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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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er war so überwältigt von der Vorstellung, über einen Laufsteg zu schreiten, dass er es nicht einmal bemerkte.
    Angeline war bisher vollkommen still gewesen. Ich warf ihr einen Blick zu und erwartete, dass sie eine witzige Bemerkung darüber machen würde, dass ihr Freund ermutigt worden war zu modeln. Aber zu meiner Überraschung achtete sie überhaupt nicht auf das Gespräch. Sie hatte ein Geometriebuch aufgeschlagen vor sich liegen und versuchte wie wild, freihändig Kreise zu zeichnen. Es tat weh, sie dabei zu beobachten, aber nach Kristins Bemerkung, dass Angeline jemanden mit einem Zirkel gestochen hatte, war freihändig vielleicht auch am besten.
    »Was meinst du, Angeline?«, fragte ich, nur um zu sehen, wie vertieft sie war. »Denkst du, Eddie würde ein gutes Model abgeben?«
    »Mmh?« Sie sah nicht auf. »Oh, ja. Jill sollte ein paar Klamotten an dir ausprobieren.«
    Jetzt lief Jill rot an. Eddies Gesichtsfarbe vertiefte sich.
    Gerade als ich dachte, diese Mahlzeit könne nicht noch unwirklicher werden, kam Trey vorbei. Er stieß mit dem Fuß gegen Angelines Stuhl. »He, McCormick.« Er deutete auf ihr Millimeterpapier. »Zeit, deine Kurven zu überprüfen.«
    Statt mit einer scharfen Antwort zu reagieren, sah sie sofort auf, ein breites Lächeln im Gesicht. »Ich habe den ganzen Morgen daran gearbeitet«, erwiderte sie. »Ich glaube, sie sind ziemlich gut.«
    »Von hier oben sehen sie gut aus«, bestätigte Trey.
    Es waren die schlimmsten Kreise, die ich je gesehen hatte, aber ich glaubte, dass Trey sie ermutigen wollte. Und war erstaunt, wie ernst sie diese Mathezensur nahm. Mir schien, dass sie sie über alles andere stellte, selbst über ihr Privatleben. Sie sammelte ihre Sachen zusammen, um mit Trey in die Bibliothek gehen zu können. Eddie wirkte enttäuscht, konnte aber nicht protestieren, da er sonst die Wahrheit über sich und Angeline verraten hätte. Trey wusste, dass wir nicht wirklich alle miteinander verwandt waren, aber Eddies und Angelines Beziehung wurde immer noch geheim gehalten.
    Ich merkte, dass es fast Zeit war, mich mit Ms Terwilliger zu treffen. Hastig aß ich meine Banane auf und sagte Eddie und Jill, dass ich sie später sehen würde. Ob sie über männliche Models oder Jills Liebesleben reden wollten, war schwer zu erraten.
    Ich erschien pünktlich zu meinem Treffen, fand Ms Terwilligers Klassenzimmer jedoch verschlossen und dunkel vor. Ich nahm an, dass sie selbst im Krisenmodus noch das Recht hatte, ab und zu ein wenig zu spät zu kommen, daher ließ ich mich im Flur auf dem Boden nieder und las ein bisschen – als Vorbereitung auf meinen Englischkurs.
    Ich war schließlich so vertieft, dass ich gar nicht bemerkte, wie viel Zeit verstrichen war, bis ich die Glocke läuten hörte und sah, dass Schüler schon die Flure füllten. Ich schaute auf, als dieselbe gestresste Vertretungslehrerin wie beim letzten Mal mit einem Schlüsselbund zur Tür eilte, und rappelte mich auf.
    »Ist Ms Terwilliger heute nicht da?«, fragte ich. »Geht es ihr gut?«
    »Die Gründe sagen sie einem nicht«, antwortete die Vertretung schroff. »Sie bitten mich nur darum, hier zu sein. Hoffentlich hat sie diesmal Aufgaben dagelassen.«
    Ich kannte Ms Terwilliger und hatte schon das Gefühl, dass es ein weiterer »Hausaufgabentag« werden würde. Ich schlurfte hinter der Vertretung ins Klassenzimmer, mit einem unguten Gefühl im Bauch.
    Die nächste Stunde war eine Qual. Ich hörte kaum zu, als die Vertretung uns sagte, wir sollten an unseren Hausaufgaben arbeiten. Stattdessen blickte ich immer wieder verstohlen auf mein Handy und hoffte, dass eine SMS von Ms Terwilliger kommen würde. Doch dieses Glück hatte ich nicht.
    Ich ging von Kurs zu Kurs, war aber zu abgelenkt, um mich irgendwo voll zu konzentrieren. Ich schockierte mich sogar selbst in Englisch, als ich bei der Beantwortung einer Klausurfrage beinahe Heinrich IV. mit Heinrich VII. verwechselt hätte. Glücklicherweise bemerkte ich es rechtzeitig genug, um es nicht zu Papier zu bringen.
    Als ich am Ende des Tages für meinen Spezialkurs in Ms Terwilligers Klassenraum zurückkehrte, erwartete ich schon, dass mir die Vertretung sagen würde, ich könne wieder früher gehen. Stattdessen fand ich Ms Terwilliger selbst vor, wie sie Papiere auf ihrem Schreibtisch durchwühlte.
    »Sie sind zurück!«, rief ich. »Ich dachte schon, Ihnen sei etwas zugestoßen.«
    »Mir nicht«, erwiderte sie. Ihr Gesicht war bleich und hager. »Aber jemand anders

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