Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert
Hand. Das fehlte gerade noch, dass Opa jetzt anfing, über die Liebe zu reden, während Tom mir gegenübersaß und mich nicht aus den Augen ließ. Suse sprang hektisch auf, sie wusste von ihrem eigenen Geburtstag, wie die Rede ungefähr weitergehen würde. Opa stand kurz davor, was von erblühender Lotusblume als Sinnbild der Reinheit und Schönheit zu erzählen, von Fruchtbarkeit und von der Göttin, die in mir wohne und nur erweckt werden wolle… oh Mann. Doch bevor es so weit kam, würgte Suse ihn ab. »Genau!«, rief sie. »Und jetzt lasst uns alle auf Luna anstoßen.«
Cola-, Milchshake- und Weingläser klirrten aneinander, und nachdem Suse und Opa sich wieder gesetzt hatten, fragte Tom: »Was wünschst du dir eigentlich für das nächste Jahr?« Er sah so sexy aus mit dem ersten Dreitagebart seines Lebens. Eventuell lag das aber nur an den Lichtverhältnissen.
Alle Augen waren auf mich gerichtet, als ich merkte, dass ich immer noch nicht geantwortet und ihn nur angestarrt hatte. Ich sagte: »Ich, also… äh.« Ja, SCHLAGFERTIG ist mein zweiter Vorname.
Er lächelte mich an. Seine Zahnlücke funkelte. Ich weiß schon, Zahnlücken können nicht funkeln, aber manchmal eben doch . Ich schwör’s. Oder wallah, wie Alenya sagen würde.
»Wünsch dir doch, dass du wieder neben Suse sitzen kannst«, rief Rosalie.
»Oder dass du MusicStars gewinnst«, schlug Lea vor. Alenya nickte begeistert.
»Und natürlich eine neue Jeans.« Das kam von Gloria.
»Ich wünsche dir, dass du glücklich bist«, sagte Tom leise, als säßen wir ganz allein am Tisch.
Ach. Du. Sch… Ich verlor mich in seinen schwarzen Augen. Die mit den goldenen Punkten drin. Von den Gesprächen um uns herum kriegte ich ein paar Minuten lang gar nichts mehr mit.
Als es dunkel war, öffnete ich Toms Päckchen. Tom diskutierte mit Greg gerade über Undershoot 3, das vor ein paar Tagen rausgekommen war. Alenya, Rosalie, Gloria, Lea, Fritzi und Suse standen auf Zehenspitzen um mich herum, als ich das rosa Papier aufriss, und reckten neugierig die Hälse. Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen. Die Sims Mittelalter. Ausgerechnet die Sims! Mit denen hatte ich schon mit zwölf abgeschlossen. Gloria riss die Augen auf und schüttelte dann den Kopf. Rosalie streckte beide Daumen nach unten. Suse zeigte mit dem Zeigefinger an die Schläfe und drehte ein paar Kreise und Alenya nickte dazu. Fritzi und Lea runzelten die Stirn, als sie einen Blick auf die Hülle erhaschten. Kein Ring, keine Kette, kein… was weiß ich.
Ich war davon überzeugt, dass Tom mir mit dem Geschenk zwischen den Zeilen ungefähr das Folgende sagen wollte: He, Kleine, lass das mit den großen Jungs und der Küsserei erst mal sein und beschäftige dich noch ein paar Jahre mit Mädchen -Computerspielen. Rosalie legte mir tröstend die Hand auf die Schulter, aber ich ließ sie und die anderen stehen. Nicht besonders erwachsen, okay, doch es gibt Dinge, die sind größer als man selbst. Ich war einfach zu enttäuscht und musste zumindest einen Moment lang allein sein. In den Birnbaum im hinteren Teil des Gartens haben Suse, Greg und ich ein Baumhaus gebaut. Ich kletterte die Leiter hinauf und ließ die Beine baumeln. So läuft das also, dachte ich. Nicht nur war der erste Kuss ewig her, Tom schien auch nicht wild auf eine Wiederholung zu sein UND dann schenkte er mir noch was, worüber sich vielleicht ein Kumpel freuen würde. Ein zwölfjähriger Kumpel. Aber doch nicht… ich. Dann atmete ich tief, so wie Opa es mir beigebracht hat. Langsam einatmen, nooooch langsamer ausatmen und dem eigenen Herzen zulächeln (okay, kein Dunst, was das bedeutet, aber ich tu immer so, als ob ich es wüsste). Ganz oft funktioniert das und man fühlt sich sofort besser. Und es funktionierte auch jetzt im Birnbaum, ein bisschen zumindest.
Aber irgendwann muss jeder mal wieder vom Birnbaum hinuntersteigen. Selbst ich. Als ich das tat, waren die Mädels alle schon gegangen, ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich so lange da oben gewesen war. Kurz darauf verabschiedeten sich auch Tom und seine Eltern. Ich schaffte es nicht, Tom in die Augen zu sehen. Erstens hatte ich mich noch nicht für sein Geschenk bedankt… ich wusste nicht, wie. Und zweitens deutete nichts, aber auch gar nichts darauf hin, dass aus MTK noch mal was wurde. Doch da strich mir Tom mit seiner Hand eine Strähne aus dem Gesicht. »Was das Spiel betrifft…«, begann er.
»Ja, ach so, klar, vielen Dank«, krächzte ich.
»Ja, ich
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