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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Erleichterung war nur von kurzer Dauer. »Wir werden es noch ein bisschen weiter versuchen. Wenn es dann immer noch nicht funktioniert, kann Sydney sich ja doch noch einschalten.«
    Ich stöhnte.
    Als ich mich später von ihnen verabschiedete, musste ich unwillkürlich wieder an Marcus’ Bemerkungen in St. Bernardino denken, dass die Alchemisten in niedere Tätigkeiten verstrickt würden. Ich versuchte, mich damit zu beruhigen, dass Jill und Eddie dieses Problem allein lösen konnten, will sagen, ich würde nicht eingreifen müssen. Vorausgesetzt natürlich, dass Angeline wirklich nichts Katastrophales plante.
    Unglücklicherweise wurden diese Zweifel schon bald erschüttert, nämlich als ich später den Shuttlebus bestieg, der mich zum Hauptcampus bringen sollte. An Wochenenden verkehrte nur ein Bus zwischen den Gebäuden, und dieser kam gerade vom Jungenwohnheim. Trey saß im Bus und blickte mit einem glücklichen Ausdruck aus dem Fenster. Als er mich sah, verschwand sein Lächeln.
    »Hey«, sagte ich und setzte mich neben ihn. Er wirkte nervös. »Willst du lernen?«
    »Ich treffe mich mit Angeline.«
    Heute konnte ich ihr offenbar nicht entkommen, aber wenn sie an Mathe arbeitete, schien es zumindest unwahrscheinlich, dass sie einen Staatsstreich durchführte oder Brandstiftung beging. Doch seine beunruhigte Miene machte mir Sorgen.
    »Sie … sie hat dich doch nicht wieder geschlagen?« Ich sah keine auffälligen Male, aber bei ihr konnte man nie wissen.
    »Wie? Nein, nein. Nicht in letzter Zeit.« Er zögerte, bevor er weitersprach. »Melbourne, wie lange muss ich das noch machen?«
    »Keine Ahnung.« Ich hatte mich vor allem darauf konzentriert, sie durch die Gegenwart zu bringen, nicht auch noch durch die Zukunft. Immer eins nach dem anderen. »Ihre Abschlussprüfung ist vor den Ferien. Wenn sie besteht, hast du es wohl geschafft. Es sei denn, du willst nach den Ferien weitermachen – ich meine, vorausgesetzt, dass sie dich nicht zu sehr schlaucht.«
    Dies erschreckte ihn erheblich mehr, als ich erwartet hätte. »Okay. Gut zu wissen.«
    Er wirkte so verloren, als er ausstieg, um in die Bibliothek zu gehen, dass ich mich fragte, ob diese Chemielösungen es wirklich wert gewesen waren. Ich mochte Trey. Ich hätte nie gedacht, dass es sein Leben so radikal verändern würde, als ich ihm Angeline aufs Auge drückte. Vermutlich war das einfach die Art von Wirkung, die sie auf die Welt hatte.
    Ich sah ihm noch einen Moment nach, dann wandte ich mich dem Wissenschaftsbau zu. Eine unserer Lehrerinnen, Ms Whittaker, war Amateur-Botanikerin und freute sich immer, Ms Terwilliger mit verschiedenen Pflanzen und Kräutern zu versorgen. Sie dachte, dass Ms Terwilliger sie zu Hause für Bastelarbeiten benutzte, wie Potpourri und Kerzen, und ich musste regelmäßig die neuste Lieferung abholen. Als ich heute in ihr Klassenzimmer kam, saß Ms Whittaker an ihrem Schreibtisch und zensierte Prüfungsarbeiten.
    »Hi, Sydney«, sagte sie und sah kaum von ihrer Arbeit auf. »Ich habe alles da drüben hingestellt, auf die hintere Theke.«
    »Danke, Ma’am.«
    Ich ging hinüber und war überrascht, praktisch einen ganzen Gewürzschrank vorzufinden. Ms Terwilliger hatte um alle möglichen Blätter, Stiele und Triebspitzen gebeten. So viel hatte ich für sie noch nie abholen müssen.
    »Das war diesmal wirklich eine große Bestellung«, bemerkte Ms Whittaker, als spürte sie meine Gedanken. »Nimmt sie wirklich Knoblauch für ein Potpourri?«
    »Oh, den braucht sie zum, äh, Kochen. Sie wissen schon, die Feiertage und so.«
    Sie nickte und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Ein Vorteil bei alchemistischen Angelegenheiten – und Hexenangelegenheiten – war es, dass die Leute nur selten übernatürliche Gründe hinter merkwürdigen Verhaltensweisen und Phänomenen vermuteten.
    Ich überlegte, Trey und Angeline in der Bibliothek zu besuchen, nur um mir selbst ein Bild von ihrem Verhalten zu machen, beschloss dann aber, dass es besser sei, nicht darin verwickelt zu werden. Eddie und Jill würden das sicher regeln. Da ich nichts anderes zu tun hatte, wagte ich zu hoffen, heute vielleicht nur im Haus bleiben und lesen zu können. Doch als ich in mein Wohnheim zurückkehrte, bot sich mir der erstaunliche Anblick von Marcus, der draußen auf einer Bank saß und Akustikgitarre spielte. Eine Gruppe von vier Mädchen stand um ihn herum und lauschte ehrfürchtig. Ich trat an den Kreis heran und verschränkte die Arme vor der

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