Magisches Erbe
Selbstvertrauen stand ihr gut und betonte ihren königlichen Status. Ganz offensichtlich genoss sie die Neckereien der Jungen. In meiner Sozialerziehung hatte ich gelernt, dass Flirts nicht das Gleiche waren wie Dates. Meine Freundin Julia war eine Expertin, was den Unterschied betraf. Und wenn es Jill glücklich machte, dann hatte ich damit überhaupt kein Problem.
Ehrlich, es sah eher so aus, als sei Eddie derjenige, der sich am meisten an Jills Verehrern störte. Theoretisch hatte er die Ausrede, sie beschützen zu wollen, aber dies schien mir ziemlich persönlich zu sein. Ich beschloss, ihn zu seinem eigenen Liebesleben zurückzuführen, um das er sich wirklich sorgen sollte.
»Wo ist Angeline?«
Jill kam auf uns zu. Eddie wirkte erleichtert und drehte sich wieder zu mir um. »Tja, darüber wollten wir mit dir reden.«
Jedes Mal, wenn jemand mit mir reden wollte, bedeutete es, dass etwas Eigenartiges geschehen würde. Notfälle erhielten nie eine Einleitung. Sie wurden einfach sofort übermittelt. Dieser vorsätzliche Kram konnte alles bedeuten.
»Was ist los?«, fragte ich, als Jill sich gesetzt hatte. »Mit Angeline?«
Sie tauschte einen wissenden Blick mit Eddie. »Wir glauben, dass Angeline etwas im Schilde führt«, begann sie. Einen Moment später wurde sie deutlicher: »Etwas Schlimmes.«
Nicht das schon wieder. Ich wandte mich an Eddie. »Ist sie immer noch distanziert?«
»Ja. Sie hat gestern mit uns zu Mittag gegessen.« Er runzelte die Stirn. »Aber sie hat sich etwas seltsam benommen. Sie wollte nicht erklären, warum sie so viel zu tun hatte.«
Jill pflichtete ihm bei. »Je mehr wir sie gefragt haben, desto mehr hat sie sich aufgeregt. Es war wirklich merkwürdig. Ich glaube, sie steckt in irgendwelchen Schwierigkeiten.«
Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück. »Die Art von Schwierigkeiten, in die Angeline gerät, ergeben sich normalerweise spontan und unerwartet. Ihr redet jetzt aber so, als würde sie heimlich etwas aushecken. Das ist nicht ihr Stil. Schlimmstenfalls versteckt sie irgendeine unerlaubte Kleidung.«
Eddie sah so aus, als wolle er lächeln, sei dazu aber nicht ganz in der Lage. »Stimmt.«
Jill war anscheinend nicht überzeugt. »Du musst mit ihr reden und herausfinden, was los ist.«
»Könnt ihr das nicht tun … mit ihr reden?«, fragte ich und schaute zwischen den beiden hin und her. »Ihr wohnt doch mit ihr zusammen.«
»Das haben wir ja versucht«, protestierte Jill. »Ich hab es dir doch gesagt. Je mehr wir geredet haben, desto wütender wurde sie.«
»Na, das kann ich verstehen«, blaffte ich sie an. »Hört mal, es tut mir leid, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Und ich will auch nicht, dass sie Ärger hat, glaubt mir. Aber ich kann nicht pausenlos mit ihr Händchen halten. Ich habe ihr Matheproblem gelöst. Mein Job ist es, dafür zu sorgen, dass sie in der Schule bleibt und eure Tarnung nicht auffliegen lässt. Alles andere ist unerheblich, und ich habe dafür jetzt einfach keine Zeit. Wenn sie mit euch nicht reden wollte, wie um alles in der Welt kommt ihr eigentlich darauf, dass sie mit mir reden würde?«
Ich hatte etwas harscher gesprochen als beabsichtigt. Sie lagen mir wirklich alle sehr am Herzen. Ich wollte auch keinen Ärger in der Gruppe. Trotzdem war es immer ein wenig frustrierend, wenn sie mit solchen Dramen zu mir kamen, als sei ich ihre Mutter. Sie zählten zu den klügsten und kompetentesten Leuten, die ich kannte. Sie brauchten mich nicht, und Angeline war wirklich kein kriminelles Genie. Es sollte doch nicht allzu schwierig sein, ihre Motive aufzudecken.
Keiner von beiden hatte sofort eine Antwort für mich. »Du scheinst bloß immer die Leute zu erreichen«, meinte Jill schließlich. »Du kannst gut kommunizieren.«
Das war nun allerdings kein Kompliment, das ich oft zu hören bekam. »Ich mache doch gar nichts Besonderes. Ich bin einfach hartnäckig. Versucht es weiter, vielleicht erreicht ihr sie ja.« Als ich sah, dass Jill zu einem Protest ansetzte, fügte ich hinzu: »Bitte. Verlangt nicht, dass ich mich sofort darum kümmere. Ihr wisst beide, dass ich sehr beschäftigt bin.«
Ich warf ihnen einen vielsagenden Blick zu. Sie wussten über Marcus Bescheid, und Jill wusste auch von Ms Terwilligers Schwester. Nach einigen Sekunden kam ihnen beides zu Bewusstsein, und da wirkten sie ein wenig verlegen.
Eddie stieß Jill sachte an. »Sie hat recht. Wir sollten uns selbst um Angeline kümmern.«
»Okay«, sagte Jill. Meine
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