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Magisches Spiel

Magisches Spiel

Titel: Magisches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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huschte über ihr Gesicht. Kaden wusste, wann er es mit reiner Selbsterhaltung zu tun hatte. Tansy hatte sich von ihrer Vergangenheit distanziert und berichtete die Einzelheiten so, als sei all das einer anderen Person zugestoßen  – und vielleicht war es ja auch so. Ihre Erfahrungen mussten sie mit Sicherheit verändert haben; sie konnte hinterher nicht mehr das unschuldige junge Mädchen gewesen sein. Und sie hatte ihm einen kleinen Teil von sich gegeben, ob sie es zugeben wollte oder nicht.

    »Es muss schwierig gewesen sein, vor allem, da du Empathin bist und noch so jung warst. Hat Whitney geholfen, dich darauf vorzubereiten?«
    Tansy zog die Stirn in Falten. »Wie hätte er mir helfen können?«
    »Es gibt Übungen, die du machen kannst, um jede der Gaben, die du besitzt, zu stärken, und du kannst lernen, die verheerenden Folgen des Einsatzes von übersinnlichen Energien zu bekämpfen. Ich hätte gedacht, Whitney hätte dir diese Techniken beigebracht.«
    »Nein, er hat mir überhaupt nichts beigebracht. Er hat mich beobachtet wie ein Studienobjekt. Sofern es eine Möglichkeit gibt, den Strom von Eindrücken zu bändigen, der von Gegenständen ausgesandt wird, hat mir das mit Sicherheit nie jemand gesagt. Ich habe natürlich Handschuhe getragen, aber die Gefühle, insbesondere Brutalität und Gewalttätigkeit, sind trotzdem oft durchgesickert. Whitney hat gern andere Menschen leiden sehen. Es war für ihn ein Heilmittel gegen seinen eigenen Schmerz.«
    Er erstarrte innerlich. Sie hatte ihm gerade eine wichtige Information gegeben, ohne sich dessen bewusst zu sein, was sie ihm in die Hand gab. »Welchen Schmerz?«
    »Er benutzt den Schmerz anderer Menschen, um seinen eigenen Schmerz zu betäuben. Ich glaube, sein Schmerz rührt daher, dass er sich im Stich gelassen fühlt, ganz gleich, ob es sich so verhält oder ob er es sich nur einbildet; er fühlt sich vollkommen losgelöst von allen um ihn herum. Er empfindet Wut auf seine Eltern und auf seine Lehrer, Menschen, die seine Genialität nicht erkannt haben. Er ist sehr patriotisch und wütend auf bestimmte Einzelpersonen in der Regierung, die andere
Vorstellungen haben und seiner Vision nichts abgewinnen können, denn er hält sich für klüger als sie und findet, sie sollten auf ihn hören. All das verursacht ihm Schmerz, aber das ist ihm nicht klar. Er ist zu keiner persönlichen Beziehung in der Lage.«
    »Er hat eine Tochter.«
    Sie nickte nachdenklich. »Lily. Manchmal hat er von ihr gesprochen, und wenn er das getan hat, konnte ich eine Fülle von Gefühlen an ihm wahrnehmen, aber es waren ganz andere Gefühle als die meiner Eltern, wenn sie mich angefasst haben. Es hatte mit nichts von dem zu tun, was ich jemals mit elterlicher Liebe gleichgesetzt habe. Er sieht sie als eine Erweiterung seiner selbst an. Er ist ein Megalomane; für ihn steht ohne jeden Zweifel fest, dass er allen anderen überlegen ist und dass sich niemand jemals an seinen Fähigkeiten messen können wird, außer vielleicht Lily – oder ihre Kinder.«
    Kaden nickte. »Das ist eine präzise Einschätzung Dr. Whitneys.«
    »Bist du ganz sicher, dass er noch am Leben ist? Meine Eltern haben immer darauf bestanden – oder vielmehr mein Vater –, dass wir nur ihn als Arzt heranziehen, aber seit seiner angeblichen Ermordung habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Welche Art von Behandlungen hat er bei dir vorgenommen?«
    »Er hat zu Mom und Dad gesagt, er wollte mir mit meinen Kopfschmerzen helfen, aber sie sind nie weggegangen oder auch nur besser geworden. In erster Linie hat er mich untersucht und mir jede Menge Fragen gestellt. Er hat sich auch sehr dafür interessiert, ob ich Sex gehabt hätte oder nicht, und er hat mir eine Menge Blut- und
Gewebeproben abgenommen. Auch für meine Augen hat er sich viel Zeit genommen. Er hatte großes Interesse an dem Umstand, dass ich fast immer eine dunkle Brille tragen muss und dass ich anders sehe als andere Menschen.«
    Kaden interessierte sich ebenfalls sehr dafür, ob sie Sex gehabt hatte oder nicht, aber er sagte sich, das sei wohl nicht der beste Zeitpunkt, um ihr diese Frage zu stellen. »Inwiefern siehst du anders?«
    Tansy zuckte die Achseln und sagte nichts dazu.
    Kaden verfolgte das Thema nicht weiter. »Hat er dir Spritzen gegeben?«
    Sie nickte. »Sie haben teuflisch wehgetan.« Jetzt runzelte sie die Stirn. »Weißt du, bei ihm konnte ich nicht immer so viel aufschnappen wie bei den meisten anderen Menschen. Ich meine, nicht

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