Magisches Spiel
Tansy und die Spielfigur aus Elfenbein und die Informationen, die sich erbeuten ließen. Als Erstes veränderte sich ihre Atmung. Kaden beobachtete Tansys Gesicht und nicht ihre Hände. Trotz der Handschuhe an ihren Händen wusste er sofort, dass sie nach dem Elfenbeinstier gegriffen hatte. Die gewalttätigen Energien durchzuckten sie heftig. Er fühlte, wie sie durch ihr Inneres rasten. Mit der Gewalttätigkeit gingen sexuelle Energien einher, die ihn nicht überraschten. Tansys Aufklärungsquote als Fährtenleser lag bei hundert Prozent, und wenn sie meinte, eine Figur stünde für den stark ausgeprägten Sexualtrieb des Besitzers, dann glaubte er ihr.
»Er nimmt großen Anteil am Rodeo. Ihm gefällt die
Kraft des Stieres, und er lechzt danach, diese Kraft selbst zu besitzen. Er genießt die Heldentaten, die er bei Frauen vollbringt. Seine Kumpel wollen die Einzelheiten hören, und er versucht seinen Rekord von mehreren Frauen an einem Tag zu überbieten, die alle seine Aufmerksamkeit erflehen. Oft hat er zwei Frauen gleichzeitig. Dass er sie dazu bringen kann, alles zu tun, was er will, genießt er mehr als den eigentlichen Sexualakt. Er ist ein absoluter Adrenalinjunkie, der gar nicht genug davon kriegen kann. Was ihn wirklich anmacht, ist nicht das Morden an sich, sondern die Vorstellung, dass er es sich erlauben kann. Die Planung, die Durchführung und dann ungestraft davonzukommen – das ist es, was ihn in Euphorie versetzt. Je öffentlicher der Ort und je größer das Risiko, desto mehr berauscht er sich daran.«
Die Farbe ihrer Augen ging von Blau in Violett über, sie begannen silbrig zu glitzern, und seine Eingeweide verkrampften sich. Tansy entfernte sich zunehmend von ihm, als sie sich an dem Faden vorantastete, der zu dem Cowboy führte. Dabei konnte er ihr nicht wirklich folgen. Er konnte verschwommene Bilder sehen, die schnell vorüberzogen, doch er selbst konnte sie nicht erfassen. Nur die Eindrücke, die Tansy gewann, übertrugen sich auf ihn.
»Das war eine Chance, Team Eins zu überflügeln. Hengst, dieser Idiot, hatte seinen Schwanz nicht in der Hose behalten können, und dafür waren dem anderen Team Punkte abgezogen worden. Wenn er das jetzt gut hinkriegte, würden sie vorpreschen. Seine Aufgabe ließ keine Wünsche offen. Personen, die durch die Medien einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht hatten. Morde in der Öffentlichkeit. Die Methode war ihm überlassen,
solange er die Aufgabe erfolgreich löste. Das Szenario war nach seinem Geschmack. Der Nervenkitzel war ganz erstaunlich gewesen, als er das Gerichtsgebäude betreten und vor laufenden Kameras mit seinem Opfer geplaudert hatte. Himmel nochmal, es hatte ihn derart angemacht, dass er ganz von allein beinah gekommen wäre. Überall Leibwächter. Mit der Mentalität dummer Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten. Vielleicht würde er zum Spaß auch noch ein paar von ihnen umlegen, aber er musste darauf achten, dass alles genau nach Anweisung ablief und dass die richtigen Ziele getroffen wurden.«
Tansy schluckte schwer und zwang sich, das Tempo zu drosseln, damit sie sich auf das, was sie sah und fühlte, einen Reim machen konnte. »Er will den Mord öffentlich begehen; das versetzt ihn nahezu in Euphorie. Das Ganze hat eine ausgeprägte sexuelle Komponente, obwohl Sex nichts mit dem Verbrechen zu tun hat, selbst dann nicht, wenn es sich bei seinem Opfer zufällig um eine Frau handelt. Er weist keinerlei Ähnlichkeit mit Hengst auf, dem es beim Morden ausschließlich darum geht, Frauen zu vergewaltigen und sie zu erniedrigen. Diesem hier geht es von A bis Z um den Nervenkitzel.«
Sie holte wieder Atem, stieß ihn aus und versank noch tiefer in ihrem tranceartigen Zustand. Kaden konnte sehen, wie sich das Silber im Violett ausbreitete und es durchdrang, bis ihre Augen hell schimmerten. »Du warst liebend gern beim Militär und wolltest nicht ausscheiden. Warum hast du es dann getan? Du verbirgst deine wahre Natur so gut. Warum? Du warst gezwungen auszuscheiden; andernfalls wärst du bis zum Schluss dortgeblieben. Du konntest tun, was du wolltest, ohne jemals erwischt zu werden. Oh Gott.«
Kaden sah ihr Zögern. Dann glitt ihr Finger wie gebannt über den Rücken des Stieres, immer wieder hin und her. »Du hast mehr als einen Teamkameraden getötet. Du hast dich von hinten angeschlichen und ihnen das Genick gebrochen oder ihnen ein Messer in die Seite gestochen. Du hast wenige Meter von deinem Team entfernt einem Kommandeur die Kehle
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