Magisches Erbe
Sage. Ihre Hingabe an unsere Arbeit ist wie immer bewundernswert.«
»Man hilft, wo man kann, Ma’am«, antwortete ich. Ich machte mir immer noch Sorgen um Adrian und hoffte, er würde nicht wieder in die Fänge von Geist geraten.
»Hat er dich verletzt?«, fragte Ian und zeigte auf das, was er meinte. »Deine Hände?«
Ich sah hinunter, und mir wurde bewusst, dass ich mir die Hände gerieben hatte. Sie waren warm, wo Adrian mich berührt hatte. »Wie? Oh, nein. Ich versuche nur, ähm, den Makel abzureiben. Eigentlich … ich sollte mich besser waschen gehen. Bin gleich wieder da.«
Sie schienen das für eine vollkommen vernünftige Idee zu halten und hielten mich nicht auf, als ich in Richtung Toilette eilte. Frei von ihrer Sorge stieß ich einen Seufzer der Erleichterung aus. Hier waren gleich zwei Kelche an mir vorübergegangen, weil ich die Alchemisten nicht wissen ließ, dass ich mit einem Vampir befreundet war und außerdem heimlich gemeinsam mit ihm plante, Magie zu benutzen.
»Sydney?«
Ich war so abgelenkt, als ich aus der Toilette kam, dass ich Rose und Dimitri Belikov gar nicht bemerkt hatte. Sie standen dort Arm in Arm und lächelten über meine Überraschung. Ich hatte Dimitri heute Abend gar nicht gesehen, und sein schwarz-weißer Wächteranzug verriet mir auch den Grund dafür. Er war dienstlich hier und zweifellos einer der Schatten gewesen, die zwischen den Bäumen des Gewächshauses hin- und hergehuscht waren und alle bewacht hatten. Er musste jetzt Pause haben, denn sonst hätte er auf keinen Fall so lässig hier gestanden, nicht einmal mit Rose. Und »lässig« bedeutete bei Dimitri, dass er sich immer noch jeden Moment in den Kampf stürzen konnte.
Sie waren ein eindrucksvolles Paar. Er hatte dieselben dunklen Haare und dunklen Augen wie sie, und sie waren beide umwerfend attraktiv. Es war kein Wunder, dass sich Adrian in Rose verliebt hatte, und ich war überrascht, wie unwohl ich mich bei dem Gedanken fühlte. Wie bei Sonya und Mikhail gab es ein Band der Liebe zwischen Rose und Dimitri, das fast mit Händen zu greifen war.
»Bist du okay?«, fragte Rose mit freundlichen Augen. »Ich kann nicht glauben, dass dir Adrian das angetan hat.« Sie dachte noch einmal nach. »Andererseits, irgendwie glaube ich es doch.«
»Mir geht es gut«, antwortete ich. »Ich denke, die anderen Alchemisten waren darüber entsetzter als ich.« Mit Verspätung fiel mir ein, dass ich mich dabei nicht zu locker geben durfte, selbst wenn Rose und Dimitri wussten, dass ich Adrian aus Palm Springs kannte. Ich setzte meinen früheren entrüsteten Ausdruck wieder auf. »Trotzdem war es unpassend.«
»Korrektes Verhalten ist nie Adrians Stärke gewesen«, bemerkte Dimitri.
Rose lachte über die Untertreibung. »Falls du dich dann besser fühlst, ihr zwei habt da draußen wirklich gut zusammen ausgesehen. Es war schwer zu glauben, dass ihr Todfeinde seid … oder wofür Alchemisten es sonst halten.« Sie deutete auf mein Kleid. »Ihr wart sogar im Partnerlook.«
Ich hatte vollkommen vergessen, was ich anhatte. Es war ein kurzärmliges schwarzes Seidenkleid mit einigen Spritzern Königsblau auf dem Rock. Das war eine mutigere Farbe, als ich normalerweise tragen würde, aber das Schwarz dämpfte sie. Als ich jetzt wieder an Adrians Blautöne dachte, wurde mir klar, dass sich unsere Paletten tatsächlich ergänzt hatten.
Ihr zwei habt wirklich gut zusammen ausgesehen.
Ich weiß nicht, welchen Gesichtsausdruck ich trug, aber Rose musste dabei wieder lachen.
»Guck nicht so panisch«, sagte Rose mit glänzenden Augen. »Es war schön, einen Menschen und einen Moroi zu sehen, als gehörten sie zusammen.«
Als gehörten sie zusammen.
Warum sagte sie so was? Ihre Worte vermasselten mir das kühle, logische Benehmen, das ich aufrechtzuerhalten versuchte. Ich wusste, dass sie auf diese freundliche, diplomatische Art gesprochen hatte, um die sich alle so bemühten. Aber so fortschrittlich Rose und Dimitri auch sein mochten, selbst sie wären schockiert gewesen, wenn sie die Wahrheit über Adrians Gefühle und diesen riesigen Kuss gewusst hätten.
Den Rest des Empfangs über wuchs in mir ein mulmiges Gefühl. Glücklicherweise brauchte ich es nicht zu verbergen. Moroi und Alchemisten erwarteten beide von mir, dass ich so empfand. Stanton kam sogar selbst bald in den Genuss von »Diplomatie«, als ein Moroi im mittleren Alter sie zum Tanz aufforderte, nachdem er sich offenbar Adrians Demonstration von gutem Willen zum
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