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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sein, doch ich zweifelte nie an ihren Fähigkeiten. Krystal schürzte die roten Lippen und gab sich Mühe, nicht zu kichern. Wrynn zog ein finsteres Gesicht. Myrten leckte sich die Lippen. Dorthae schaute erst Talryn und dann Gilberto an, ohne ein Wort zu sagen.
    Gilberto begrüßte uns, indem er sich tief verbeugte. Diese Geste wirkte sehr förmlich. »In den Regalen liegen Waffen. Bitte, schaut sie euch an. Nehmt sie in die Hand. Berührt von jeder Sorte eine. Diejenige, die sich am besten anfühlt, nehmt und setzt euch auf ein Kissen am Ende des Raums.«
    Die Augen des Waffenmeisters wurden kalt. »Wählt die Waffe nicht mit dem Kopf, nehmt auch nicht jene, welche sich am leichtesten anfühlt oder die am zerstörerischsten zu sein scheint. Die Waffe, die ihr verwendet, muss euch widerspiegeln.« Er machte eine Pause. »Später werde ich euch über die anderen Waffen unterrichten.« Wieder verbeugte er sich und zeigte auf die Regale.
    Gilberto meinte es ernst. Das wusste ich. Ich trat daher zum nächsten Regal. Dort lagen Schwerter: lange, kurze und manche nicht länger als Dolche. Mein Blick fiel auf ein Schwert mit schmaler Klinge. Ich fasste mir ein Herz und nahm es in die Hand – und hätte es beinahe fallen lassen. Die Kälte und das ungute Gefühl der Waffe bereiteten mir Übelkeit. So schnell wie möglich legte ich das Schwert zurück und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
    »He …«
    Krystal und ihr verfluchtes Kichern. »Los. Nimm eine!«
    Sie warf das Haar über die Schulter und griff an mir vorbei nach dem Schwert. Locker drehte sie es in der Hand. »Es fühlt sich gut an, aber nicht ganz richtig.« Sie legte es wieder zurück und wählte ein leichteres, kürzeres Schwert, das ebenfalls eine schmale Klinge hatte.
    Ich ergriff nochmals das Schwert, das sie so mühelos gehalten und das ich so schnell zurückgelegt hatte. Diesmal waren die Kälte und das flaue Gefühl nicht mehr so stark wie zuvor. Trotzdem drehte sich mir der Magen um.
    Ich fragte mich, welche üblen Tricks Talryn und Gilberte noch planten. Doch Talryn war verschwunden, und Gilberto stand am Ende der Regale und machte ein völlig nichtssagendes, ja gelangweiltes Gesicht.
    Tamra trat neben mich und griff lächelnd nach dem Schwert, das ich zweimal ausprobiert hatte. Als sie den Knauf packte, riss sie den Mund auf. Dann presste sie die Lippen zusammen und legte das Schwert zurück. »Nicht für mich.« Auf ihrer Stirn standen Schweißperlen.
    Ich unterdrückte ein Lächeln und ging zum ersten Regal. Dort lagen Dolche, von denen einige hervorragend gearbeitet waren. Doch als ich nur über die Griffe strich, fühlte ich, dass mir die Dolche ebenfalls körperliche Übelkeit bereiteten. Ich hatte schon mehrmals Dolche in der Hand gehabt, doch hatte ich nie Abscheu empfunden. Diese Waffen waren eindeutig verzaubert. Aber warum?
    Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Tamra ebenso verwirrt war wie ich. Schon lange lächelte sie nicht mehr.
    Die Speere fühlten sich wesentlich weniger unbehaglich an. Neben ihnen standen Hellebarden mit glänzenden Klingen. Doch als ich die Hand nach einer ausstreckte, hatte ich das Gefühl, mein Magen werde sich sofort entleeren.
    Peng! Ich war so plötzlich zurückgewichen, dass eine der kürzeren Hellebarden aus der Halterung gerutscht und zu Boden gefallen war.
    Gilberto blickte mich mit hochgezogenen Brauen an.
    Trotz seines Blickes ließ ich die Hellebarde liegen. Verdammt! Ich würde mich nicht blamieren und mein Frühstück auf den Fußboden spucken.
    Ich ging zu den Pistolen hinüber. Ich hatte noch nie eine aus der Nähe gesehen, aber Magister Kerwin hatte sie in der Geschichtsstunde erwähnt und auf ihre begrenzte Wirksamkeit im Krieg hingewiesen, da sie auf jede Entfernung hin unzuverlässig waren und durch ihre empfindliche Technik Probleme machten – besonders aber waren sie für Chaos-Magie sehr empfänglich.
    Ich brauchte sie nicht einmal zu berühren. Sie waren mir nicht wohlgesonnen. Myrten dagegen hantierte beinahe liebevoll damit. Ich bewunderte die geschnitzten Griffe und den blauen Stahl der Läufe und ging weiter zum nächsten Regal.
    Dort befanden sich Streitkolben. Ich probierte mehrere und war erleichtert, dass ich sie wenigstens hochheben konnte. Doch keiner fühlte sich gut an. Allerdings schlug mein Magen auch nicht Salto. Die metallenen Kolben – wie der Morgenstern – schrien mir zu, die Hände von ihnen zu lassen. Nach der Erfahrung mit der Hellebarde hielt ich mich wohlweislich

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