Magisches Spiel
in die Hände. Sein Daumen strich über die empfindliche Haut ihres Unterarms, ein Streicheln, das absichtlich sein musste. Sie riss den Kopf hoch und sah ihm in die Augen. »Ich lasse mich nicht gern anfassen.«
»Dann solltest du nicht so wunderschöne Haut haben«, antwortete er, und es klang überhaupt nicht bußfertig. Er schien sich auch nicht im Geringsten an ihrem Tadel zu stören, obwohl es ihn in Wirklichkeit schockierte, dass seine Wachsamkeit ihr gegenüber weit genug nachgelassen hatte, um sich eine Blöße zu geben und sich ganz und gar untypisch zu verhalten.
Tansy schüttelte den Kopf. »Versuch bloß nicht, mit mir zu flirten, und schon gar nicht, wenn du mit dem Entschluss hergekommen bist, mich von meinem Berg zu holen und mich wieder in das Übel dort unten zu zerren.«
Ein bedächtiges Lächeln veränderte sein gesamtes Gesicht, ließ alle harten Kanten weicher werden und das Blau seiner Augen leuchten, und sein Mund verlor diese Spur von Grausamkeit, an deren Stelle reine Sinnlichkeit trat. »Süße, wenn ich mit dir flirten wollte, dann wüsstest du das. Was ich gesagt habe, war die reine Wahrheit, ob du sie hören willst oder nicht.« Und es hatte ihn teuflisch schockiert, sie zu berühren.
In ihrer Magengrube regten sich nicht nur ein paar Schmetterlinge, sondern ganze Schwärme von ihnen
schwangen sich in die Luft auf. »Und du hast doch mit mir geflirtet«, sagte sie anklagend und sah ihn finster an.
Sein Lächeln wurde breiter, als er sich dem kleinen Tisch zuwandte und ihr das Hackbrett und das Messer abnahm. »Vielleicht. Nur ein klein wenig. Aber du hast wirklich wunderschöne Haut.«
»Danke.« Tansy zündete den Gaskocher an und setzte Wasser für den Reis auf. »Ich muss heute Nacht arbeiten. Und du kannst nicht mitkommen. Du wirst meinen Puma verscheuchen.«
»Die Berglöwin folgt dir. Ich habe ihre Spuren gefunden. Sie ist dir durch die Bäume hinunter zum Wasserfall gefolgt. Sie ist gefährlich, Tansy.«
»Die ganze Welt ist gefährlich.«
»Sag meinen Namen.«
Sie nagte kurz mit den Zähnen an ihrer Unterlippe und zuckte die Achseln. »Also gut. Kaden. Warum spielt das eine Rolle?«
Seine blauschwarzen Augen glitten über sie. »Weil ich eine Rolle spiele. Darum.«
Er handhabte das Messer mit großem Geschick, als er das Gemüse in Streifen schnitt, während sie die Bratpfanne aus der abgeschlossenen Truhe holte, in der sie ihr Kochgeschirr aufbewahrte. Was er tat, schien sie zu faszinieren, denn ihm fiel auf, dass sie ihren Blick nicht von seinen Händen losreißen konnte, die sich so schnell bewegten, dass sie fast verschwammen. Jeder Schnitt war gezielt, und vielleicht gab er auch ein bisschen an. Da es ihn ärgerte, dass er sich wie ein Junge benahm, der zum ersten Mal verknallt war, zwang Kaden sich dazu, seine Konzentration auf seinen Auftrag zu richten.
»Als du der Polizei das erste Mal geholfen hast, einen Serienmörder zu finden, warst du erst dreizehn Jahre alt. Was um alles auf der Welt hat dich dazu gebracht, so etwas zu tun?«, fragte er. »Insbesondere, wenn man bedenkt, wie hoch der Preis für dich war.« Er drehte sich zu ihr um und sah sie an. »Es beschränkt sich bei dir nicht darauf, dass du einen Gegenstand in die Hand nimmst und weißt, was eine Person gedacht und was sie gefühlt hat. Du bist Empathin. Wieso sollte sich ein so junges Mädchen überhaupt darauf einlassen, Mörder aufzuspüren? Das leuchtet mir nicht ein.« Und wie konnte deine Familie das zulassen? Der Gedanke entschlüpfte ihm, ehe er ihn unterdrücken konnte.
Sie riss den Kopf hoch, sah ihn finster an und bewies ihm damit, dass sie seine Gedanken lesen konnte. »Meine Familie hat meine Gründe verstanden und im Gegensatz zu dir an den freien Willen geglaubt.«
»Dann bist du also auch Telepathin. Offenbar ist dir diese Begabung bei deinem Kletterunfall nicht verlorengegangen.«
Sie blinzelte noch nicht einmal, sondern bedachte ihn unter ihren langen Wimpern mit einem tadelnden Blick. »Offenbar nicht.«
Sie blieb unter Beschuss ruhig und gefasst, das musste er ihr lassen. »Wie viele Gaben besitzt du eigentlich?«
Sie zuckte die Achseln. »Wie viele besitzt du?«
Er lächelte sie wieder an. »Braves Mädchen. Verrate dem Feind bloß nicht zu viel.« Er erhitzte eine kleine Menge Öl und warf das kleingeschnittene Gemüse hinein. »Der bin ich nämlich nicht.«
»Mein Feind? Vielleicht nicht, aber ich höre mir alles an, was du sagst, und ich glaube, du bist bereit,
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