Magische Momente der Lust
ihr und streichelte beruhigend ihren Arm. Ihm fiel keine plausible Erwiderung mehr ein.
Sie atmete tief durch. “Und dann denke ich ständig an Jack. Daran, wie unfair es ist, dass er in Mexiko unter schwierigen Bedingungen Menschen hilft, vielleicht nicht genug zu essen kriegt und zu wenig Schlaf hat. Und ich amüsiere mich derweil mit seinem Bruder.” CeeCee rückte von ihm ab. “Kein besonders schöner Charakterzug, findest du nicht?”
“Könnte doch sein, dass es Jack gar nicht so schlecht geht, wie du denkst?”, bemerkte er, um CeeCee aufzuheitern. “Vielleicht fände er es gut, wenn wir eine Affäre hätten?”
Sie stützte sich auf einen Ellbogen und sah ihm in die Augen. “Ich möchte dich nicht anlügen, Zack. Ich finde dich sehr attraktiv. Aber ich glaube, es ist das Beste, wenn du jetzt in dein Zimmer gehst. Der Augenblick ist vorbei, und ich glaube nicht, dass er zurückkehrt.”
Jack war völlig entnervt. Die Dinge entwickelten sich absolut nicht, wie er es geplant hatte. In der Maske seines Bruders Zack schien es ihm unmöglich, CeeCee zu verführen. Aber wo genau sein Fehler lag, das erkannte er nicht. Was musste er ändern?
Es war Samstagabend. Als sie vor zwei Stunden aus Galveston zurückgekommen waren, schien CeeCee es eilig zu haben, ihn zu verlassen. Er begriff nicht, was sie hatte. Was wollte sie eigentlich?
In seiner Verzweiflung klingelte er später am Abend bei Miss Abbercrombe, um sich Rat zu holen.
Wenig später versank er in einem Sitzsack aus den sechziger Jahren, der zusammen mit anderen Antiquitäten dieser Epoche Miss Abbercrombes Wohnzimmer zierte. Es gab noch ein Sofa mit Paisleymuster, eine Lavalampe sowie eine Statuette der Beatles. Aus den Lautsprechern der Stereoanlage dröhnte Musik von “Jefferson Airplane". Miss Abbercrombe servierte Ginseng-Tee und selbst gebackene Brownies. Jack war nicht sicher, ob es ratsam war, diese zu probieren.
Miss Abbercrombe ließ sich auf dem Sofa nieder, Muffin saß auf dem Schoß. Sie schob ihre Brille hoch und schaute Jack mitleidig an. “Es ist doch ganz einfach, junger Mann.”
“Das finde ich überhaupt nicht, Miss Abbercrombe. Im Gegenteil. Es ist ziemlich kompliziert.”
Sie schüttelte den Kopf. “Was Sie über Frauen zu wissen scheinen, passt vermutlich auf einen Einkaufszettel.”
“CeeCee ist nicht wie andere Frauen.”
“Hm, ich gebe zu, dass ihr Problem etwas ungewöhnlich ist. Doch ihre Gefühle sind es nicht.”
“Können Sie das näher erklären? Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.”
“Sie müssen erreichen, dass sie sich Zack in die Arme wirft. Sie kann sich nicht entscheiden, weil sie hin- und hergerissen ist zwischen zwei Männern. Ehe sie sich Zack zuwendet, muss sie sicher sein, dass sie Jack damit nicht das Herz bricht.”
Er schüttelte den Kopf.
“Sie müssen ihr beweisen, dass Jack in Mexiko genauso viel Spaß hat wie sie hier mit Zack haben könnte.”
Er dachte nach. Irgendwie erschien ihm die Idee gar nicht so schlecht. Sobald CeeCee sich keine Sorgen mehr um Jack machte, konnte sie sich Zack hingeben.
“Na gut. Und wie soll ich das anfangen?”
Miss Abbercrombe beugte sich verschwörerisch vor und lächelte. “Hier ist mein Vorschlag.”
“CeeCee, Darling, ich wollte Sie um einen winzig kleinen Gefallen bitten.” Miss Abbercrombe stand auf CeeCees Türschwelle, Muffin auf dem Arm.
“Kommen Sie doch rein.” CeeCee winkte die ältere Dame in ihr Wohnzimmer. “Was kann ich für Sie tun?”
Miss Abbercrombe strich Muffin über den Kopf. “Ich muss mit Dr. Jack sprechen. Er hat mir gesagt, Sie wüssten, wie Sie ihn erreichen können.”
“Ich habe die Nummer seines Piepers. Allerdings gehe ich davon aus, dass er nur im Notfall angepiept werden will.”
Wenn sie sich vorstellte, mit Jack zu reden, bekam sie ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Warum, hätte sie nicht erklären können. Seit über sechs Wochen hatte sie kein Wort mit ihm gewechselt. Sie fürchtete sich vor dem ersten Gespräch.
“Hm, es ist nicht unbedingt ein Notfall, aber es ist wichtig. Dieser blonde Riese von neulich behauptet, Muffin habe ihn gebissen. Er droht, mich zu verklagen.”
“Oh nein!”
“Doch. Ich brauche Jacks Aussage. Dazu müsste er meinen Anwalt anrufen und ihm versichern, dass Muffin den Kerl nicht gebissen hat.”
“Muffin hat Mr. Vandergrin absolut nicht gebissen. Ich war ja schließlich auch dabei. Wenn Sie möchten, kann ich das aussagen.”
“Das ist furchtbar nett von
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