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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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eigene Rolle als Anstifterin erinnerte. Das Übelkeit erregende Gefühl in meinem Magen verstärkte sich und wurde bald von einer unaufhaltsamen Lawine von Gedanken überrollt.
    Ich hatte gestern Nacht zugelassen, dass ich die Kontrolle verlor, vom Verlangen übermannt. Ich hätte nichts davon tun sollen – und nicht nur, weil Adrian ein Moroi war – obwohl das auch problematisch war. Mein Leben drehte sich um Vernunft und Logik, und ich hatte beides über Bord geworfen. Es waren meine Stärken, und indem ich sie beiseitegedrängt hatte, war ich schwach geworden. Ich war von der Freiheit und den Risiken, die ich in der vergangenen Nacht erlebt hatte, berauscht gewesen, ganz zu schweigen davon, dass ich von Adrian trunken war und er gesagt hatte, ich sei schön und mutig und »unglaublich klug«. Ich war dahingeschmolzen, als er mich in diesem absurden Kleid angesehen hatte. Zu wissen, dass er mich gewollt hatte, hatte meine Gedanken verwirrt und mich dazu gebracht, ihn auch zu wollen …
    Nichts davon war okay.
    Mit großer Anstrengung hievte ich mich vom Bett und schaffte es, für den Tag etwas zum Anziehen herauszusuchen. Ich wankte wie ein Zombie unter die Dusche und blieb dort so lange, dass ich das Frühstück verpasste. Es spielte aber keine Rolle. Ich hätte ohnehin nichts essen können, nicht mit all den Gefühlen, die in mir tobten. Ich sprach mit kaum jemandem, als ich durch die Flure ging, und erst als ich in Ms Terwilligers Kurs saß, erinnerte ich mich endlich daran, dass es auf der Welt noch andere Leute gab, mit ihren eigenen Problemen.
    Insbesondere Eddie und Trey.
    Ich war mir sicher, dass sie unmöglich so traumatisiert sein konnten, wie Jill und ich es von den Ereignissen der vergangenen Nacht waren. Aber es war klar, dass beide einen harten Morgen gehabt haben mussten. Keiner von ihnen sprach oder sah die anderen an. Ich glaube, es war das erste Mal, dass ich sah, wie Eddie seine Umgebung vernachlässigte. Es läutete zur Stunde, bevor ich eine Chance hatte, etwas zu sagen, und ich verbrachte den Rest des Kurses damit, die beiden besorgt zu beobachten. Sie sahen allerdings nicht so aus, als würden sie in irgendeinen testosterongetriebenen Wahnsinn verfallen, das wertete ich schon mal als gutes Zeichen. Beide taten mir leid – besonders Eddie, dem am meisten unrecht getan worden war –, und die Sorge um sie half mir, mich von meinen eigenen Problemen abzulenken. Ein bisschen jedenfalls.
    Als der Unterricht aus war, wollte ich zuerst mit Eddie sprechen, aber Ms Terwilliger fing mich ab. Sie reichte mir einen großen, gelben Umschlag, der sich anfühlte, als enthalte er ein Buch. Die Zauber, die ich lernen musste, nahmen kein Ende. »Einige der Dinge, die wir besprochen haben«, erklärte sie mir. »Kümmern Sie sich darum, sobald es geht.«
    »Das werde ich, Ma’am.« Ich steckte den Umschlag ein und schaute mich nach Eddie um. Doch er war verschwunden.
    Trey saß in meinem nächsten Kurs, und ich nahm wie immer neben ihm Platz. Er warf mir einen Seitenblick zu und wandte sich dann ab.
    »Also«, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Fang gar nicht erst damit an.«
    »Ich fange mit gar nichts an.«
    Er schwieg einige Sekunden, dann drehte er sich wieder zu mir um, einen wilden Ausdruck in den Augen. »Ich wusste es nicht, ich schwöre es. Das mit ihr und Eddie. Sie hat es nie erwähnt, und natürlich wird hier nicht davon geredet. Ich hätte ihm das niemals angetan. Das musst du mir glauben.«
    Ich glaubte ihm. Welche Fehler Trey sonst auch haben mochte, er war herzensgut und ehrlich. Wenn hier irgendjemandem etwas vorzuwerfen war, dann Angeline.
    »Es überrascht mich ehrlich gesagt mehr, dass du dich mit jemandem wie ihr eingelassen hast, Punkt.« Ich brauchte nicht zu erklären, dass ich mit »jemand wie sie« einen Dhampir meinte.
    Trey legte den Kopf auf sein Pult. »Ich weiß, ich weiß. Es ging nur alles so schnell. Erst wirft sie ein Buch nach mir. Dann machen wir hinter der Bibliothek rum.«
    »Uh. So genau wollte ich das gar nicht wissen.« Als ich aufschaute, sah ich, dass unser Chemielehrer immer noch mit den Vorbereitungen beschäftigt war, sodass Trey und mir etwas Zeit blieb. »Was wirst du jetzt machen?«
    »Was glaubst du denn? Ich muss es beenden. Ich hätte es gar nicht so weit kommen lassen dürfen.«
    Die Sydney von vor drei Monaten hätte gesagt, natürlich muss er es beenden. Diese Sydney aber sagte: »Magst du sie?«
    »Ja, ich …« Er hielt inne, dann senkte er die

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