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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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parierte seine Schläge automatisch.
    Der Kerl war bei weitem nicht so gut wie Krystal oder Demorsal. Schweiß überströmte sein Gesicht. Er keuchte.
    Plötzlich war es vorüber. Der Mann wich zurück und ließ sein Schwert im Staub liegen. Er hielt sich das Handgelenk, auf das ich geschlagen hatte, um ihn zu entwaffnen.
    »Du Schwarzer Bastard … du Hexensohn …« Er bewegte sich nicht, blieb aber außer Reichweite meines Stabs.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Das Schwert wollte ich nicht haben. Ich wollte den Mann auch nicht ernsthaft verletzen. Er schien kein Schurke zu sein. Wahrscheinlich hatte er nur Hunger, aber ich wagte auch nicht, ihm den Rücken zuzuwenden.
    »Na … jetzt schon Ärger, Lerris?«
    Ich erkannte die Stimme und warf schnell einen Blick über die Schulter. Myrten schlenderte auf mich zu. Da rannte der Kerl, der mich angegriffen hatte, wie ein Wiesel davon und verschwand in einer Seitengasse.
    »Das war dämlich, mein Junge.«
    »Was?« Ich hielt meinen Stab immer noch in der Hand, als ich mich bückte und das Schwert aufhob. Eine einfache Klinge.
    »Ihn aus den Augen zu lassen. Gut, dass er kein Wurfmesser hatte.« Myrten trug eine hellgrüne Tunika und eine dunkelgrüne Hose. Sein Umhang war aus schwerem dunkelgrauen Leder. Wie ich trug er einen Tornister, hatte seinen jedoch nur lässig über die linke Schulter geschlungen. Er sah eher wie ein glattrasierter fahrender Sänger aus als wie der Dieb, der er war, wie mir eine innere Stimme untrüglich sagte. An seinem Gürtel hingen zwei große Dolche, aber ich spürte die kleine Pistole unter dem Dolch links.
    Ich blickte die Straße hinauf. Außer uns hatte keiner die Herberge verlassen. Myrten hatte recht. »Ich hatte nicht so bald mit einem Überfall gerechnet.«
    »Es kommt nie so, wie man es erwartet, besonders nicht, wenn man sich dem Chaos nähert.« Er lachte halbherzig.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Willst du das Schwert haben?«
    »Du könntest es verkaufen«, schlug er vor.
    »Ich?«
    Myrten lachte laut. »Du hast recht. Dazu bist du nie im Leben fähig. Ich verkaufe es, und wir teilen den Ertrag.«
    Das klang mehr als anständig. »Gut. Aber wo?«
    »Gehen wir weiter. Irgendwann kommen wir schon zum richtigen Laden.« Myrten schien sich auf den Straßen Freistadts wohler zu fühlen als in Nylan.
    »Und was ist …?«
    »Wir reisen nicht zusammen. Auf alle Fälle verlassen wir Freistadt getrennt.«
    Bei der nächsten Kreuzung blieb Myrten stehen. Das Pflaster war mit Lehm bedeckt. An einigen Stellen fehlten die Kopfsteine, so dass sich Pfützen gebildet hatten. Die Straße sah eher wie eine Hintergasse aus, die Diebe und schlimmere Schurken aufsuchten. Myrten nickte nach links.
    Ich runzelte die Stirn.
    »Es ist noch früh. Die wahren Meister ihres Fachs sind noch nicht unterwegs.« Myrten ging sehr schnell, obwohl er so ein kleiner Mann war.
    »Was ist mit unserem Freund?«
    »Der? Der hatte sich eine leichte Beute erhofft.«
    Die meisten Türen, an denen wir vorbeikamen, waren geschlossen und mit Eisenriegeln gesichert. Eisen hat keinerlei magische Kraft, obgleich manche es behaupten. Es ist sehr wirkungsvoll, weil man verdammt viel Chaos einsetzen muss, um es aufzubrechen, und das lohnt sich meist nicht. Das hatte uns Magistra Trehonna erklärt. Es ergab einen Sinn, wie ich fand. Wahrscheinlich waren deshalb Schwerter so verbreitet und Feuerwaffen noch ziemlich neu.
    Nachdem wir fünfzig Schritt die enge Gasse entlanggegangen waren, kreuzte eine so breite Straße wie die vor der Herberge den Weg. Myrten wurde langsamer.
    Wir blieben vor einem kleinen Laden stehen. Die Planken waren rostbraun gestrichen. Die Fensterläden waren schwarz mit rostbraunen Zierkanten. Ein viereckiger Eisenhaken, so groß wie meine Faust, hielt die mit Eisenbändern beschlagene Tür aus Roteiche offen.
    N ORNS W AFFEN stand auf dem Schild über dem Eisengitter, das das einzige Fenster schützte.
    »Wollen wir?« fragte Myrten.
    Ich versuchte zu erspüren, welch ein Ort Norns Geschäft war … doch ohne Erfolg. Wenigstens strahlte das Geschäft kein Chaos aus. Ich spürte aber auch keine besondere Ordnung. »Ich habe kein schlechtes Gefühl.«
    Myrten hatte meine Einschätzung nicht abgewartet. Ich folgte ihm hinein. Ich hatte ein dunkles Geschäft erwartet, wo Waffen in den Wandregalen lägen. Ich hatte mich geirrt. Der helle Laden war über zehn Ellen breit und fast zwanzig Ellen lang. Durch das Dach, das aus mehr Glas als Ziegeln bestand,

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