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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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fiel das Licht herein. An der linken Seite standen vier große Schränke, alle mit offenen Türen, um den Inhalt zu zeigen.
    Ich sah mir den ersten Schrank an. Er war aus solider grauer Eiche gebaut, leicht geölt und poliert. Die Ecken waren vollendet zusammengefügt. Wahrscheinlich war das Holz ursprünglich Roteiche gewesen. Die feinen Linien deuteten auf ein hohes Alter hin. Der Schrank enthielt mehr verschiedene Messer und Dolche, als ich in Gilbertos Waffenkammer gesehen hatte.
    »Kann ich behilflich sein?« Der sonnengebräunte weißhaarige Mann, der vor dem zweiten Schrank stand, überragte mich um einen halben Kopf. Er hatte breite Schultern. Seine Augen schienen zu zwinkern.
    Ich musterte ihn einen Moment lang. Dann war ich sicher, dass er in der Tat der war, der er zu sein schien.
    Myrten blickte mich an. Ich nickte.
    »Wir haben das Schwert … sozusagen … als Geschenk bekommen.«
    Der weißhaarige Mann lächelte. »Ihr kommt eindeutig aus Recluce, und jemand wollte euch ausrauben.«
    Myrtens Miene verfinsterte sich.
    »Wieso eindeutig?« fragte ich.
    »Dein Freund« – er deutete auf Myrten – »könnte aus Dirienza oder sogar aus Spidlar stammen. Aber du kämst nie freiwillig nach Freistadt. Gestern hat ein Schiff aus Recluce angelegt, dessen Passagiere in der Herberge Wanderers Ruh übernachtet haben.«
    Ich nickte. »Ist das allgemein bekannt?«
    »Vielleicht nicht allgemein, aber bei denen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen.«
    Irgendwie weckten seine Worte eine Erinnerung in mir, aber ich konnte nicht genau sagen, warum.
    »Und das Schwert …?« fragte Myrten.
    »Ach, das? Darf ich es mir ansehen? Ihr könnt es hier hinlegen.« Er zog eine Platte aus einem Schrank. »Übrigens heiße ich Dietre.«
    Die Platte war hervorragend gearbeitet. Fast lautlos glitt sie heraus. Myrten legte das Schwert darauf.
    Dietre betrachtete es genau. Dann holte er aus einer Schublade unten im Schrank ein kleines Pendel und ließ es über der Klinge schwingen. »Hmmm … wenigstens neutral.« Er schaute auf. »Habt ihr etwas dagegen, wenn ich es hochhebe?«
    Myrten schaute mich an.
    »Nein.«
    »Du bist entweder sehr vertrauensselig oder hast großes Selbstvertrauen, junger Mann.« Dietre lächelte.
    »Myrten versteht sich auf den Umgang mit Klingen«, erklärte ich.
    »Ich nehme an, du bist besser mit dem Stab, und ich – im Gegensatz zu dem letzten Eigentümer dieses Schwerts – möchte dich lieber nicht auf die Probe stellen.« Er hielt das Schwert in der offenen Hand, schwang es mehrfach und legte es wieder nieder. Seine Bewegungen verrieten den Fachmann.
    Ich stellte fest, dass mein früherer Verdacht sich bestätigte, fragte mich jedoch, woher Myrten dieses Geschäft kannte.
    »Wollen Sie’s kaufen?« fragte Myrten.
    »Eine brauchbare Waffe. Nicht mehr. Ziemlich unbeschädigt, aber ungeordnet.« Dietre zuckte mit den Schultern. »Der gängige Preis wäre ein Goldpfennig. Ich würde gewöhnlich zwei Silberlinge verlangen. Andererseits habt ihr wahrscheinlich Freistadt Ärger erspart, indem ihr die Sache still erledigt habt, und ich bin der Ratsmann der Westseite. Sagen wir: einen Goldpfennig.«
    »Einverstanden«, erklärte Myrten, ohne zu zögern, warf aber einen Blick zum dritten Schrank, in dem die Pistolen lagen.
    »Wollt ihr euch Feuerwaffen ansehen? Sie sind allerdings nicht sonderlich nützlich, höchstens für die Jagd, und Pistolen sind dafür kaum geeignet«, sagte Dietre lächelnd, während er das Schwert hochhob und die Platte wieder in den Schrank schob. »Seht euch ruhig um. Ich möchte nur das Schwert wegbringen.«
    Ich war erstaunt. Die meisten Händler hätten ihre Kunden kaum mit so vielen Waffen alleingelassen. Dietre hatte eine Schutzvorrichtung, die ich noch nicht entdeckt hatte.
    Der weißhaarige Händler ging in den hinteren Teil des Ladens und legte das Schwert auf eine schmale Werkbank unter einem Regal mit Werkzeug. Dann trat er zum dritten Schrank, wo Myrten die Waffen betrachtete.
    Ich beachtete die beiden nicht und bemühte mich, die Muster des Geschäfts zu ergründen. Es war eine Insel verborgener Ordnung in einer beliebigen Gegend Freistadts. Hinter der Eingangstür lag ein Torbogen, ebenso dick wie die Außenwand. Ein einziges Brett bedeckte die Ziegel oder Steine. Aber die Rahmenleisten überlappten nicht die Kanten des Bretts.
    Ich wusste nicht, wie der Mechanismus funktionierte, war aber sicher, dass niemand den Laden ohne Dietres Erlaubnis verlassen konnte,

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