Magische Verführung
wusste das gesamte Rudel über ihre Probleme mit Nate Bescheid. »Rotzlöffel!«
»Ja, aber du hast mich gern.«
Sie lachte und drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich erhob. Dorian stand ebenfalls auf. Schon jetzt zeigte sich, dass er sie eines Tages überragen würde. »Sieh dich vor, Dorian! Wenn ich dich dieses Jahr noch mal zu Gesicht bekomme, dann mach ich irgendetwas Fieses. Lasse meine Heilerautorität spielen und verordne dir Stubenarrest.«
»So wie du Nate gerne Stubenarrest verordnen würdest -vielleicht in deinem Schlafzimmer?«
»Dorian!«
Mit einem verschmitzten Grinsen machte er sich aus dem Staub. Tamsyn versuchte ihr Lachen zu verbergen, bis er außer Sicht war. Dann begann sie ihre Sachen einzusammeln. Sie war zufrieden mit sich; ihre medizinische Ausbildung hatte sich heute bezahlt gemacht. Normalerweise hätte sie ihre Heilkräfte eingesetzt, aber das war gar nicht nötig gewesen. Ihre Kraft sparte sie sich lieber für besonders schwerwiegende Verletzungen - wie damals bei Carlos - auf.
Neben ihr raschelte es, Juanita kam hinter den Bäumen hervor. »Hast du mein ... ach, da ist es ja.« Nita hob einen schmalen, schwarzen Zeitmesser vom Boden auf. »Hatte es beim Training abgenommen. Der Junge ist ein echter Teufelskerl...«
Tamsyn nickte und packte schweigend ihre Sachen weiter zusammen. Nita war wirklich die Letzte, mit der sie reden wollte; besonders nicht nach ihrer Erkenntnis heute Morgen. Dann hockte sich Juanita plötzlich neben sie.
»Ich brauche deinen Rat, Tammy.«
Wieder brach die Heilerin in Tamsyn durch und verwies die hässliche Eifersucht in die hinterste Ecke. »Gibt es denn ein Problem?« Sie sah in Juanitas sinnliches, exotisches Gesicht, und plötzlich erkannte sie nicht mehr die Rivalin in ihr, sondern lediglich eine Rudelgefährtin in Not.
»Das kannst du laut sagen.« In ihren dunklen Augen lag ein Funkeln. »Ich frage mich unentwegt, wie ich das Thema Nate anschneiden kann, ohne dass du sauer wirst.«
6
Tamsyn erstarrte. »Was ist denn mit Nate?«, presste sie hervor.
»Hör zu ...« Juanita tippte ihr mit dem Finger gegen das Knie. »Er ist echt ein super Typ, und wir hatten eine Menge Spaß zusammen ...«
Tamsyn klappte ihre Tasche zu und wollte aufstehen, doch Juanita hielt sie am Arm fest. »Aber mehr war da nicht.
Nur Spaß. Wir waren damals Freunde und sind es heute wieder. Das ist alles.«
»Okay. Ich muss jetzt los.« Sie sehnte sich so sehr nach Nates Berührungen, dass sie den Gedanken an ihn mit einer anderen nicht ertragen konnte.
Juanita ließ aber nicht locker. »Du hörst mir ja gar nicht zu, Tammy! Ich versuche dir gerade zu sagen, dass er mich nie so leidenschaftlich angesehen hat wie dich. Er war nie verrückt nach mir - nicht so wie nach dir.«
Tamsyn starrte Nita an. »Er ist einfach abgehauen«, hörte sie sich mit einem Mal sagen. »Ich habe mich ihm sozusagen auf dem Silbertablett präsentiert, und er ist auf und davon. Er steht nicht auf mich.«
Juanita lachte laut los. »Dieser Mann ist so verrückt nach dir, dass er die Jungen ansteckt. Du weißt doch, wie schnell sie auf sexuelle Schwingungen anspringen! Nate ist zurzeit animalisches Verlangen auf zwei Beinen - und er ist allein an dir interessiert.«
»Aber...«
»Aber gar nichts.« Juanita sprang auf und wartete, bis sich Tamsyn ebenfalls erhoben hatte. »Nimm es mir nicht übel, aber du bist einfach noch sehr jung.«
»Ich bin reifer als manch Ältere.«
»Ja, das bist du auch. Und ich würde mir auch ohne zu zögern von dir Rat holen.« Juanitas Nüchternheit nahm ihr den Wind aus den Segeln. »Doch in einer Hinsicht bist du völlig unbedarft.«
»Männer«, flüsterte Tamsyn, und die Schamesröte schoss ihr in die Wangen.
»Ja. Du bist eine von den Glücklichen, die schon früh ihren Gefährten gefunden haben, aber das hat auch seinen Preis.« Juanita musste es nicht erst aussprechen. »Also glaub mir bitte, wenn ich sage, dieser Mann würde sein Leben geben, um dich nur einmal zu berühren.«
Tamsyn würde ihr nur allzu gern glauben. »Dann versteckt er seine Gefühle aber ziemlich gut.«
»Natürlich tut er das! Er ist dickköpfig und will den Ton angeben. Alles soll so laufen, wie er es will. Nur du kannst ihn umstimmen. Und bitte tu es, bevor er noch das ganze Rudel wild macht.«
Tamsyn holte tief Luft, schluckte ihren Stolz hinunter und verließ sich auf die Rudeltreue. »Du hast Erfahrung.
Zeig mir, was ich tun muss.«
Juanita grinste.
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