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Magisches Spiel

Magisches Spiel

Titel: Magisches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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übernahm das Kommando über ihren Geist. Du wirst jetzt verdammt nochmal auf mich hören, Tansy. Lass die Verbindung abreißen. Er war darauf vorbereitet, alles einzusetzen, um sie zurückzuholen. Sex. Prügel. Himmel Herrgott, es spielte überhaupt keine Rolle, zu welchem Mittel er griff. Jetzt ging es nur noch darum, sie von diesen raunenden Stimmen zu trennen, die nach ihr riefen, sie anlockten, ihre Seele vergewaltigten und sie bis zum Bersten mit dem öligen Schlick und zu viel Blut füllten, so dass sie darin ertrank.
    Seine Hände legten sich um ihren Nacken, und seine Daumen unter ihrem Kinn bogen ihren Kopf gewaltsam hoch. Er fiel brutal über ihren Mund her. Verzweifelt. Sein Geist vibrierte unter dem Ansturm sexueller Fantasien und erotischer Visionen, und sein Verlangen, seine Gier und sein Lechzen danach, sie zu schmecken und sie zu fühlen, waren so immens, dass er von Kopf bis Fuß bebte.
    Ihr Mund bewegte sich auf seinen Lippen, und er fühlte diese erste Woge realer Wahrnehmung. Ihr Verstand erkannte ihn, als der Schlick sich zurückzog und sie verletzlich und zitternd, aber heil zurückblieb. Er hielt sie fest an sich gedrückt und begrub sein Gesicht an ihrem Hals. Seine Erschütterung ging über alles hinaus, woran er sich erinnern konnte, seit er dieser achtjährige Junge gewesen war, der allein, verängstigt und mit Blut bedeckt dastand.

    Verdammt nochmal, du. Verdammt nochmal. Er holte tief und erschauernd Atem, und seine Arme pressten ihren Kopf an seinen Brustkorb, als wollte er sie nie mehr loslassen.
    »Mir fehlt nichts. Ich bin bei dir.« Ihre Stimme war schwach, gedämpft und so dünn, als sei sie über die Grenzen ihrer Belastbarkeit strapaziert worden.
    »Ich werde das nicht überleben«, sagte er. »Ganz bestimmt nicht. Wir müssen unsere Sache besser machen, oder es ist Schluss damit.« Er hob ihr Gesicht zu sich empor, und sein Blick glitt darüber, grübelnd und mit einer Spur von eiskalter Entschlossenheit. »Es ist Schluss damit, Tansy.«
    »Dreißig Silberlinge. Verrat. Das ist enorm. Das war es wert.«
    »Scheiß drauf. Das war es nicht wert. Das wird es niemals wert sein. Du brauchst dich doch bloß anzusehen. Das sind abscheuliche Barbaren, und sie vergewaltigen deine Seele. Sie fressen dich bei lebendigem Leibe auf. Glaubst du etwa, ich könnte nicht fühlen, was sie in deinem Kopf anrichten?« Er wischte ihr das Blut aus dem Gesicht. »Wie Glasscherben bohren sie sich in dein Inneres und schürfen es auf. Sie lassen Narben zurück. Und hinter jeder dieser Narben, in jedem dieser Bilder und hinter jeder dieser Stimmen verbergen sich krankhafte, perverse Mörder, die dich nie wieder in Frieden lassen werden. Es ist Schluss damit.«
    Sie fuhr die harten Kanten und scharfen Konturen seines Gesichts mit ihren Fingern nach. »Ganz ruhig, Kaden. Du regst dich viel zu sehr auf. Mir fehlt nichts.« Ihre Fingerkuppe streichelte die tiefe Narbe.
    »Ich rege mich grundsätzlich nicht auf.« Er packte
ihre Handgelenke, zog ihre Hände an seinen Mund und drückte Küsse auf ihre Handflächen. »Ich rege mich auch jetzt nicht auf. Ich weiß nur, dass es nicht richtig ist, und ich lasse dich das nicht noch einmal tun.«
    Er zitterte. Er schien es nicht zu wissen, aber sie hatte ihn erschüttert. So hatte sie, soweit sie sich erinnern konnte, noch nie jemand angesehen  – mit diesem unverhohlenen schmerzhaften Verlangen, der Furcht und der Besessenheit, die sie in seinem Gesicht sah. Damit, dass er seine Gefühle so offen zeigte, schlich er sich in ihr Herz ein, wie er es mit keinem anderen Mittel gekonnt hätte, denn er war in der Regel eher distanziert und kalt. Sie fühlte in seinem Innern die Loslösung, die Abkapselung von allem um ihn herum –  mit Ausnahme von ihr. Es war sowohl erschreckend als auch berauschend, zu wissen, dass sie ihn so gewaltig erschüttern konnte.
    »Der Hengst und der Frosch wurden von demselben Mann geschnitzt. Ich glaube, dass er sämtliche Spielfiguren geschnitzt hat. Ich kann nicht sicher sein, aber ich werde es wissen, sowie ich mich mit den anderen Figuren befasse. Wenn das so ist und er nicht einer der Mitspieler ist, dann wissen wir, dass er die Spielregeln aufstellt. Ich schnappe unterschwellig …«
    Seine Hand ballte sich in ihrem Haar zur Faust und zog sie an ihn, und dann fiel sein Mund grob über sie her. Er schluckte ihre Worte und ihren Atem und kämpfte um sie, weil er wollte – nein, brauchte –, dass sie ganz und gar bei ihm war.

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