Magisches Erbe
die in allem, was ich sage, eine unterschwellige romantische Botschaft findet.«
»Das tue ich nicht. Du weißt, dass ich das nicht gemeint habe.«
In gespieltem Mitgefühl schüttelte er den Kopf. »Ich kann dir sagen, Sage. Manchmal denke ich, dass ich derjenige bin, der eine einstweilige Verfügung gegen dich erwirken muss.«
»Adrian!«
Aber er war schon zur Tür hinaus, und wissendes Gelächter hallte von den Wänden wider.
Kapitel 8
Ich glaube, Adrian hätte sich sofort mit mir auf die Suche nach Ms Terwilligers Schwester gemacht. Die Sperrstunde in der Amberwood ließ es jedoch nicht zu, und außerdem wollte ich es bei Tageslicht tun. Es ehrte ihn, dass er Marcus heilte, ohne dass sie mit den Fäusten aufeinander losgingen. Das war immerhin ein Fortschritt. Marcus legte einen Teil seiner Feindseligkeit ab und versuchte, Adrian in ein Gespräch darüber zu verwickeln, was Geist bewirken konnte. Adrian antwortete vorsichtig und wirkte erleichtert, als Sabrina auftauchte, um Marcus abzuholen. Sein Abschied von mir war etwas rätselhaft, er sagte einfach, dass er mir bald eine SMS über die »nächste Phase« schicken werde. Ich war jetzt zu müde, um nach weiteren Einzelheiten zu fragen, und kehrte in mein Wohnheim zurück, um nach diesem ziemlich verrückten Tag erst einmal auszuschlafen.
Ich wachte im Morgengrauen von einem lauten Hämmern an der Tür auf, warf einen verschlafenen Blick auf die Uhr und verzog das Gesicht, als ich sah, dass es eine Stunde vor meiner üblichen Zeit war. Ich blieb einfach im Bett und hoffte, dass, wer immer es sein mochte, von allein wieder wegging. Wenn es etwas wirklich Dringendes gewesen wäre, hätte mich jemand auf meinem Handy angerufen. Das Display zeigte jedoch keine Anrufe in Abwesenheit.
Leider hörte das Klopfen aber nicht auf. Mit einer bösen Vorahnung stand ich schließlich auf und fürchtete mich schon fast vor dem, was ich da draußen vor meiner Tür finden würde.
Es war Angeline.
»Endlich«, sagte sie und lud sich selbst in mein Zimmer ein. »Ich dachte schon, du würdest nie öffnen.«
»Tut mir leid«, sagte ich und schloss die Tür hinter ihr. »Ich war gerade mit Schlafen beschäftigt.«
Sie marschierte direkt zum Bett und setzte sich darauf, als gehöre es ihr. Ich hatte ihren Stundenplan nicht mehr genau im Kopf, aber sie war mir immer wie eine Langschläferin vorgekommen. Aber heute anscheinend nicht. Sie trug die Schuluniform und hatte ihr leuchtend rotes Haar zu einem für ihre Verhältnisse ziemlich ordentlichen Pferdeschwanz zurückgebunden.
»Ich habe ein Problem«, sagte sie.
Meine böse Vorahnung wuchs. Ich stellte die Kaffeemaschine an, die immer mit frisch gemahlenen Bohnen und Wasser bereitstand. Irgendetwas sagte mir, dass ich gleich eine Tasse Kaffee brauchen würde, um diese Sache durchzustehen. »Was ist los?«, fragte ich und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl. Ich versuchte gar nicht erst zu raten. Wenn es um Angeline ging, konnten ihre Probleme in einfach allem bestehen: Sie konnte im Zorn einen Schreibtisch umgestoßen oder versehentlich über einem anderen Schüler Salzsäure verschüttet haben. Beides war kürzlich geschehen.
»Ich falle in Mathe durch«, erklärte sie.
Das war eine zwar unwillkommene, aber nicht unerwartete Neuigkeit. Die Kinder in Angelines Berggemeinschaft erhielten zwar Unterricht, doch er entsprach nicht ganz den Maßstäben des elitären Curriculums der Amberwood. Sie hatte in einer ganzen Reihe von Kursen Probleme, aber bisher immer noch so gerade die Kurve gekriegt.
»Ich habe jetzt schon Ärger in Spanisch«, fügte sie hinzu. »Aber diese Piñata, die ich gemacht habe, hat mir ein paar Zusatzpunkte eingebracht, also bin ich da erst mal aus dem Schneider.«
Ich hatte von der Piñata schon gehört. Sie hatte sie für den Kulturtag ihres Kurses gemacht, und sie war mit ihrem Pappmaschee so gründlich gewesen, dass keiner ihrer Klassenkameraden sie mit den üblichen Methoden öffnen konnte. Angeline hatte die Piñata schließlich gegen eine Wand geschlagen, und ihre Lehrerin hatte sie bremsen müssen, als sie ein Feuerzeug zur Hand genommen hatte.
»Aber wenn ich da und in Mathe durchfalle, werde ich vielleicht von der Schule fliegen.«
Das riss mich von der entflammbaren Piñata zurück in die Gegenwart. »Uh«, sagte ich aus Mangel an einer besseren Art, meine Gedanken zu artikulieren. Das Problem mit einer Schule mit hohen Maßstäben war … nun, dass sie eben hohe Maßstäbe hatte.
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