an. Ich verspürte kaum Widerwillen, doch was konnte ich mit einem Seil ausrichten? Ein Seil war doch keine Waffe! Dann sah ich zwei polierte Holzstäbe durch ein Seil verbunden. Wie zuvor vermochte ich sie zu halten, hatte aber keine Ahnung, was ich damit anfangen sollte.
    Schließlich kam ich zu den Stäben. Ich war überrascht, dass es zwei dunkle gab, die aber nicht aus schwarzer Eiche oder Lorkenholz bestanden, wie mein Stab, sondern aus gedunkelter weißer Eiche. Außerdem hatte kein Stab hier einen Metallbeschlag wie meiner – Talryn hatte mir eindringlich geraten, meinen während des Unterrichts im Zimmer zu lassen. Die Oberflächenbearbeitung dieser Stäbe hier war jedoch beinahe so vollkommen wie die von Onkel Sardit. Ich ergriff den dunklen Stab, der ungefähr meiner Körpergröße entsprach. Der andere war etwas kürzer. Beide Stäbe waren die ersten Waffen – sofern man Stäbe Waffen nennen kann –, bei denen ich kein ungutes Gefühl hatte.
    Mit dem längeren Stab in der Hand musterte ich die Schlagstöcke, die auf dem letzten Regal lagen. Einer war kurz und pechschwarz und lockte mich beinahe so wie der lange dunkle Stab. Ich nahm ihn eine Zeitlang in die Hand, legte ihn jedoch wieder weg.
    Tamra ging auf die Stäbe zu. Sie schleppte die Füße dahin, als wolle sie nichts damit zu tun haben. Sie hatte die Lippen fest zusammengepresst und trug keine Waffe.
    Hinter ihr sah ich Krystal neben einem braunen Ledersitzkissen stehen und beinahe liebevoll ein Schwert streicheln. Myrten saß da und betrachtete genau die Pistole, die er aus dem Regal genommen hatte.
    Sammel trug zwei Streitkolben, und Wrynn suchte immer noch zwischen Dolchen und Schwertern herum.
    Meine Augen wanderten zurück zu Tamra. Auf ihrer Stirn glänzten Schweißtropfen, als sie einen Morgenstern hochhob. Der Kopf des Morgensterns war beinahe so groß wie ihrer. Selbst aus fünf Ellen Entfernung sah ich, wie sie die Lippen so fest zusammenpresste, dass sie weiß wurden. Langsam legte sie den Morgenstern zurück.
    Ich musste ihre Kraft bewundern. Sie war noch sturer als ich. Aber warum setzte sie sich dieser Folter aus? Und es war Folter – soviel stand fest. Ihre Hände zitterten leicht, als sie zu den Stäben kam.
    »Amüsierst du dich auch gut?« Tamras Stimme klang wie geschmolzenes Blei.
    Ich schüttelte den Kopf. Mir musste sie nichts beweisen – und der Bruderschaft schon gar nicht.
    Sie blickte einfach durch mich hindurch, als sie den anderen dunklen Stab ergriff. Die Spannung in ihrem Körper ließ nach, aber ihre Brauen bildeten einen Strich über den eisblauen Augen. Im Gegensatz zu anderen Rothaarigen oder Dorthae färbte sich Tamra die Brauen nicht dunkel. Sie schien jede Art Schmuck abzulehnen, abgesehen von den bunten Tüchern.
    »Tamra … Lerris … habt ihr eure Waffen lange genug bewundert?« fragte Gilberto.
    »Bewundern ist vielleicht nicht das richtige Wort«, meinte Tamra mit so kalter Stimme, dass man damit einen warmen Fruchtsaft in Sekundenschnelle hätte einfrieren können.
    Gilberto überhörte ihre Bemerkung. Er hielt einen kurzen schwarzen Stock in der Hand und wartete, bis ich mich auf ein Kissen neben Krystal gesetzt hatte.
    Tamra ging betont langsam zu einem Kissen auf der anderen Seite. Gilberto wartete. Ich hätte ihr eins überziehen können … mit irgendetwas. Gilberto lächelte nur müde.
    Tamra schenkte ihm ein süßes Lächeln.
    Krystal kicherte.
    Gilberto wendete sich der Gruppe zu, ehe Tamra Platz genommen hatte. »Die Waffen, die ihr in Händen haltet, sind die Waffen, die eurem Temperament am meisten entsprechen«, erklärte er. »Das heißt nicht, dass sie die besten Waffen zur Verteidigung sind – jedenfalls nicht jetzt. Falls ihr den Umgang lernen wollt, werden sie zu den besten Verteidigungswaffen.« Der Waffenmeister musterte die Gruppe, als erwarte er Fragen.
    »Ihr sprecht von Verteidigung«, sagte Tamra. »Seid Ihr nur dazu da, um uns Selbstverteidigung beizubringen?«
    Gilberto zögerte und blickte zur Öffnung, wo der Tunnel endete, als warte er auf Talryn. Schließlich antwortete er. »Alles, was der Verteidigung dient, kann eine Waffe sein. Doch weder Recluce noch die Bruderschaft sind für Gewalt. Ihr dürft alles anwenden, was wir euch beibringen, wie es euch beliebt.« Er lächelte. »Diejenigen, denen es mehr Freude macht,

Weitere Kostenlose Bücher