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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Probleme in einem Kurs mochten noch toleriert werden, aber nicht in zweien. Und wenn Angeline hinausgeworfen wurde, hätten wir für Jill eine Sicherheitsstufe weniger – ganz zu schweigen von der Tatsache, dass man mir wahrscheinlich die Schuld an allem geben würde.
    »Ms Hayward hat mir gesagt, ich brauche einen Nachhilfelehrer. Sie meint, ich soll entweder besser werden oder zumindest zeigen, dass ich mich anstrenge.«
    Das war vermutlich vielversprechend. Selbst wenn ein Nachhilfelehrer nicht helfen konnte, würde die Schule hoffentlich nachsichtig sein, sofern sie guten Willen zeigte.
    »Okay«, sagte ich. »Wir besorgen dir eine Nachhilfe.«
    Sie runzelte die Stirn. »Warum kannst du es nicht machen? Du bist so klug. Und du bist gut in Mathe.«
    Warum konnte ich nicht? Na ja, erstens musste ich eine böse Zauberin daran hindern, unschuldigen Mädchen Jugend und Macht auszusaugen. Dann musste ich die Geheimnisse und Lügen aufdecken, die mir die Organisation erzählte, in die ich hineingeboren worden war.
    Stattdessen sagte ich: »Ich bin beschäftigt.«
    »Du musst es tun. Es wäre ganz einfach für dich«, protestierte sie.
    »Sehr beschäftigt«, bekräftigte ich. »Es überrascht mich, dass Eddie es nicht tun kann.«
    Sein Name zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Er hat es mir schon angeboten, aber er hat nur durchschnittliche Noten. Ich brauche jemanden, der wirklich gut ist.«
    »Dann werde ich dir jemanden besorgen, der wirklich gut ist. Ich kann es bloß im Moment nicht selbst tun.«
    Diese Antwort gefiel Angeline zwar ganz und gar nicht, aber wenigstens warf sie meinen Schreibtisch nicht um. »Okay. Gut. Aber beeil dich.«
    »Ja, Majestät«, murrte ich und sah zu, wie sie mit einem Schnauben aus meinem Zimmer stolzierte.
    Angelines schulische Probleme waren wenigstens etwas einfacher zu lösen als die anderen übernatürlichen Machenschaften, die meine Zeit beanspruchten. Da ich nun schon mal wach war und meinen Kaffee gehabt hatte, ergab es keinen Sinn, wieder ins Bett zu gehen. Ich duschte und zog mich an, dann holte ich einige zusätzliche Hausaufgaben nach, während ich aufs Frühstück wartete. Als unsere Cafeteria öffnete, ging ich nach unten und lungerte am Eingang herum. Es dauerte nur ungefähr fünf Minuten, bis meine Freundin Kristin Sawyer vorbeikam. Sie ging vor dem Unterricht immer joggen und war danach meistens eine der Ersten in der Frühstücksschlange. Außerdem war sie mit mir in Mathe.
    »Hey«, sagte ich und ging neben ihr her. »Guter Lauf?«
    »Toller Lauf«, antwortete sie. Auf ihrer dunklen Haut stand immer noch ein wenig Schweiß. »Es ist viel angenehmer, jetzt wo es draußen kälter ist.« Sie musterte mich neugierig. »Normalerweise sehe ich dich nicht so früh hier unten. Normalerweise sehe ich dich gar nicht frühstücken.«
    »Es ist die wichtigste Mahlzeit des Tages, oder?« Ich nahm Haferbrei und einen Apfel. »Außerdem muss ich dich um einen Gefallen bitten.«
    Beinahe ließ Kristin den Teller mit Rührei fallen, den ihr die Bedienung anreichte. Ihre braunen Augen wurden groß. »Du willst mich um einen Gefallen bitten?«
    Obwohl ich für meine menschlichen Freunde nicht in der gleichen Weise verantwortlich war wie für die Moroi und Dhampire, neigte ich trotzdem dazu, auf sie achtzugeben. Ich hatte Kristin einige Male geholfen.
    »Ja … meine Cousine Angeline braucht einen Nachhilfelehrer in Mathe.«
    Auf Kristins Gesicht stand ein erwartungsvoller Ausdruck, als warte sie darauf, dass ich meine Geschichte beendete. Dann begriff sie schlagartig. »Wer, ich? Nein. Auf gar keinen Fall.«
    »Oh, komm schon. Es wäre leicht.« Ich folgte ihr zu einem Tisch und musste mich beeilen, um mit ihr Schritt zu halten. Vermutlich dachte sie, dass sie meiner Bitte entfliehen konnte, wenn sie nur schnell genug ging. »Sie ist im Förderkurs. Das schaffst du doch im Schlaf.«
    Kristin setzte sich und sah mich fest an. »Sydney, ich habe deine Cousine einen erwachsenen Mann niederschlagen und jemanden mit einem Lautsprecher bewerfen sehen. Glaubst du wirklich, ich werde mich für einen Job anheuern lassen, bei dem sie etwas tun muss, das sie nicht tun will? Was ist, wenn meine Erklärungen sie frustrieren? Woher weiß ich, dass sie mich nicht mit einem Zirkel stechen wird?«
    »Gar nicht«, gab ich zu. »Aber das ist wohl eher unwahrscheinlich. Vermutlich jedenfalls. Sie möchte wirklich ihre Note verbessern. Sie könnte sonst von der Schule fliegen.«
    »Tut mir leid.«

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