Magische Verführung
konnte das nicht nachvollziehen, wo er doch seit ihrem Bund sexuell enthaltsam war.
Einige Minuten lang schwiegen sie sich an. »Es tut mir weh, dass eine andere Frau dich überall berühren durfte, während ich nicht mal einen Kuss bekomme.«
Er erstarrte. Aus ihren Worten klang solcher Schmerz. »Vergleich dich nie wieder mit anderen Frauen!«, knurrte er.
Der Leopard in ihm tobte bei diesem Gedanken. In dem Moment, in dem er gespürt hatte, dass sie für ihn bestimmt war, hatten alle anderen Frauen für ihn den Reiz verloren.
Sie gab keine Antwort.
»Tammy.«
»Ich möchte jetzt nicht mehr darüber reden.«
Ihm war, als würde sie weinen. Das erschütterte ihn. Seine starke und schöne Gefährtin weinte doch nie. »Tammy, bitte nicht.«
»Bitte was nicht? Den Baum in Ruhe schmücken?« Ihre spitze Zunge war zurückgekehrt.
»Ich dachte ...« Erleichtert schüttelte er den Kopf. »Was kommt nach den Lichtern?«
»Anhänger. Das wird eine Weile dauern. Ich werde jedes der Kinder bitten, einen zu machen.«
Behände sprang er vom Baum und nahm sich die letzte Lichterkette. Sie anzubringen ging viel zu schnell, auch wenn er extra trödelte. Als er das nächste Mal vom Baum sprang, wartete Tamsyn schon auf ihn. »Danke.«
Nate ballte die Hände zu Fäusten, damit er ihr nicht unversehens übers Gesicht strich. »Willst du sie nicht anschalten?«
»Nein, erst wenn alles fertig ist.« Sie versenkte die Hände in den Taschen ihrer Jeans. »Ich geh jetzt lieber rein.
Mir ist kalt.«
Er war kurz davor, sie in den Arm zu nehmen; bei jedem anderen Rudelgefährten hätte er es getan, Körperlichkeit gehörte zu ihrem Wesen. Doch bei Tamsyn würde es nicht bei einer einfachen Umarmung bleiben. Er würde sie mit Haut und Haaren verschlingen, seine alleinigen Besitzansprüche geltend machen, jede ihrer verführerisch weiblichen Rundungen erkunden. Mit rauer Stimme fragte er: »Was machst du morgen?«
»Bastle Anhänger mit den Kindern. Muss noch mal durch meine Uni-Aufzeichnungen gehen. Gute Nacht, Nate.«
Er runzelte die Stirn. »Du bist immer noch sauer.«
»Nein.« Sie lächelte dünn. »Aber ich bin auch kein Masochist. Du hast Jahre Zeit gehabt, dich an den Paarungstrieb zu gewöhnen, aber ich nicht. Also mach es mir nicht so schwer und bleib auf Abstand.«
Bleib auf Abstand! Nate ging in seinem Wohnzimmer auf und ab. Immerhin war er ihr Gefährte! Sie gehörte ihm!
Und nun verlangte sie, er solle auf Abstand bleiben.
Aus den umliegenden Wäldern drang tiefes Knurren, und Nate spekulierte, wer von seinen Rudelgefährten wohl im Mondlicht jagte. Er tippte auf Lucas oder Vaughn, vielleicht waren sie auch gemeinsam auf der Jagd. In ihrem jungen Alter hatten beide schon dem Tod ins Auge gesehen, und der Verlust geliebter Menschen hatte sie für immer gezeichnet. Nun warteten sie, bis sie endlich erwachsen waren, um sich zu rächen.
Wenn es an der Zeit war, würde er an ihrer Seite gegen die ShadowWalker-Wölfe kämpfen. Die jungen Männer würden mit ihren Dämonen ringen, doch er tat es für Tamsyn, damit sie in Sicherheit war. Wenn er an seine Gefährtin dachte, spürte er eine dunkle, heftige Leidenschaft aufflammen. Sie gehörte ihm und keinem anderen.
Das besänftigte den noch ungestillten Hunger des Leoparden ein wenig.
Nie würde er den Augenblick vergessen, in dem ihm klar geworden war, welche Rolle sie in seinem Leben spielte.
Aufgrund des Altersunterschieds bewegten sie sich innerhalb des Rudels in anderen Kreisen. Aber er hatte gewusst, wer sie war, und sie insgeheim verehrt. Beim Klang ihres Lachens wurde seine Raubkatze ganz sanft, und wenn sie lächelte, musste auch er unweigerlich lächeln.
Am Abend ihres fünfzehnten Geburtstags hatte sie eine kleine Übernachtungsparty veranstaltet, und er war vorbeigekommen, um ihr zu gratulieren. Es war keine spontane Idee; er kam regelmäßig vorbei, um sicherzugehen, dass es ihr gut ging, vor allem, wenn ihre Eltern nicht zu Hause waren. Als Tamsyn die Tür öffnete, spürte er das Band zwischen ihnen, als sei endlich etwas eingerastet. Sie musste es auch gespürt haben, denn in ihren Augen standen Verwunderung und Freude zugleich.
Dann hatte er sie angefasst, hatte seine Hand an ihre Wange gelegt. Und sie hatte sich warm und weich an ihn geschmiegt. Von dem Moment an hatte er gewusst, dass sie ihm nichts würde abschlagen können. Und deshalb hatte er beschlossen, sich zurückzuziehen. »Erst wenn du so weit bist«, hatte er damals gesagt und sie
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