Magisches Spiel
und ich schäme mich sehr für meinen Vater wegen der Rolle, die er dabei gespielt hat, euer Leben in Gefahr zu bringen. Glaubt mir, wenn ich eine Möglichkeit sähe, mich dafür erkenntlich zu zeigen …«
»Das hast du bereits getan«, sagte Ryland abwehrend.
»Ach ja?«
Gator zwinkerte ihr zu. »Ja, allerdings. Dieser bescheuerte
Ausdruck auf Kadens Gesicht ist sämtliches Schießpulver auf Erden wert.« Er beugte sich über den Tisch zu Kaden vor und schnupperte. »Und wie lieblich er jetzt duftet.«
Kaden hakte seinen Fuß um eines von Gators Stuhlbeinen und riss so unsanft daran, dass Gator auf den Boden fiel.
»Kaden gehört zur Familie. Somit gehörst du auch zur Familie«, sagte Nico feierlich, als sei nichts vorgefallen. Er warf nicht einmal einen Blick auf Gator, der lachend auf dem Boden saß.
»Ich verstehe«, sagte Tansy.
Kaden legte seine Hand unter dem Tisch auf ihren Oberschenkel. Tut es weh?
Sie schüttelte den Kopf. Nicht so weh wie meine Hand.
Er nahm sofort ihre Hand und drehte sie um, damit er sich die Handfläche genauer ansehen konnte. »Sieh dir das mal an, Nico. Als sie die Handschuhe ausgezogen hat, hat die Elfenbeinfigur einen Abdruck auf ihrer Hand hinterlassen. Wie ein Brandmal, aber es ist keine Brandwunde. Ich habe versucht, ihre Finger aufzubiegen, damit sie das Ding fallen lässt, aber nicht mal Druck auf die Druckpunkte hat geholfen. Ich habe ihre Hand auf die Tischkante geschlagen. Glaubst du, sie ist gebrochen?«
Tansy wollte ihm ihre Hand entziehen, doch Kaden hielt sie fest. Die Männer drängten sich um sie und betrachteten den Abdruck der Klinge, der in ihrer Handfläche zurückgeblieben war. Nico drehte ihre Hand um und murmelte, sie solle ihre Finger öffnen und wieder schließen.
»Sie ist nicht gebrochen, Kaden, und der Abdruck verblasst schon. Wie funktioniert deine Gabe, Tansy?«
Wieder versuchte sie ihre Hand zurückzuziehen, aber Kaden ließ sie nicht los, sondern senkte lediglich den Arm, um ihre Hand unter dem Tisch in seiner zu halten, den Blicken der anderen entzogen. Seine Finger glitten immer wieder langsam und zärtlich über ihre Handfläche.
»Ich bin nicht sicher. So weit ich zurückdenken kann, hatte ich diese Fähigkeit. Ich berühre etwas, und ich erhalte einen Eindruck von jemandem, der den Gegenstand vor mir berührt hat. Wenn es starke Energien sind, beispielsweise Gewalttätigkeit, ist der Eindruck dementsprechend intensiv. Es ist, als belauschte man ständig unfreiwillig private Gespräche.«
»Deshalb trägst du meistens Handschuhe?«
Sie nickte. »Immer. Ich trage sie nur dann nicht, wenn ich im Gebirge zelte. In der Regel sehe ich mich vor, es sei denn, ich will hinter die Geheimnisse einer anderen Person kommen.«
»Ich schirme sie ab«, sagte Kaden. »Nur deshalb ist sie in der Lage, es mit euch allen hier in diesem Haus auszuhalten.« Seine Finger streichelten immer noch unter dem Tisch ihre verletzte Hand.
»Wir sollten wirklich anfangen«, sagte sie.
Kaden seufzte. Sie hatte Recht. Wenn er beide Teams rasch hintereinander eliminieren wollte, brauchte er diese Informationen. »Dann lass es uns tun.«
»Ich räume hinter uns auf«, sagte Gator.
»Ich werde das Haus sichern und vorsichtshalber mehrere Fluchtwege einrichten.« Nico schob seinen Stuhl zurück.
»Dann bleibt es mir wohl überlassen, die Damen zu fragen, was sie über deine Verdächtigen berichten können«, fügte Ryland hinzu.
Kaden wusste den Takt seines Freundes zu schätzen. Es war ohnehin schon schwierig genug, Tansy bei ihrer Arbeit leiden zu sehen, und er wusste, dass ihre unvermeidlichen Reaktionen ihr peinlich waren. Sie wollte nicht versuchen, vor einem Publikum Fährten aufzunehmen. Er hielt ihre Hand, als sie ins Schlafzimmer gingen, wo er die Figuren aufgestellt hatte. Er hatte die vier Spielfiguren nebeneinander auf der Kommode aufgereiht.
»Setz dich. Ich will nicht, dass du deine Hüfte belastest.« Sie nickte, ohne ihn wirklich gehört zu haben. Ihr Blick hatte sich bereits auf den kleinen, detailliert herausgearbeiteten Stier geheftet. Kaden blieb in Verbindung mit ihr, weil er verstehen wollte, was sie tat, damit er eine größere Chance hatte, ihr zu helfen, wenn sie ihn brauchte. Sie hatte sich ihm bereits weitgehend entzogen und alles um sich herum ausgeblendet, bis auf den Gegenstand, mit dem sie sich befassen würde. Beinah geistesabwesend zog sie die Handschuhe an, ohne auch nur einen Blick auf Kaden zu werfen.
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