Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
Vom Netzwerk:
stellte vorsichtshalber den Erdnuss-Shake ab und ließ mich neben sie fallen. Rosalie und Lea plumpsten ebenfalls neben uns. Und auch wenn sie keine Ahnung hatten, worüber wir so gackerten, machten sie mit.
    Lea ist echt cool, sie ist aber erst im Sommer in unsere Klasse gekommen. Rosalie hingegen ist neben Suse meine älteste Freundin. Die habe ich schon mit acht im Ballettunterricht kennengelernt. Anfangs fand ich ja, dass sie eingebildet war. Aber dann habe ich gemerkt, dass sie einfach schüchtern ist, und inzwischen kommen wir super miteinander klar. Alenya und Fritzi saßen immer noch unter den Girlanden am Tisch. Zufrieden sah ich mich um. Alle Menschen, die mir etwas bedeuteten, waren da (okay, alle außer Tom) und ich war in diesem Moment irre dankbar für alles, was ich hatte. Diesen Erdnuss-Shake, die tollen Freundinnen, meine Eltern, die für mich da waren, und zwar zwei, nicht nur eine Mutter wie bei Suse. Meinen Opa, der bekloppt, aber nicht langweilig war und genau in diesem Moment mal wieder den Beweis dafür antrat.
    Vor wenigen Minuten hatte er noch ganz normal ausgesehen (Jeans, Hemd und Turnschuhe), doch jetzt trat er mit seiner E-Gitarre und dem tragbaren Verstärker aus der Küchentür auf die Veranda. Schwarze Lederhose, schwarzes Black-Sabbath-T-Shirt, Nietengürtel, Lederhalsband und Stirnband, die Haare hatte er
toupiert (!). An der rechten Hand trug er mehrere fette Silberringe. Er spielte »Happy Birthday« in seiner ganz eigenen Heavy-was-weiß-ich-was-Version, also mit kreischenden Gitarrenriffs und so laut, dass die Fensterscheiben klirrten. Mau flitzte mit eingezogenem Schwanz hinter der Hecke hervor und verschwand im Haus, Gloria sprang auf, schnappte sich eine Bierflasche als Mikrofon und sang laut mit. Wenn man den ersten Schock über Opas peinliches Aussehen verwunden hatte, machte er das echt gut. Suse kam zu uns und grölte mit, während Heiko mit seinem Handy herumspielte.
    »Happy Birthday« ging in »Smoke on the Water« über und daran hängte Opa ein Gitarrensolo, das nie mehr zu enden schien. Irgendwann drehte Mama ihm den Saft ab, indem sie den Stecker aus seinem Verstärker zog. Grinsend küsste ich Opas verschwitzte Wangen und fragte ihn, ob ich mir den Nietengürtel irgendwann mal ausborgen könnte. Dann hüpfte ich wieder die Verandatreppe hinunter und schlenderte durch den Garten, wobei ich meinen Blick möglichst unauffällig durch die Gegend wandern ließ. Immer in der Hoffnung, Tom um die Ecke biegen zu sehen.
    Ich war schon kurz davor, in mein Zimmer zu rennen, den Ring zu nehmen und NACHZUSEHEN, ob Tom sich heute noch zu meiner Geburtstagsfeier bequemen würde oder nicht. Aber da fiel mein Blick plötzlich auf eine Frau. Sie stand reglos hinter der Brombeerhecke und starrte in unseren Garten. Mitten im Sommer trug sie einen langen dunklen Mantel mit Kapuze, deswegen konnte ich nicht viel von ihrem Gesicht erkennen. Nur ein paar ziemlich rote Locken (rot wie die Blutwurst, die Papa als Einziger in der Familie so gern isst) spitzten darunter hervor. Als ob sie meinen Blick gespürt hätte, drehte sie auf einmal den Kopf in meine Richtung, verharrte noch kurz und zog sich dann in den Schatten zurück. Ich fragte mich, wie lange sie da wohl schon gestanden hatte.
    »He!«, rief ich. »Hallo!«
    Doch sie war bereits verschwunden. Und bis ich mit dem Erdnuss-Shake im Bauch durch das Gartentor auf die Straße gelaufen wäre, wäre sie sowieso schon über alle Berge. Außerdem war sie mir unheimlich und ich schätze, nur Schauspieler in Filmen verfolgen ausgerechnet die Leute, vor denen man lieber wegrennen sollte.
    Kopfschüttelnd ging ich hinüber zu dem großen Tisch, an dem meine Eltern saßen, Tante Jenny, Greg und Opa.
    »Habt ihr noch jemanden eingeladen?«, fragte ich.
    »Nein, wieso?«, wollte mein Vater wissen.
    »Da stand gerade eine Frau hinter der Brombeerhecke und hat in den Garten geschaut.«
    »Bestimmt war das eine Musikmanagerin aus Brooklyn«, kicherte meine Mutter. »Mit einem Vertrag für dich in der Tasche.« Sie trank fast nie Alkohol und hatte wahrscheinlich schon einen im Tee.
    Ich rollte mit den Augen. »Witzig«, sagte ich.
    »Oder eine Patientin von mir?«, meinte mein Vater leicht alarmiert.
    Opa zupfte sein Stirnband zurecht. »Ach was, ich schätze, es war eine meiner zahlreichen Verehrerinnen. Wie hat sie denn ausgesehen?«
    »Keine Ahnung, hab nicht viel sehen können. Nur, dass sie echt ganz schön rote Haare hat.«
    »Wahrscheinlich

Weitere Kostenlose Bücher