Magisches Erbe
hoffnungsvollen Ausdruck auf Angelines Gesicht.
Eine Kellnerin kam, und ich bestellte mir eine Cola light und einen Salat. Ich zählte zwar nicht mehr ganz so streng jede Kalorie, aber ich hätte schwören können, noch den Zucker von dem Hochzeitskuchen schmecken zu können, den ich nach dem Zauber gegessen hatte.
Angeline drückte Eddies Arm fester und lächelte zu ihm empor. »Wenn du mich mal zu Hause besuchst, kannst du gegen meinen Bruder Josh kämpfen, um zu zeigen, dass du meiner würdig bist.«
Ich musste mir ein Lachen verbeißen. Ich hatte die Gemeinschaft der Hüter gesehen und wusste, dass sie es absolut ernst meinte. Ich musste mich beherrschen, keine Miene zu verziehen. »Brichst du keine Regeln, dadurch dass du mit ihm zusammen bist, ohne dass das bisher passiert ist?«
Angeline nickte und wirkte ein wenig deprimiert. »Meine Mom wäre völlig empört, wenn sie es wüsste. Aber ich vermute, dies ist ein besonderer Umstand.«
Eddie lächelte sie nachsichtig an. Ich glaube, manchmal denkt er, dass wir in Bezug auf die Hüter übertrieben. Ihm stand ein Schock bevor, falls er sie jemals besuchte. »Vielleicht kann ich gegen ein paar von deinen Verwandten kämpfen, um es wieder wettzumachen«, meinte er.
»Das wirst du vielleicht sogar müssen«, sagte sie, ohne zu merken, dass er einen Scherz gemacht hatte.
Es war zwar keine romantische Neckerei, aber Jill schien sich bei dem Gespräch über ihre Beziehung ausgesprochen unbehaglich zu fühlen. Sie drehte sich zu mir um, und es war sofort klar, dass sie die beiden nicht ansehen wollte. »Sydney, was machen wir mit Weihnachten?«
Ich zuckte die Achseln und verstand die Frage nicht ganz. »Das Übliche, schätze ich. Wir schenken uns was. Singen Lieder. Haben Weihnachtsduelle.« Angelines Miene hellte sich auf.
Jill verdrehte die Augen. »Nein. Ich meine, in ein paar Wochen sind doch Winterferien. Gibt es vielleicht irgendeine Möglichkeit … gibt es irgendeine Möglichkeit, dass wir nach Hause fahren können?«
Ein trauriger Unterton lag in ihrer Stimme, und selbst Eddie und Angeline ließen von ihrer gegenseitigen Bewunderung ab, um mich anzusehen. Unter ihren Blicken rutschte ich unbehaglich auf meinem Stuhl herum. Angeline war nicht so darauf bedacht, die Hüter zu besuchen, aber ich wusste, dass Eddie und Jill ihre Freunde und Verwandten vermissten. Ich wünschte, ich hätte ihnen die Antwort geben können, die sie hören wollten.
»Es tut mir leid«, sagte ich. »Ihr werdet die Ferien bei Clarence verbringen. Wir können es nicht riskieren … na ja, ihr wisst schon.« Ich brauchte die Notwendigkeit für Jills Sicherheit nicht extra zu betonen. Wir waren alle nur zu gut mit diesem Refrain vertraut. Ians Bemerkung darüber, wie wackelig der Thron stand, hatte die Bedeutung unserer Aufgabe unmissverständlich klargemacht.
Jill zog ein langes Gesicht. Selbst Eddie wirkte enttäuscht. »Das dachte ich mir schon«, sagte sie. »Ich hatte nur gehofft … ich meine, ich vermisse meine Mom so sehr.«
»Wir können ihr wahrscheinlich eine Nachricht zukommen lassen«, erwiderte ich sanft.
Ich wusste, dass das kein Ersatz für eine richtige Begegnung war. Es gelang mir gelegentlich, mit meiner eigenen Mom zu telefonieren, und ihre Stimme zu hören war tausend Mal besser als jede E-Mail. Manchmal hatte ich sogar die Chance, mit meiner älteren Schwester Carly zu reden, was mich jedes Mal aufheiterte, weil sie so munter und witzig war. Zoe, meine jüngere Schwester … na ja, hier sah es etwas anders aus. Sie wollte meine Anrufe nicht entgegennehmen. Sie wäre beinahe bei den Alchemisten aufgenommen worden – um diese Mission zu übernehmen –, als ich sie ihr weggenommen hatte. Ich hatte sie damit vor einer Bindung an die Alchemisten schützen wollen, solange sie noch so jung war, aber sie hatte es als Beleidigung aufgefasst.
Als ich nun Jills trauriges Gesicht sah, krampfte sich mir das Herz zusammen. Sie hatte so viel durchgemacht. Ihr neuer königlicher Status. Im Visier von Attentätern. Das Einleben in eine menschliche Schule. Ihre katastrophalen und gefährlichen Beziehungen. Und jetzt musste sie Eddie und Angeline ertragen. Sie bewältigte das alles mit einer bemerkenswerten Stärke und zog entschlossen alles durch, was sie machen musste, selbst wenn sie es nicht machen wollte. Lissa wurde dafür gelobt, eine so beispielhafte Königin zu sein, aber Jill besaß tatsächlich etwas Königliches und eine Stärke, die von vielen unterschätzt
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