Magisches Erbe
keine Ahnung, Ausbruch von Leidenschaft zeigt.«
Trey schnaubte. »Ich weiß gar nicht, ob es wirklich so leidenschaftlich ist. Er macht sich mehr Gedanken über die Form und sitzt mit Büchern über jambische Fünfheber und die Analyse von Sonetten da.«
»Okay, das klingt schon mehr nach ihm.« Es würde gleich läuten, daher wollte ich auf meinen Platz zurückkehren, als mir etwas auf Treys Schreibtisch auffiel. »Damit bist du noch nicht fertig?«
Es war eine große Chemiehausaufgabe, in der es um eine Reihe komplizierter Säure- und Basenprobleme ging. Die Aufgabe war in der nächsten Stunde fällig, und es schien unwahrscheinlich, dass Trey rechtzeitig fertig werden würde, da bis jetzt nur sein Name auf dem Papier stand.
»Yeah … ich wollte es gestern Abend machen, aber …«
»Genau. Das Bier. Der Spaß.« Ich gab mir keine Mühe, meine Missbilligung zu verbergen. »Das macht einen großen Teil der Note aus.«
»Ich weiß, ich weiß.« Er blickte mit einem Seufzer auf die Blätter hinab. »Ich will so viel wie möglich schaffen. Ein paar Punkte sind besser als gar keine.«
Ich musterte ihn einen Moment lang und traf dann eine Entscheidung, die gegen viele meiner Grundprinzipien verstieß. Ich griff in meine Kuriertasche und reichte ihm meine fertigen Hausaufgaben.
»Da«, sagte ich.
Er nahm die Blätter mit einem Stirnrunzeln entgegen. »Da was?«
»Die Hausaufgaben. Nimm meine Antworten.«
»Ich …« Ihm klappte der Unterkiefer runter. »Weißt du, was du da tust?«
»Ja.«
»Das glaube ich nicht. Du gibst mir deine Hausaufgaben.«
»Ja.«
»Und sagst mir, ich soll sie als meine Hausaufgaben ausgeben.«
»Ja.«
»Aber ich habe sie doch gar nicht selbst gemacht.«
»Willst du sie nun oder nicht?«, fragte ich frustriert. Ich wollte die Blätter schon wieder an mich nehmen, aber er hielt sie fest.
»Oh, haben möchte ich sie schon«, sagte er. »Ich will bloß wissen, was du als Gegenleistung erwartest. Denn das hier ist keine große Wiedergutmachung dafür, dass ich von meinen Freunden und Verwandten geächtet werde.« Er klang unbeschwert, aber ich hörte den bitteren Unterton deutlich heraus. Da war es. Egal, wie gut befreundet Trey und ich sein mochten, unsere jeweilige Treue zu den Kriegern und den Alchemisten würde immer zwischen uns stehen. Jetzt mochte es noch ein Scherz sein … aber eines Tages war es keiner mehr.
»Du musst mir einen Gefallen tun«, erklärte ich. »Nur einen kleinen, ehrlich. Hängt nicht mit diesem … Kram zusammen.«
Trey wirkte verständlicherweise misstrauisch. »Und was?«
Es klingelte, daher sprach ich schnell. »Angeline braucht Nachhilfe in Mathe, oder sie fällt durch. Und wenn sie durchfällt, fliegt sie von der Schule. Es wäre für dich überhaupt nicht schwierig. Und es würde sich gut auf deiner Bewerbung fürs College machen.«
»Deine Cousine ist ein wenig instabil«, meinte er. Aber er sagte nicht nein, daher nahm ich das als gutes Zeichen.
»Du hast mal gedacht, sie sei heiß«, rief ich ihm ins Gedächtnis.
»Ja, das war, bevor …« Er beendete den Satz nicht, aber ich wusste schon Bescheid. Bevor er herausgefunden hatte, dass sie ein Dhampir war. Die Krieger hatten die gleichen Tabus wie die Alchemisten, was Beziehungen zwischen den Rassen betraf.
»Okay«, sagte ich. »Ich verstehe. Ich werde einfach meine Hausaufgaben nehmen und gehen.« Ich streckte die Hand aus, aber er gab mir die Blätter nicht zurück.
»Warte, ich mache es. Aber wenn sie mich verletzt, hoffe ich, dass du dich wirklich mies fühlen wirst. Die Basketballsaison hat gerade erst angefangen, und die Mannschaft wird verlieren, wenn ich ihretwegen ausfallen muss.«
Ich grinste. »Ich werde am Boden zerstört sein.«
Als ich es ihr beim Mittagessen erzählte, war Angeline nicht so begeistert. Sie wurde sogar rot vor Zorn und sah aus, als würde sie gleich ihr Tablett durch die Cafeteria schmeißen.
»Du erwartest von mir, dass ich mit diesem … diesem … Vampirjäger arbeite?«, fragte sie scharf. Ich überlegte, ob sie vielleicht einen anderen Namen im Sinn gehabt hatte, sich aber in einer bemerkenswerten Demonstration von Zurückhaltung beherrschte. »Vor allem nach dem, was sie Sonya antun wollten?«
»Trey ist nicht so wie die anderen«, verteidigte ich ihn. »Er hat sich geweigert, sie zu töten, und er hat sich sogar die Mühe gemacht, mich zu holen, um ihr zu helfen – was ihm sein Leben ziemlich versaut hat, wie ich hinzufügen möchte.«
Eddie
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