Magische Maschinen
hat.
Lisabet isst langsam von einem Teller, der auf ähnliche Weise gefüllt ist wie Jylls Teller, vor allem mit Salat, Käse und Früchten. Die großen grünen Augen scheinen ins Leere zu blicken.
Dorrin senkt den Kopf und schiebt sich den nächsten Löffel Eintopf in den Mund.
»… kann ich gar nicht glauben, dass sie damit durchkommen. Kaum fängst du an, selbständig zu denken, und schon wollen sie dich loswerden …« Alys redet mit Shendr, der schweigsam sein Essen löffelt.
Dorrin kaut auf dem unreifen Birnapfel herum.
»Du hast mir noch nicht verraten, warum dein Vater dich hergeschickt hat«, erinnert Jyll ihn.
»Er denkt anscheinend, alle Maschinen wären mit dem Chaos verbunden. Ich glaube, man kann Ordnung und Maschinen durchaus miteinander in Einklang bringen, aber alle meinen, es würde ins Chaos führen. Ich weiß, dass es nicht geschehen wird, aber sie hören einfach nicht zu.«
Dorrin fragt sich, welche Rolle die zweite Frau ihres Vaters dabei gespielt hat, dass Jyll gehen musste. »Habe ich es richtig verstanden, dass dein Vater sich eine zweite Frau genommen hat?«
»Vater? Nein, man kann eher sagen, dass sie sich ihn genommen hat. Sie ist auch eine Art Sängerin, und sie ist ihm sehr zugetan.« Jyll hat ihren Salatteller fast aufgegessen.
Dorrin kaut auf dem letzten Bissen Schwarzbrot herum.
»Woher kommst du?« fragt Shendr, der inzwischen vor einem blitzsauberen Teller sitzt. »Jyll habe ich schon kennen gelernt.«
»Aus Extina«, erklärt Dorrin.
»Ich habe sie noch nicht kennen gelernt«, fügt Alys rasch hinzu. »Ich komme aus Alaren.«
»Ich habe die meiste Zeit auf Recluce in Landende gelebt«, antwortet Jyll.
»Das ist aber eine seltsame Art, es auszudrücken. Bist du denn viel gereist?«
»Ich war schon in Freistadt, Hydolar und Tyrhavven«, erklärt Jyll.
Lisabet kaut langsam und nachdenklich.
Dorrin wundert sich über die seltsame Zusammensetzung der Gruppe. Alys und Jyll scheinen aus weltoffenen Elternhäusern zu kommen, Brede und Shendr vom Land. Sicher keine Dummköpfe, aber einfache Leute. Und Kadara ist klug und eigensinnig, aber ihre Eltern sind weder reich noch privilegiert. Schließlich sagt er: »Lisabet, was glaubst du, warum wir hier sind?«
Das große Mädchen isst erst zu Ende und spült mit einem Schluck Rotbeerensaft nach. »Ich nehme an, wir alle sind hier, weil wir innerlich nicht akzeptieren, wie die Dinge auf Recluce stehen.«
»Also wären wir Rebellen? Nein, ich rebelliere sicher nicht«, versichert Alys ihr. »Ich würde an keinem anderen Ort als hier leben wollen. Ich meine, in Hamor wird man doch sogar eingesperrt, nachdem man geheiratet hat …«
Lisabet beschäftigt sich wieder mit ihrem Salat, während Alys erklärt, wie sehr die Frauen im Imperium von Hamor unterdrückt werden. Dorrin isst noch einen Löffel Eintopf.
IX
D ie ummauerte Stadt, die als Tor zu den Westhörnern dient, soll nicht fallen noch schlafen, solange ihr Herrscher den Großen Bergfried hält, der von drei Schichten Stein geschützt wird.
Die Felder von Gallos, die Wälder von Kyphros und das Hochland von Analeria sollen den großen Herrscher unterstützen. Sie alle sollen dem Herrscher zur Seite stehen, bis sie von Feuerbergen umzingelt sind.
Ein Mann mit einem weißen Schwert wird die Hügel aus der Erde wachsen lassen. Er wird eine Straße aus Stein über die Bergrücken ziehen, aber niemand außer den Dienern des Chaos wird die Straße sehen noch auf ihr reisen können.
Aus der Schwärze zwischen den Sternen wird einer kommen wie ein alter Engel, er wird sich Werkzeuge schaffen wie jene, die von Nylan geschmiedet wurden und welche die wiedergeborenen Meister des Lichts besiegt haben, und er soll von Chaos und Ordnung gleichermaßen verstoßen werden. Keines der beiden soll ihm Zuflucht gewähren.
Er wird eine Stadt aus schwarzem Stein an einem Ort erbauen, wo niemand sonst lebt, nördlich der Sonne und östlich des Chaos, und es werden sich alle Mächte gegen ihn wenden. Aber seine Werkzeuge werden überdauern und den Lauf der Ordnung sichern und hüten.
Doch wird das Chaos westlich der Schwarzen Stadt den Sieg davontragen und nördlich und südlich der Sonne; und diejenigen, die weiße Gewänder tragen, werden dem Licht dienen und über die verborgenen Straßen wandeln. Sie werden Reichtum erwerben und jede Annehmlichkeit nach Belieben genießen können.
Diejenigen aus der Schwarzen Stadt aber und aus jenem Land, in dem die Stadt sich befindet,
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