Magisches Erbe
dass Adrian sich selbst in Gefahr brachte, machte mir fast noch größere Angst. Er hatte schon so viel für mich riskiert. Konnte ich da weniger tun? »Aber du kannst morgen Abend wieder nach mir sehen.«
Adrians Miene hellte sich auf, als hätte ich gerade ein Date akzeptiert. »Dann haben wir eine Abmachung.«
Und da löste sich die Halle rings um mich herum einfach so auf. Ich kehrte zu friedlichen Träumen zurück und hörte ihn kaum, als er sagte: »Süße Träume, Sage.«
Kapitel 17
Obwohl unsere magischen Pläne gescheitert waren, hatte Ms Terwilliger mich gebeten, am Morgen vor Unterrichtsbeginn bei ihr vorbeizukommen, um unsere Strategie und zukünftige Aufträge zu besprechen. Ich hatte gerade noch Zeit, in der Cafeteria vorbeizuschauen und zu frühstücken, und fand dort Jill, Eddie und Angeline zusammen an einem Tisch. Es kam mir so vor, als sei es lange her, dass wir alle in einer halbwegs normalen Situation zusammen gewesen waren, und ich begrüßte diesen kleinen Moment der Verbundenheit. Er war eine Zuflucht vor dem Sturm, der mein Leben in letzter Zeit ausgemacht hatte.
Jill grinste über etwas, das Eddie aber nicht so lustig zu finden schien. »Mir hat er nichts darüber gesagt«, sagte er.
»Natürlich nicht.« Jill lachte. »Es ist ihm zu peinlich.«
Ich setzte mich mit meinem Tablett hin. »Wem ist was zu peinlich?« Ich vermutete, dass jener »er«, von dem sie sprachen, Adrian sein müsse, obwohl man sich kaum vorstellen konnte, dass Adrian überhaupt etwas peinlich war.
»Micah«, sagte Jill. »Ich habe ihn dazu überredet, wieder für unseren Nähklub zu modeln. Und dann hat er auch Juan und Travis dazu gebracht, es zu tun.«
»Wie hast du das geschafft?«, fragte ich. Ursprünglich war Jill durch den Nähklub der Schule mit Lia in Kontakt gekommen. Als Jill und Micah noch miteinander gegangen waren, hatte sie ihn überredet, das Model für einige sehr schlecht gemachte Outfits zu spielen. Er hatte es aus Bewunderung getan, obwohl ich mir nicht sicher war, ob es ihm wirklich Spaß gemacht hatte.
Jill beugte sich vor, ein aufgeregtes Funkeln in den Augen. »Claire hat ihm ein schlechtes Gewissen gemacht, bis er schließlich einverstanden war! Es war zum Schreien. Aber ich weiß nicht, wie er Juan und Travis dazu überredet hat. Vielleicht schuldeten sie ihm einen Gefallen.«
»Vielleicht haben sie Hintergedanken«, warf Eddie ein. Sein Tonfall überraschte mich, bis mir seine Lektion über die neuesten gesellschaftlichen Entwicklungen hier an der Schule einfiel. Was war es? Claire war Micahs neue Freundin. Juan und Travis waren seine Freunde und mochten Jill. Eddie gefiel es aber nicht, dass sie Jill mochten. Kapiert. Anscheinend hatte Eddie seine Meinung nicht für sich behalten, weil Jill die Augen verdrehte.
»Würdest du endlich aufhören, dir darüber Sorgen zu machen?«, fragte sie, lächelte zwar noch immer, klang aber ein klein wenig verärgert. »Es sind nette Jungs. Und ich werde nichts Dummes anstellen. Du brauchst mir keine Vorträge über Menschen und Moroi zu halten. Ich habe das schon verstanden.«
Ihre jadegrünen Augen richteten sich auf mich, und ihr Lächeln wurde schwächer. Sie musterte mich einige beunruhigte Sekunden lang, und ich fragte mich, woran sie wohl dachte. Hoffte sie immer noch auf eine romantische Lösung zwischen Adrian und mir? Fragte sie sich, warum Adrian und ich immer wieder in intime Situationen gerieten? Irgendwie wollte ich das auch wissen. Endlich riss sie den Blick von mir los, und ihre glückliche Stimmung kehrte zurück.
»Ich passe ja nur auf dich auf«, sagte Eddie stur.
»Du passt auf, dass sich keine Attentäter einschleichen. Ich werde mit diesen Jungs schon zurechtkommen. Ich bin kein kleines Kind mehr, und außerdem haben wir noch nie so viele männliche Models gehabt. Es ist toll. Wenn wir noch zwei andere finden, könnte unser Klub ein ganzes Projekt über Männerkleidung machen.«
Eddie wirkte immer noch viel zu ernst für dieses Gespräch. »Vielleicht würde Eddie sich ja freiwillig melden«, schlug ich vor. »Ich wette, dass sich die Wächterpose super auf dem Laufsteg machen würde.«
Er wurde rot, und selbst ich musste zugeben, dass es total süß war. Falls Jill verärgert gewesen sein sollte, weil er anfangs so überbehütend gewesen war, war jetzt jedenfalls nichts mehr davon zu bemerken. Ihrer träumerischen Miene nach könnte man meinen, dass Eddies Erröten das Tollste war, was sie je erlebt hatte. Ich glaube,
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