Magische Verführung
Aufgabe.«
Nate blickte den Alten verwundert an. »Können Sie in die Zukunft sehen?«
»Nein«, lachte der. »Ich bin kein Medialer. Bloß ein einfacher Mensch.«
Und dennoch blickten seine dunklen Augen voller Weisheit. Bei einem Medialen hatte Nathan noch nie einen solch friedvollen Ausdruck gesehen, trotz all ihrer Gaben. »Sie haben recht - ich meine das mit dem Lieben und Beschützen.«
Die verknitterten Hände des Alten griffen nach einem ledergebundenen Buch und lasen etwas in einer seltsamen, fremden Sprache. »In den Sternen steht geschrieben, dass Sie ein langes und glückliches Leben führen werden.«
»Das hört man gem.« Nate grinste.
Verschmitzt zwinkerte der Mann ihm zu. »Die Frauen wissen ja gar nicht, wie sie uns in der Hand haben. Das bleibt unser Geheimnis.«
Lachend verließ Nathan den Laden und machte sich auf den Rückweg zu seinem Wagen. Gerade lud er die Einkäufe in den Kofferraum, da bemerkte er, dass er direkt vor einem Blumengeschäft geparkt hatte. Er machte den Kofferraum zu und schlenderte zum Laden.
Wegen der Kälte standen draußen keine Pflanzen, also drückte er die Tür auf. Drinnen schlug ihm feuchte Hitze entgegen. Es wimmelte dort nur so vor Blumen, und die Luft war schwer von den vielen Düften. »Mal was anderes«, murmelte er und versuchte, die verschiedenen Düfte zu unterscheiden.
»Ich gebe mir Mühe«, sagte eine sanfte Frauenstimme.
Als er sich umdrehte, stand eine kleine Chinesin hinter ihm und lächelte ihn glückstrahlend an. Das Funkeln in ihren Augen kam ihm irgendwie bekannt vor. »Sie kennen nicht zufällig den Heiler am Ende der Straße?«
»Mein Mann.«
»Oh.« Verlegen trat er von einem Fuß auf den anderen. »Ich möchte gerne Blumen für meine Gefährtin kaufen.«
Die Alte schob ihre winzigen Hände in ihre Kitteltaschen. »Mag sie Rosen? Ich habe gerade welche frisch reinbekommen.«
»Sie ist ebenfalls Heilerin.« Er hatte Tammy nie gefragt, ob sie Rosen mochte.
»Ah! Eine praktische Frau.« Die Blumenverkäuferin bedeutete ihm, ihr durch das wilde Geflecht des Ladens zu folgen. »Hier.« Sie deutete auf eine robuste grüne Topfpflanze mit nur wenigen weißen Blüten. »Daran wird sie jahrelang Freude haben, eine anspruchslose Pflanze. Braucht nur hin und wieder einen Schluck Wasser.
Pflegeleicht, die wird ihrer Heilerin gefallen.«
Nathan machte ein finsteres Gesicht. »Nein.«
Achselzuckend ging die Alte weiter durch den Laden und blieb vor einer Margerite stehen. »Eine einfache schöne Pflanze, und wenn sie verblüht, ist es nicht ganz so schade drum.«
»Nein.« Mann und Leopard wurden zunehmend ungehaltener, dabei war der Grund nicht ganz eindeutig. »So etwas habe ich mir nicht vorgestellt.«
Gelassen führte ihn die Besitzerin um eine weitere Ecke, der Laden war wesentlich größer, als es von außen den Anschein hatte. »Ah, ich wette, danach suchen Sie.« Sie strich über die Blüten eines rustikalen Straußes. »Diese Blumen hier halten alles aus. Und billig sind sie auch«, sagte sie mit einem verschlagenen Lächeln. »Na kommen Sie schon!«
»Nein.« Der Leopard hatte seine Krallen schon ausgefahren, in Nates Kehle formierte sich ein Knurren. »Zeigen Sie mir etwas Schönes, Außergewöhnliches.«
»Hhm.« Die Alte schien nachzudenken, endlich nickte sie und führte ihn in den hinteren Ladenteil zu einem kleinen Gewächshaus mit Kunstlicht. »Die habe ich noch. Sie sind nicht sonderlich robust, und wie Sie selbst sehen, erfordern sie viel Pflege. Aber bei der richtigen Zuwendung werden sie Ihnen mit großer Blütenpracht danken. Sie sind kostbar und sehr selten, lassen sich nicht so leicht ersetzen.«
»Ja«, sagten Mann und Katze, fasziniert von den zarten Blüten hinter dem Glaskasten. »Geben Sie mir die.«
»Für eine Heilerin?« Skeptisch zog die Frau die Brauen hoch.
»Für mich ist sie nicht die Heilerin. Für mich ist sie Geliebte und Gefährtin.«
Und im Gegensatz zu den Gewächshausblumen war sie stark. Aber ebenso wie diese war sie unersetzlich und so schön, dass es ihm fast das Herz brach. »Und sie ist mein.«
Diesmal strahlte die Blumenverkäuferin ihn an. »So soll es sein.«
Tamsyn hatte das Essen vorbereitet, den Tisch gedeckt und war in ein hübsches knielanges Kleid geschlüpft. Sie biss sich auf die Lippe und blickte erwartungsvoll in den Spiegel. Das herbstliche Rotorange des Kleides brachte den Kupferton in ihrem offenen Haar gut zur Geltung. Oben herum schmiegte sich das Kleid eng um ihren
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