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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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herausfinden müssen.«
    »Talryn soll zur Hölle fahren«, murmelte ich und setzte mich auf die Bank, um die Hose auszuziehen. Trotz der heißen Dusche würde mir jeder Muskel weh tun. »Sag mir wenigstens, wie ich beim nächsten Mal verhindern kann, umgebracht zu werden.«
    Demorsal grinste. Seine schwarzen Augen blitzten. »Das habe ich gerade getan.« Er war nicht viel größer als Tamra, doch sie traf ihn fast nie mit dem Stab. Ich auch nicht, aber er versetzte mir nur leichte Schläge.
    »Ich bin zu dumm. Erklär es mir mit anderen Worten.«
    »Du wirst getroffen, wenn du anzugreifen versuchst. Jedes Mal. Warum?«
    Ich schüttelte den Kopf. Das war ein Fehler. Ich musste ihn schnell mit den Händen festhalten, damit er mir nicht von den Schultern fiel.
    »Ich frage dich: Warum hat Tamra dich am härtesten getroffen, als du angegriffen hast? Warum schlage ich beim Übungskampf nicht hart zu? Du gibst dir Blößen, besonders wenn du angreifen willst.«
    »Ich weiß es nicht.« Ich stöhnte. Ich brauchte keine Fragen, vor allem jetzt nicht, da mir der Kopf so scheußlich weh tat.
    »Weil ich das gleiche Problem habe. Ich kann nicht angreifen.«
    Jetzt kapierte ich, was er sagte. Endlich. »Ist das der Grund, warum man mir keine Waffen mit Klingen erlaubt?«
    Demorsal blickte mich an. »Du glaubst an Ordnung. Das musst du. Die Benutzung von Waffen steht im Widerspruch zur Ordnung. Wenn du angreifen willst, musst du zuerst dich bekämpfen, dann den Gegner. Auf diese Weise beziehst du zwangsläufig Prügel.«
    »Tamra benutzt einen Stab, und sie schlägt mich grün und blau.«
    »Sie ist etwas verrückt, aber denke einmal nach: Am härtesten hat sie dich getroffen, wenn du angegriffen hast … aber ich habe wohl schon zuviel gesagt. Ich hoffe, du fühlst dich bald besser.« Demorsal ging hinaus, ich zu den Duschräumen.
    Die Teile passten zusammen, aber es gefiel mir gar nicht. Doch ich musste es ja nicht mögen. Wenn ich überleben wollte, musste ich mich meinen Schwächen anpassen. Doch mögen musste ich das Ganze nicht. Nein, wirklich nicht.

 
XIII
     
    J eder achte Tag des Tempelkalenders war Ruhetag. Wenn ich nachmittags frei hatte, ging ich immer noch oft zum Hafen von Nylan hinab und betrachtete die Schiffe, die aus fernen Ländern über die Ozeane gekommen waren. Ich wollte wissen, wie viele Länder mit Recluce Handel trieben – und wie.
    Wer benutzte Dampfschiffe mit Stahlrumpf, wer Rahsegler aus Holz? Nie sah ich eine Galeere, obwohl Magister Cassius erwähnt hatte, dass einige Küstenstaaten am Südwestrand Candars, die Anrainer des kleineren Westmeeres, Galeeren mit Sklaven zur Küstenverteidigung einsetzten.
    Immer hielt ich Ausschau nach den verräterischen Hitzeabschirmungen und nach den schwarzen Schiffen der Bruderschaft, von denen nie jemand sprach. Ich redete auch nie darüber, da ich nicht zugeben wollte, sie gesehen zu haben, bis ein anderer sie erwähnen würde. Aber keiner unserer Lehrer tat das.
    Es war die alte Geschichte. Wenn ich eine Frage stellte, die sie nicht beantworten wollten, kamen als Antworten irgendwelche nichts sagenden Aussagen, so vage, dass ich ihren Inhalt bereits kannte.
    Trotzdem ging ich immer wieder zum Hafen – meist allein. Immer nahm ich ein wenig Geld mit, nur für den Fall, ich würde etwas Nützliches entdecken. Bis jetzt hatte ich noch nichts gefunden, aber das hieß nicht, dass es beim nächsten Mal nicht möglich wäre.
    Einmal ging ich mit Krystal an einem sonnigen, wolkenlosen Nachmittag hinunter. Eine steife Brise blies aus Westen und zerrte an unseren Tuniken und Haaren. Krystal hatte ihr Haar mit den Silberschnüren hochgebunden.
    Die Leinwand an den Verkaufsständen flatterte im Wind. Die Tische knarrten beinahe wie Bäume kurz vorm Bersten, als wir über den Marktplatz schlenderten. Auf der Recluce-Seite war weniger als die Hälfte der Buden besetzt, und auf der Seite der Ausländer standen nur wenige Tische. Ein Mann in hellgrüner Kleidung musterte die Waren des Holzschnitzers. Derselbe Junge wie beim letzten Mal saß dahinter. Ich lächelte ihm zu, doch er ließ den Kunden nicht aus den Augen.
    Nur eine Handvoll Menschen – Gefahrenbrigadiere oder Mitglieder der Bruderschaft – besuchten den Markt.
    »Dort drüben verkaufen sie Waffen.«
    »Willst du sie anschauen?« fragte ich. »Bestimmt ist keine dabei, die so gut wie deine sind.«
    Krystal hob eine dunkle Braue und blickte mich von der Seite an. Ihr Gesicht war gebräunt, seit sie in Nylan

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