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Magische Maschinen

Titel: Magische Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Tornister und geht zu Kadara hinüber. »Ich muss mir den Arm ansehen.«
    Kadara sagt nichts, sondern dreht nur den Kopf zur Wand, während Dorrin den Verband wechselt. Die Stiche sind ungeschickt, aber er hatte nicht viel Gelegenheit, das Nähen von Wunden zu üben, und zu gegebener Zeit wird er seine Heilkräfte nutzen können, um die Narben abheilen zu lassen.
    Er überprüft die Wundränder, aber sie beginnen bereits zu verheilen, und nirgends ist ein Anzeichen einer Infektion oder das Rotweiß des Chaos in der Wunde zu sehen. Als letztes sieht er sich den Schnitt über dem Ohr an. Die ganze Zeit hat Kadara die Lippen fest zusammengepresst und spricht kein Wort.
    Schließlich tritt er einen Schritt zurück.
    »Warum hast du mich gerettet? Warum hast du mich nicht einfach dort gelassen?«
    »Damit die Weißen dich verbrennen?« Dorrins Nachsicht wird auf eine harte Probe gestellt.
    »Brede würde noch leben, wenn du bei uns geblieben wärst. Du hättest noch mehr von ihnen aufhalten können, wenn du es nur versucht hättest. Er hätte einen Heiler gut gebrauchen können.« Kadaras Stimme ist kälter als das Wasser, das ins Auffangbecken in der Küche fließt. Sie will nach dem Becher greifen, der neben dem Bett steht, dem schmalen Bett, das Dorrin bisher benutzt hat, aber der rechte Arm beginnt zu zittern. »Vielleicht wäre ich dann auch noch fähig, den Arm zu gebrauchen.«
    »Eines Tages wirst du ihn wieder gebrauchen können«, erklärt Dorrin ruhig.
    »Wer kann schon etwas mit einer einarmigen Schwertkämpferin anfangen? Oder mit einer einarmigen Mutter?« Sie schüttelt den Kopf, und das kurze, zottige Haar löst sich von der Narbe über dem linken Ohr, die noch von Schorf bedeckt ist.
    Dorrin dreht sich um, als Merga mit einem Teller in der Hand durch die offene Tür aus dem Flur hereinkommt. »Ihr müsst wieder an die Arbeit, Dorrin. Ich habe hier etwas zu essen für sie.«
    »Ja, Dorrin. Du musst wieder an die Arbeit. Schließlich war deine Arbeit wichtiger, als die Weißen Bastarde aufzuhalten …«
    Dorrin lässt sich nicht auf einen Streit mit ihr ein. Er weiß genau, dass er allein zweifellos mehr Menschen getötet hat als jeder andere, der auf der Seite Spidlars gekämpft hat. »Wäre ich geblieben, so wäre ich getötet worden, oder es wären andere meinetwegen getötet worden.« Er hat immer noch gelegentlich Kopfschmerzen, und auch die Blindheit sucht ihn immer wieder heim.
    »Wozu bist du dann nütze? Wo bist du gewesen, als Brede dich gebraucht hat?«
    »Ich habe getan, was ich konnte«, antwortet Dorrin. »Ich bin kein Kämpfer. Nenn mich ruhig einen Feigling.«
    »Du bist kein Feigling, Dorrin. Du hast einfach nur noch nie etwas gefunden, für das es sich zu kämpfen lohnt. Nicht für mich, nicht für Liedral, nicht für Recluce …«
    »Und wie würdest du die Zerstörung bei Kleth bezeichnen, für die ich verantwortlich bin?«
    »Das war mechanische Zerstörung, kein Kampf.«
    »Hier ist Euer Essen«, unterbricht Merga sie.
    »Warum sollte ich etwas essen?«
    »Wegen Eures Sohnes«, sagt Merga.
    »Der keinen Vater haben wird …«
    Dorrin geht ohne ein weiteres Wort in den Flur hinaus. Er blickt kurz zum hinteren Zimmer und lächelt leicht. Da jetzt so viele Leute im Haus leben, teilen er und Liedral wenigstens dasselbe Bett – in gewisser Weise jedenfalls. Zwischen ihnen existiert nach wie vor eine Mauer, aber es ist eindeutig eine Verbesserung. Manchmal kann er sie kurz und sanft berühren.
    Er kehrt in die Küche zurück und sieht Dampf vom Wasserkessel aufsteigen. Der Anblick erinnert ihn an die Maschine, die er so mühsam gebaut hat. Er kann nur hoffen, dass sie funktioniert.
    Wozu er nütze ist, hat Kadara gefragt. Brede ist tot, ein Opfer der Weißen Garde, und Dorrin lebt noch, weil er geblendet und derart von Schmerzen geschüttelt war, dass er kaum reiten konnte. Er geht langsam auf die Veranda hinaus und über den Hof zur Schmiede. Am Himmel ballen sich schwere, graue Wolken zusammen. Er reibt sich die Stirn. Was kann er tun, um die heranrückenden Weißen aufzuhalten? Er könnte sie nicht einmal aufhalten, wenn er große Zahlen relativ unschuldiger Soldaten und Rekruten töten würde. Kann er in den paar Achttagen, die ihm noch bleiben, irgendetwas schaffen, das die Weißen Magier aufhält? Oder wenigstens einige von ihnen?
    Aus dem grauen Himmel fällt ein Regen nieder, der nicht aufhören will.
    Die Wärme des Schmiedefeuers ist so tröstlich wie der Klang der Hämmer. Yarrl

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