Magische Maschinen
Ellen weiten, ummauerten Innenhof. Die Hälfte der Fläche wird von Hügelbeeten eingenommen, die umgegraben, aber noch nicht bepflanzt sind. Weißer Reif bedeckt die dunkle Gartenerde. Der Atem steht ihm als weiße Wolke vor dem Mund, als er zum Brunnen geht.
Er lässt den Schöpfeimer in den gemauerten Brunnenschacht sinken, hält das Seil fest und zerschlägt die Eisdecke mit dem schweren, mit Eisenbändern verstärkten Holz. Dann hebt er den Eimer die ungefähr zehn Ellen bis zum Steinrand hoch. Das eiskalte Wasser schwappt ihm über die nackten Hände, als er den Schöpfeimer in den kleineren Trageimer leert. Er kehrt zur Küche zurück. Aus dem Schornstein über der Küche steigt eine schmale weiße Rauchfahne, die vom Wind nach Norden geweht wird.
»Und denk daran, putz dir die Füße ab.«
»Ja, Köchin.«
Die Frau mit der platten Nase schneidet und würfelt verschiedenes Gemüse, das Dorrin nicht kennt. Er starrt das blitzschnell zuckende Messer an.
»Hast du noch nie gesehen, wie ein Eintopf gemacht wird, mein Junge? Ha!«
Dorrin schleppt drei volle Eimer vom Brunnen herein, bis der Vorratstank in der Küche voll ist, dann legt er wieder den Deckel darüber.
»Hat ja auch lange genug gedauert«, schnaubt die alte Köchin. »Frühstück steht auf dem Tisch.«
»Danke«, sagt Lyssa, die Magd mit den großen Augen.
»Bedank dich nicht bei ihm, Mädchen. Er ist nur ein Quester, der morgen oder in einem Achttag wieder verschwinden wird – falls ihn die Weißen Wachen nicht wegen irgendeiner Sache einlochen. Ich kann Jarnish überhaupt nicht verstehen.«
Dorrin zieht sich einen Hocker heran und setzt sich. Auf dem wackligen Tisch liegen und stehen ein Laib Schwarzbrot, ein Keil Käse, ein Teller mit Trockenfrüchten, drei angeschlagene Tonbecher und ein irdener grauer Krug, über dem eine kleine Dampfwolke schwebt.
»Was ist mit deinen Freunden?« knurrt die Köchin. »Wollen die etwa den ganzen Tag verschlafen?«
Dorrin blickt zum grauen Morgen hinaus. Es dämmert gerade erst. »Ich glaube nicht, aber es ist doch noch nicht lange hell, oder?«
»Junge, wenn du im Leben Erfolg haben willst, dann darfst du nicht länger als bis zum zweiten Hahnenschrei schlafen.«
Lyssa schaut Dorrin an und grinst ihn einen Moment an, bevor sie ein Tablett nimmt und geht.
»Sag der alten Herrin, wenn sie noch mehr heißen Apfelwein will, so soll sie zweimal läuten.« Das blitzende Messer hält inne, und die Köchin schiebt das Gemüse in die dunkle Flüssigkeit im dunklen Suppentopf.
Dorrin gießt sich heißen Apfelwein in einen Becher und schneidet Brot und eine Scheibe Käse ab. Das Brot ist warm und weich, der Käse kalt und scharf. »Sehr gutes Brot.«
»Natürlich. Etwas anderes backe ich nicht. Wenn man etwas macht, mein Junge, dann muss man es ordentlich machen. Denn sonst ist man ein Tunichtgut.«
Dorrin beißt noch einmal vom Brot ab, dann nimmt er einen Schluck Apfelwein. »Guter Apfelwein.«
»Hast du nicht zugehört, Junge? Ich bin eine gute Köchin. Ich mache kein schlechtes Essen. Wenn ich schlecht kochen würde, dürfte ich mich nicht Köchin nennen.« Sie zielt mit dem Messer auf einen unbestimmbaren Klumpen dunklen Fleischs.
Dorrin versucht einen getrockneten Birnapfel. Es überrascht ihn nicht mehr, dass auch die Dörrfrüchte ausgezeichnet schmecken.
»Ob wir hier richtig sind?« Bredes fröhliche Stimme ist zu hören, bevor er die Treppe vom Dachboden herunterkommt.
»Ob ihr richtig seid?« schnaubt die Köchin, als Brede auf dem Holzboden steht. »Wenn ihr bis Sonnenuntergang da ankommen wollt, wo ihr hinwollt, dann solltet ihr euch lieber in Bewegung setzen, statt zu fragen, ob ihr hier richtig seid.«
»Ihr habt vollkommen recht.« Brede zieht sich einen Hocker heran, lässt sich Dorrin gegenüber nieder und schenkt zwei Becher heißen Apfelwein ein.
»Natürlich habe ich recht, aber ich brauche keinen Soldatenjungen, der mir das erklärt.«
Kadara setzt sich neben Brede, nimmt sich einen Becher, hält ihn sich unter das Kinn und lässt sich vom Dampf das Gesicht wärmen. »Hmm …«
»Du bist zu hübsch, um eine Schwertkämpferin zu sein.« Die Köchin zielt mit dem Messer auf Kadara. »Mit deinem Aussehen kannst du mehr Männer niederstrecken als mit der Klinge, die du gestern getragen hast.«
Dorrin verschluckt sich fast an seinem Käsebrot.
Kadara trinkt einen Schluck warmen Apfelwein. »Sag jetzt kein Wort«, wendet sie sich flüsternd an Brede. »Und du auch nicht«, fügt
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