Magisches Erbe
»Sie ist fünfzehn! Du kannst sie dem nicht aussetzen.«
»Vielleicht warst du mit fünfzehn ein Unschuldslamm, aber Jill ist es nicht. Sie weiß, wie es auf der Welt zugeht.«
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. »Nun, ich bin keins deiner anderen Mädchen! Ich sehe sie jeden Tag. Weißt du, wie schwer es war, ihr ins Gesicht zu sehen? Weißt du, wie es ist zu wissen, dass sie mich dabei gesehen hat? Und, Gott, was, wenn da noch mehr gewesen wäre?«
»Also, was bedeutet das genau?«, hakte er nach. »Du änderst endlich deine Meinung, und jetzt wirst du es nur wegen ihr beenden?«
»Dich zu küssen ist nicht direkt eine Meinungsänderung.«
Mit einem ruhigen Blick sah er mich lange an. »Das war sehr viel mehr als Küssen, Miss ›Schnell von Begriff‹.«
Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie peinlich mir das jetzt war. »Und genau aus diesem Grund ist das jetzt alles vorbei. Ich werde Jill das nicht noch einmal sehen lassen.«
»Du gibst also zu, dass es wieder passieren könnte?«
»Theoretisch, ja. Aber ich werde uns nicht die Möglichkeit dazu geben.«
»Du willst es vermeiden, jemals wieder mit mir allein zu sein?«
»Ich werde dich meiden, Punkt.« Ich holte tief Luft. »Ich werde mit Marcus nach Mexiko gehen.«
»Was?« Adrian sprang auf und kam auf mich zu. Ich wich sofort zurück. »Was ist aus deiner Undercover-Arbeit geworden?«
»Die funktioniert nur, wenn ich auch wirklich undercover bleiben kann! Denkst du, ich kann das durchziehen, wenn ich mit dir durch die Gegend schleiche?«
»Du bist jetzt schon die meiste Zeit mit mir zusammen!« Ich konnte nicht sagen, ob er wütend war oder nicht, aber er war sichtlich erregt. »Es fällt niemandem auf. Wir werden vorsichtig sein.«
»Ein einziger Ausrutscher ist schon genug«, sagte ich. »Und ich weiß nicht, ob ich mir noch selbst trauen kann. Ich kann es nicht riskieren, dass die Alchemisten von dir und mir erfahren. Ich kann es nicht riskieren, Jill unserem Zusammensein auszusetzen. Sie werden einen anderen Alchemisten schicken, der sie beschützt, und hoffentlich wird Stanton Vorsichtsmaßnahmen gegen die Krieger ergreifen.«
»Jill weiß, dass ich mein Leben nicht auf Eis legen kann.«
»Solltest du aber«, fuhr ich ihn an.
Jetzt war er wütend. »Na, darüber müsstest du ja Bescheid wissen, da du eine Expertin darin bist, dir genau das zu versagen, was du eigentlich willst. Und jetzt wirst du das Land verlassen, damit du dir noch weniger gönnen kannst.«
»Ja, genau.« Ich ging zu dem Callistana hinüber und sprach die Beschwörung, die ihn wieder in seine unbewegliche Gestalt zurückversetzte. Ich steckte den Kristall in meine Handtasche und beschwor meine ganze Willenskraft, um Adrian den kältesten Blick zuzuwerfen, zu dem ich fähig war. Es muss ein machtvoller Blick gewesen sein, denn er sah aus, als hätte ich ihn geohrfeigt. Es brach mir das Herz, diesen Schmerz in seinem Gesicht zu sehen. Ich wollte ihm nicht wehtun. Ich wollte ihn auch nicht verlassen! Aber was hatte ich denn für eine Wahl? Zu viel stand auf dem Spiel.
»Die Sache ist erledigt. Ich habe mich entschieden, Adrian«, sagte ich. »Ich fahre dieses Wochenende, also mach es nicht schwerer als unbedingt nötig. Es wäre schön, wenn wir Freunde bleiben könnten.« Es klang, als würden wir eine Geschäftsvereinbarung schließen.
Ich ging zur Tür, und Adrian eilte mir nach. Ich konnte es nicht ertragen, die Qual in seinen Augen zu sehen, und es kostete mich meine ganze Entschlossenheit, nicht wegzuschauen. »Sydney, tu das nicht. Du weißt, dass es falsch ist. Tief im Inneren weißt du es.«
Ich antwortete nicht. Ich konnte nicht antworteten. Ich ging weg und zwang mich, nicht zurückzusehen. Ich hatte zu große Angst, meine Entschlossenheit könnte ins Wanken geraten – und genau das war der Grund, warum ich Palm Springs verlassen musste. Ich war bei Adrian nicht mehr sicher. Niemand durfte eine solche Macht über mich haben.
Danach wollte ich mich nur noch in meinem Zimmer verstecken und weinen. Eine Woche lang. Aber für mich gab es keine Ruhe. Es ging immer nur um andere, und meine eigenen Gefühle und Träume wurden ständig an den Rand gedrängt. Ich war somit nicht in der besten Position, Eddie Rat in Liebesdingen zu geben, als wir uns an diesem Abend trafen. Zum Glück war er zu sehr in seinen eigenen Gefühlen gefangen, um meine zu bemerken.
»Ich hätte mich nie mit Angeline einlassen sollen«, eröffnete er mir. Wir saßen in
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