Magisches Spiel
auf der Lauer liegen, um mich aus dem Hinterhalt zu überfallen.«
»Das gefällt mir nicht, Tansy«, sagte Kaden, dem bei dieser Vorstellung nicht wohl zumute war. Sie war erschöpft und erschüttert; er konnte fühlen, dass sie zitterte.
»Ich kann es tun, Kaden.« Sie sah ihm fest in die Augen.
»Wirklich. Wir haben eine Chance, ihn jetzt sofort aufzuspüren. Das könnte die beste Gelegenheit sein, die sich uns jemals bietet.«
Mühsam unterdrückte er seinen Drang, sie zu beschützen, den glühenden Wunsch, sie vor jedem Unheil zu bewahren. Sie war keine Frau, die auf Nummer sicher ging, und wenn er wollte, dass sie ihn so, wie er war, akzeptierte, dann musste er auch akzeptieren, dass sie viel mutiger war, als ihr guttat – denn auch deswegen liebte er sie.
»Verflucht nochmal«, sagte er und kapitulierte. »Welche?«
Tansy lehnte sich an ihn, damit er ihr Kraft gab, während sie ihre Handflächen über den drei restlichen Spielfiguren bewegte. Die Sense gab pulsierende Energien von sich, und sie zog ihre Hände schnell zurück. »Entferne diese Figur von den anderen.«
Kaden hob die geschnitzte Sense mit einem Tuch auf und legte sie zur Seite.
Tansy nahm den nächsten Anlauf. Die beiden letzten Elfenbeinfiguren standen nebeneinander, und daher konnte sie ihre Kraft im direkten Vergleich beurteilen. Skorpions Energie traf sie mit beträchtlicher Wucht und vermittelte ihr einen Eindruck von gewaltiger Wut. Sie zog ihre Hand schnell zurück und starrte die letzte Figur an – den Habicht. »Ich glaube, mit dem bin ich am besten dran, Kaden. Die anderen verströmen so viel Gewalttätigkeit, dass ich schon aus einer Entfernung von etlichen Zentimetern Eindrücke gewinne. Diese Figur ist viel zurückhaltender.«
»Dann lass es uns tun«, sagte Kaden. Er strich mit einer Hand über ihren Rücken, ihr Kreuz und ihren runden Hintern. Er wusste nicht, ob er sie um seinetwillen oder
um ihretwillen berührte, aber er konnte nicht aufhören, sie zu streicheln. Seine Hände legten sich auf ihre Hüften, glitten unter ihr Hemd und massierten mit den Fingerkuppen den Streifen nackter Haut. »Bist du sicher, Tansy?«
Sie nickte. »Ich bin ziemlich sicher, dass ich an ihn herankomme.«
Er beugte den Kopf zu ihrem Nacken und fuhr mit seinen Zähnen über ihre Haut. »Ich weiß, dass du es kannst, Kleines. Finde ihn für uns.« Sie würde niemals wissen, was es ihm abverlangte, das zu sagen, aber er zwang sich, die Worte überzeugend von sich zu geben. Sowie es etwas mit ihr zu tun hatte, konnte er nicht auf seine gewohnte Eiseskälte zurückgreifen, noch nicht einmal, wenn er sie dringend brauchte.
Tansy zögerte nicht. Sie legte ihre Hände um den kleinen Habicht aus Elfenbein. Augenblicklich griffen die Energien auf sie über. Bilder ergossen sich in ihr Inneres, begleitet von dem dicken Schlick, von dem sie schon seit langer Zeit wusste, dass er mit Mord einherging. Sie legte ihre Handflächen so dicht um die Spielfigur, dass sie das Elfenbein fast streiften.
Er hatte eine Karte mit äußerst präzisen Anweisungen für den Mord gezogen. Er musste sich an ganz bestimmte Schritte halten, um die Punkte zu bekommen, die sein Team brauchte, da sie jetzt eine echte Chance hatten, das Spiel zu gewinnen, weil Hengst Mist gebaut hatte. Hier war keine Fantasie gefragt und auch keine Kreativität. Die Opfer wurden immer schon lange im Voraus ausgesucht, aber normalerweise stand ihnen wenigstens die Wahl frei, mit welchen Mitteln sie an ihre Aufgabe herangingen.
»Das passt dir überhaupt nicht, stimmt’s?«, murmelte sie vor sich hin.
Kaden rückte näher zu ihr, Haut an Haut. Er wünschte, sie wären beide nackt und er könnte sich an ihr reiben, um sie abzulenken, damit sie sich nicht allzu weit in den Tunnel saugen ließ, in dem die wehklagenden Opfer warteten und der Mörder an Kraft gewann.
Tansy versuchte, sich an dem Killer vorbeizudrängen, um den Faden zu finden, den sie suchte, aber Habicht war aufgebracht. Er war ein vorsichtiger Mann, und ihm gefiel nicht, wie sein Mord geplant war. Er wollte sich mit dem Schiedsrichter in Verbindung setzen, was im Allgemeinen verboten war, es sei denn, ein Mord musste abgeblasen werden. Die Mitglieder seines Teams waren wütend auf ihn, aber sie waren schließlich nicht diejenigen, die die Einzelheiten ausführen mussten, und es war nicht gerecht. Das, was er tat, konnte er gut, und bisher hatte er sich immer genau an die Anweisungen gehalten, doch diesmal waren sie zu
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