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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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dagegen schien mit ihrem Gewissen zu kämpfen. Ich wusste, sie dachte, dass es eine absonderliche Bitte war … doch ihr war trotzdem bewusst, dass sie die Stimmung nicht verderben durfte. Sie schluckte. »Vielleicht … vielleicht wäre es eine nette Geste.« Sie warf mir einen mitfühlenden Blick zu, der zu sagen schien: Manchmal muss man sich für die Gemeinschaft opfern.
    Ian machte einen Wink mit dem Kopf in ihre Richtung. »Sind Sie verrückt geworden?«
    »Mr Jansen«, blaffte sie und sprach mit seinem Namen eine strenge Warnung aus.
    Alle Augen richteten sich auf mich, als jedem klar wurde, dass es letztlich meine Entscheidung war. An diesem Punkt wusste ich nicht, ob ich schockiert oder verängstigt sein sollte – und bei dem Gedanken, mit Adrian zu tanzen, war ich beides. Ich sah Stanton wieder in die Augen und nickte langsam. »Klar. Okay. Gute Beziehungen, nicht?«
    Ians Gesicht lief knallrot an, aber ein weiterer scharfer Blick von Stanton sorgte dafür, dass er schwieg. Während mich Adrian auf den Tanzboden führte, hörte ich einige geflüsterte Bemerkungen von neugierigen Moroi, die sagten: »Das arme Alchemisten-Mädchen« und »Manchmal ist er unberechenbar«.
    Adrian legte mir den Arm um die Taille, absolut korrekt und distanziert. Ich versuchte, nicht an das letzte Mal zu denken, als ich in seinen Armen gelegen hatte. Selbst mit geziemendem Abstand zwischen uns hielten wir uns immer noch an den Händen, war unsere Haltung noch immer intim. Ich war mir mit allen Sinnen jeder einzelnen Stelle bewusst, an der seine Finger auf meinem Körper lagen. Seine Berührung war leicht und zart, schien aber eine ungeheure Hitze und Intensität zu bergen.
    »Was hast du dir dabei gedacht?«, fragte ich, sobald wir uns im Takt der Musik bewegten. Ich versuchte, seine Hände zu ignorieren. »Weißt du, in welche Schwierigkeiten du mich damit vielleicht gebracht hast?«
    Adrian grinste. »Ach was. Du tust ihnen allen leid. Du wirst zur Märtyrerin werden, nachdem du mit einem gemeinen, bösartigen Vampir getanzt hast. Jobsicherheit bei den Alchemisten.«
    »Ich dachte, du wolltest mich nicht bedrängen wegen … du weißt schon … dieser Sache …«
    Der Unschuldsblick kehrte zurück. »Habe ich ein Wort darüber verloren? Die Aufforderung zum Tanz war nur eine politische Geste, mehr nicht.« Er hielt inne, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Wie es scheint, bist du doch diejenige, die ›diese Sache‹ nicht aus dem Kopf bekommt.«
    »Hör auf, mir die Worte im Mund umzudrehen! Das ist nicht – nein – das ist überhaupt nicht richtig.«
    »Du solltest diese Stanton sehen, wie sie uns beobachtet«, bemerkte er amüsiert und schaute hinter mich.
    »Alle beobachten uns«, brummte ich. Es war zwar nicht so, als würde der ganze Raum stillstehen, aber wir hatten durchaus eine Anzahl neugieriger Zuschauer, die den merkwürdigen Anblick eines Moroi begafften, der mit einem Menschen – und noch dazu einer Alchemistin – tanzte.
    Er nickte und schwang mich in eine Drehung. Er war ein guter Tänzer, was mich nicht groß überraschte. Adrian mochte frech und unverschämt sein, aber er wusste, wie man sich bewegte. Vielleicht hatten Tanzstunden einen Teil seiner Jugend in einer elitären Gesellschaftsschicht der Moroi ausgemacht. Vielleicht war er auch einfach von Natur aus begabt, seinen Körper einzusetzen. Dieser Kuss hatte ein ziemliches Talent bewiesen …
    Mist. Adrian hatte recht. Ich war diejenige, die über »diese Sache« nicht hinwegkam.
    Adrian, der nichts von meinen Gedanken ahnte, blickte wieder zu Stanton hinüber. »Sie macht ein Gesicht wie ein General, der seine Armee gerade auf ein Himmelfahrtskommando geschickt hat.«
    »Schön zu wissen, dass sie sich Sorgen macht«, antwortete ich. Für einen Moment vergaß ich meine Leiden auf dem Tanzboden, während ich wütend wieder an Stantons Need-to-know-Haltung dachte.
    »Ich kann dich näher heranziehen, wenn du willst«, bemerkte er. »Nur um festzustellen, wie viele Sorgen sie sich macht. Ich bin immer gerne bereit, auf diese Art zu helfen, das weißt du ja.«
    »Du bist ein echter Teamplayer«, sagte ich. »Wenn es dem Gemeinwohl dient, mich in Gefahr zu bringen, dann würde Stanton wahrscheinlich nichts dagegen unternehmen, dass du mir auf die Pelle rückst.«
    Adrians selbstzufriedenes Grinsen verschwand. »Hat sie jemals über diesen Burschen ausgepackt, den du gesucht hast? Martin?«
    »Marcus«, korrigierte ich ihn. Ich runzelte die Stirn.

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