Magische Maschinen
Elina räuspert sich.
»Und wie wollt Ihr Recluce nun verteidigen?« fragt Dorrin.
»Wie wir es immer getan haben. Sie müssen landen, und wir glauben nicht, dass sie dies irgendwo in der Nähe von Landende erfolgreich tun können.«
»Und auf See?« fragt Dorrin weiter.
Videlt schaltet sich ein. »Wir haben nicht viel aufzubieten. Wir besitzen eher wenige Schiffe, und nur zwei sind so nahe, dass sie Recluce binnen einiger Tage erreichen können. Wir müssen jetzt jedem Handelsschiff zwei Begleitschiffe mitgeben, und wir haben weder Kupfer noch Zinn auf Recluce. Übrigens auch kein Kobalt für die Glasbläsereien und …«
»Also sind wir ganz auf uns gestellt?«
»Wie würdest du es denn anfangen, wenn es gälte, eine Weiße Streitmacht aufzuhalten?« fragt Oran.
»Ich würde es zunächst auf dem Meer versuchen.«
»Womit? Ich habe an deinem Schiff keinen Rammsporn gesehen, und ein einzelnes Schiff kann nicht sehr viele Soldaten befördern.«
»Wir haben eine kleine Entertruppe und ein paar Raketen aus Schwarzem Stahl.«
»Raketen? Diese Feuerröhren?« Videlt runzelt die Stirn.
Dorrin nickt.
»Barbarische Waffen.«
»Nicht barbarischer als die Feuerkugeln der Weißen Magier.«
»Einige von ihnen sind in der Lage, Schiffsrümpfe zu durchschlagen«, ergänzt Dorrin.
Elina zuckt zusammen.
»Ich bin auch nicht erfreut, Magistra, aber wenn wir schon kämpfen müssen, so müssen wir uns auch Mühe geben zu siegen.« Dorrin fragt sich, ob es ihm irgendwann einmal erspart bleiben wird, beunruhigende Informationen weiterzugeben. Ob bereits die bloße Existenz seines Schiffes die Weißen Magier zurückhalten wird? Er bezweifelt es. Kann sein Schiff eine ganze Flotte aufhalten? Nicht ohne eine größere Zahl an Raketen … und mit sehr viel Glück. Es sei denn, man kann die Weißen überzeugen, es sich anders zu überlegen.
»Wir werden diese Entscheidungen Euch überlassen«, sagt Videlt glatt. Er streicht sich das lange braune Haar aus der Stirn. »Ich für meinen Teil würde mich jetzt gern ein wenig auf eigene Faust in Eurer … in Eurer Stadt umsehen.«
»Wie Ihr wünscht.«
Elina blickt zu Videlt, dann zu Oran. »Wir treffen uns kurz vor dem Mittagessen bei der Hafenmeisterei, damit wir die Postkutsche nicht verpassen.« Sie dreht sich um und geht zum leeren Lagerhaus.
Videlt wandert an der Hafenmauer entlang, als wolle er von Osten aus den ganzen Ort umkreisen. Dorrin und Oran bleiben allein auf der Pier zurück.
Nach längerem Schweigen fragt Oran: »Wie willst du deine Stadt nennen?«
»Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Bis jetzt nennen wir die Gegend einfach das Südkap.«
»Das ist freilich der Name für die ganze Südspitze der Insel.«
»Hast du einen Vorschlag?« fragt Dorrin.
»Wie wäre es mit Nylan? Nach Rybas erstem Schmied?«
»Warum nicht … aber ich würde gern noch die anderen fragen, vor allem Yarrl, Liedral und Reisa. Einen Namen für diesen Ort zu finden war in der letzten Zeit wirklich nicht unser größtes Problem.«
»Ich weiß. Kyl erzählte, du hättest dein Schiff schon zur Hälfte gebaut, ehe du dazu kamst, dir dafür einen Namen zu überlegen.«
»Ich war wohl eher an den Ergebnissen als am Namen interessiert.«
»Auch das ist mir klar.« Orans Stimme klingt nicht mehr so scharf und verbittert wie zuvor. »Lass uns zu deinem Haus gehen. Erzähle mir von der Stadt und den Menschen hier.«
Als die beiden Männer in den Ort zurückgehen, kommen sie an Reisas Hafenmeisterei vorbei.
»Hier wäre Reisas Büro, sie ist die Hafenmeisterin. Sie stammt aus Südwind und war früher Schwertkämpferin …«
»Die einhändige Frau?«
»Ja. Sie hat unsere Soldaten ausgebildet.«
»Habt ihr denn bewaffnete Kämpfer?«
»Nicht viele. Bisher ungefähr zwei Trupps. Reisa leitet den einen, Kadara den anderen. Oder vielmehr, sie hatte die Leitung und wird sie später wieder übernehmen.«
Sie laufen jetzt in Richtung zweier weiterer Gebäude, die gegenüber der Waffenkammer und dem Übungsgelände stehen.
»Das dort ist Yordas Haus. Er ist Küfer und Korbmacher. Ich glaube, er ist aus dem Norden von Feyn gekommen. Jenes dort«, Dorrin deutet auf das andere Haus, »gehört Alerik. Er handelt mit Wolle. Ich habe ihn gefragt, warum er ausgerechnet hier eine Niederlassung eröffnen will, wo doch die meisten Schäfer und Züchter am anderen Ende der Insel sitzen. Er sagte, er wolle dort sein, wo der Handel florieren werde.« Der junge Mann lacht. »Er hat in Landende
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