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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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mich Adrian, indem er Ginger Ale bestellte. »Gute Zurückhaltung«, sagte ich, als mir klar wurde, dass er nüchtern bleiben musste, um mit Geist zu arbeiten. Ich hoffte, dass er nicht schon zu viel getrunken hatte. Für ihn wurde eine offene Bar nur noch von einer Schachtel Zigaretten übertroffen.
    »Ich bin ein Meister der Selbstbeherrschung«, verkündete er.
    Ich war mir da nicht so sicher, widersprach ihm aber auch nicht. Ich nippte an meiner Cola light, und wir standen in behaglichem Schweigen nebeneinander. Zwei Moroi-Männer rutschten neben uns an die Bar und sprachen mit der Lautstärke und dem Überschwang von Leuten, die sich bei der kostenlosen Schnapsverkostung nicht gerade zurückgehalten hatten.
    »Na, egal wie liberal das Mädchen sein mag, sie ist jedenfalls ein absoluter Augenschmaus«, sagte ein Mann. »Ich könnte sie mir den ganzen Tag anschauen, vor allem in diesem Kleid.«
    Sein Freund nickte. »Definitiv eine Verbesserung gegenüber Tatiana. Wirklich schade, was ihr zugestoßen ist, aber vielleicht war ein Tapetenwechsel das Beste. Hat diese Frau eigentlich jemals gelächelt?« Sie lachten beide über den Scherz.
    Adrians eigenes Lächeln verschwand, und er wurde vollkommen reglos. Tatiana, die ehemalige Moroi-Königin, war Adrians Großtante gewesen. Sie war im Sommer heimtückisch ermordet worden, und obwohl Adrian selten von ihr sprach, hatte ich von einigen Leuten gehört, dass sie einander nahegestanden hatten. Adrians Lippen verzogen sich zu einem Knurren, und er drehte sich ganz langsam um. Ohne zu zögern ergriff ich seine freie Hand und hielt sie fest.
    »Adrian, nicht«, sagte ich leise.
    »Sydney, das dürfen sie nicht sagen.« In seinen Augen stand ein gefährlicher Ausdruck, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte.
    Ich drückte seine Hand fester. »Sie sind betrunken, und sie sind dumm. Sie sind deiner Zeit nicht würdig. Bitte, mach hier keine Szene – um Sonyas willen.« Ich zögerte. »Und um meinetwillen.«
    Sein Gesicht war immer noch voller Zorn, und einen Moment lang dachte ich, er würde mich ignorieren und einem dieser Kerle ein Glas an den Kopf werfen. Oder etwas noch Schlimmeres tun. Ich hatte wütende Geistbenutzer gesehen, und sie waren furchterregend. Schließlich verblasste dieser Zorn wieder, und ich spürte, wie sich seine Hand in meiner entspannte. Er schloss kurz die Augen, und als er sie wieder öffnete, waren sie benommen und blicklos.
    »Niemand hat sie wirklich gekannt, Sydney.« Der Kummer in seiner Stimme brach mir das Herz. »Alle dachten, sie sei ein drakonisches Miststück. Sie haben nicht gewusst, wie witzig sie war, wie lieb sie sein konnte. Du kannst dir … du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich sie vermisse. Sie hat es nicht verdient, so zu sterben. Sie war die Einzige, die mich verstanden hat – sogar mehr als meine eigenen Eltern. Sie hat mich akzeptiert. Sie hat das Gute in meiner Seele gesehen. Sie war die Einzige, die an mich geglaubt hat.«
    Er stand vor mir, aber er war nicht bei mir. Ich erkannte die weitschweifige, verzehrende Natur von Geist. Geist brachte den Verstand seiner Benutzer durcheinander. Manchmal ließ es sie zerstreut und distanziert erscheinen – so wie jetzt. Manchmal störte es die Bodenhaftung der Leute. Und manchmal konnte es eine Verzweiflung mit vernichtenden Konsequenzen hervorrufen.
    »Sie war nicht die Einzige«, sagte ich. »Ich glaube an dich. Sie ruht in Frieden, und nichts, was diese Leute sagen können, ändert etwas daran, wer sie war. Bitte, komm zu mir zurück.«
    Er starrte immer noch an einen Ort, an den ich ihm nicht folgen konnte. Nach einigen beängstigenden Augenblicken blinzelte er und nahm mich wieder wahr. Er sah immer noch traurig aus, aber zumindest hatte er wieder die Kontrolle über sich. »Ich bin hier, Sage.« Er zog die Hand zurück und sah sich um, ob auch niemand gesehen hatte, dass ich sie gehalten hatte. Glücklicherweise hatten sich die Braut und der Bräutigam auf den Tanzboden begeben, und jeder sah ihnen wie gebannt zu. »Zwei Stunden.«
    Er kippte den Rest seines Drinks hinunter und ging davon. Ich sah ihm nach, bis er in der Menge verschwand, dann kehrte ich an meinen Tisch zurück und warf dabei einen Blick auf die Uhr. Zwei Stunden.
    Ian sprang auf, als er mich kommen sah. »Bist du okay?«
    Es waren keine Moroi-Gratulanten in der Nähe, also befand sich nur Stanton in Hörweite. Sie schien seine Sorge zu teilen. »Tut mir leid, dass Sie das ertragen mussten, Ms

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