Magische Insel
Waffen zu benutzen, als ihren Einsatz zu vermeiden, werden sich in Hamor oder Candar wohl fühlen.«
Wieder hatte einer der Brüder eine Frage nicht wirklich beantwortet. Langsam fand ich dieses Ausweichen anstelle direkter Antworten unerträglich. Mich mochte man vielleicht noch als Kind betrachten, doch die anderen waren auf jeden Fall keine Kinder mehr. Aber Gilberte behandelte uns alle, als wären wir unfähig, eine vollständige Antwort zu erfassen.
»Was meint Ihr damit?« fuhr Dorthae auf. »Ihr redet schließlich nicht zu Kindern.«
Gilberto zuckte langsam mit den Schultern. »In Recluce haben nur wenig Menschen Freude an Waffen. In Hamor und Candar ist das Gegenteil der Fall. Wenn ihr gern mit Waffen umgeht, gehört ihr wahrscheinlich nach Candar oder Hamor.«
Krystal kicherte … wieder. Sie hatte die Haare mit Goldschnüren hochgebunden, doch anstatt mit einer Strähne zu spielen, glitten ihre Hände über eine Schwertklinge. Aus irgendeinem Grund musste ich daran denken, dass sie beim Essen ihr Messer benutzt hatte wie ein Chirurg sein Skalpell.
Wrynn zog ein finsteres Gesicht. Sie hielt mehrere Wurfmesser in der Hand.
Gilberto musterte uns stumm. »Ihr werdet hier eine Ausbildung an Waffen erhalten. Erst mit denen, die ihr euch ausgesucht habt. Aber nicht mit denselben, sondern mit ähnlichen des gleichen Typs.«
»Warum nicht mit diesen?« fragte Myrten und packte ihre Pistole fester.
»Sie sind verzaubert, um Vorlieben aufzuspüren … dadurch verringert sich ihre Wirksamkeit. So, bringt alle Waffen zurück. Ich suche mit euch die Waffenkammer für Studenten auf und gebe euch Waffen, die denen ähneln, die ihr gewählt habt.«
Die ganze Sache war merkwürdig. Warum hatten wir überhaupt Waffen wählen sollen? Mit Sicherheit hätte die Bruderschaft uns sagen können, welche Waffe für wen am besten geeignet war. Warum machte man sich solche Mühe? Und welche Gründe waren maßgebend dafür, welche Waffe für wen ›passend‹ war?
»Welche Gründe entscheiden über diese ›Vorlieben‹?« fragte ich, als Gilberto zu einer Tür ging, die der gegenüberlag, durch die wir eingetreten waren.
»Euer in der Tiefe liegender Charakter ist am wichtigsten. Wenn ihr an einer Waffe ausgebildet werdet, die nicht zu eurem Charakter passt, kann es zu Verwirrungen kommen. Aber Talryn meinte, dass das bei keinem von euch der Falle sei.«
»Wie kann er das wissen?« fragte Wrynn.
Gilberto zuckte mit den Achseln. »Ich gebe nur Unterricht im Umgang mit Waffen. Die Meister wissen, was sie wissen.«
Er sagte nicht alles, was er wusste. Aber daran war ich inzwischen gewöhnt. Gilberto blieb vor der Tür stehen und wartete, bis wir alle die Waffen zurückgebracht hatten.
Ich stellte meinen Stab zurück. Mein eigener gefiel mir ohnehin besser.
Tamra blickte niemanden an, als sie über den elastischen grünen Boden zu den Regalen ging. Krystal ließ sich viel Zeit, sich von dem Schwert zu trennen.
Die Übungswaffen hatten Scharten, waren aber in Ordnung. Die Schwerter und Dolche hatten abgerundete Klingen. Ich nahm einen Stock, einen Streitkolben und einen Stab in Empfang. Mir fiel auf, dass nur Tamra, Sammel und ich Waffen ohne Klingen erhielten.
XII
G ilberto hatte in einem Punkt recht gehabt. Die Ausbildung an den Waffen war hart – und nicht nur körperlich. Wer hatte schon darüber nachgedacht, wie man einen Stock richtig hielt? Beim Stab war es anders. Ich sah in ihm eher eine Art Schwert oder Speer ohne scharfe Spitze … alles, was so lang war, erforderte logischerweise eine gewisse Technik.
Für mich war fast alles neu, was ich lernte. Da im Unterricht viel wiederholt wurde, waren die Übungsstunden mit den Waffen am lehrreichsten.
»Lerris, richtig benutzt, ist dieser Stab eine weitaus wirksamere Waffe als ein Dolch. Richtig benutzt … Du hältst ihn so …« Gilberto brach ab. »Mir fällt kein Vergleich ein.«
So verliefen die meisten Übungsstunden. Anfangs machte ich überhaupt nichts richtig. Das traf auch auf alle anderen zu – abgesehen von Tamra und Krystal. Gilberto sagte beinahe nichts zu Tamra. Er machte nur ab und zu einen Vorschlag. Um Krystal kümmerte er sich ein bisschen mehr. Sie verstand ihn auf Anhieb, wenn es um irgendeine Klinge ging.
Ich … ich schien zwei linke Daumen zu haben.
»Lerris, hör auf, gegen dich selbst zu kämpfen … entspann dich!«
Ich weiß nicht, wie oft ich diese Worte hörte. Aber es waren unzählige Male.
Nachdem wir die Grundbegriffe
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