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Magisches Spiel

Magisches Spiel

Titel: Magisches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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drehte sich auf die Seite und blickte zu ihm auf. »Du bist so anders, wenn du so bist. Welches ist dein wahres Ich?«
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie zärtlich, so sanft, dass er ihr das Herz raubte. »Ich weiß es nicht, Tansy. Beides. Keines von beiden. Du hast mich erschüttert, du hast alles, was ich über mich selbst wusste, ins Wanken gebracht. Ich bin kein sanftmütiger Mann. Ich weiß nicht, wie man mit Frauen redet. Ich weiß noch nicht mal, was ich im Moment tue, aber ich will nicht, dass es aufhört.« Dieses Eingeständnis machte er mit gesenkter Stimme, ganz leise, weil es gegen seinen Willen aus ihm herauskam.
    Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie las keine Gedanken – das war nicht ihre Gabe … oder ihr Fluch. Sie entnahm Gegenständen Informationen, und das war etwas ganz anderes. Sie konnte den Informationsfluss stoppen, indem sie Handschuhe trug und die nötige Entfernung einhielt. Wie sah Kadens Leben aus? Er sah sich ständig mit Blut und Tod konfrontiert. Er tötete. Er kämpfte an der Seite von anderen Männern, die töteten oder starben. Und er kannte ihre Gedanken. Ihre Hoffnungen und ihre Träume. Ihre schmutzigen Geheimnisse. Sein Inneres musste eine Möglichkeit finden, sich zu schützen. Die Kälte, von der er glaubte, sie machte ihn zu
einer Tötungsmaschine, war das, womit sein Verstand ihn schützte, ein Schild, damit der Mann nicht zu viel fühlen musste, obwohl sie ziemlich sicher war, dass er sich das nicht bewusstgemacht hatte. Ihm blieb gar keine andere Wahl, denn sonst hätte er in dieser Nervenklinik neben ihr gelegen.
    »Warum bist du zum Militär gegangen? Warum bist du zu den Ermittlungsbehörden gegangen? Es muss die Hölle sein, Kaden, all diese Mörder und Opfer, all diese Schlachten, in denen du kämpfen musst.«
    »Was käme denn für jemanden wie mich sonst noch infrage? Töten ist das, was ich am besten kann. Das wusste ich schon immer.«
    Sie schüttelte den Kopf und sah ihm fest in die Augen. »Lieben ist das, was du am besten kannst.«
    Ein bedächtiges Lächeln hob seine Mundwinkel. »Du bist ein verdammtes Wunder.«
    »Und du wirst lernen müssen, deine Ausdrucksweise zu bereinigen, bevor du meine Eltern kennenlernst.« Sie rollte sich unter seinem Arm heraus, setzte sich auf und strich sich ihr langes Haar aus dem Gesicht.
    Ein langes Schweigen trat ein. Als sie einen Blick über ihre Schulter warf, war Kaden bereits aufgestanden und tappte gerade zum Badezimmer. Sie hatte Bewegungen wahrgenommen, aber keinen Ton gehört. Er bewegte sich wie ein Berglöwe und ließ seine kräftige Muskulatur lautlos spielen.
    Er drehte sich mit grimmiger Miene um. »Erst mal sind deine Eltern damit dran, einiges zu bereinigen. Sie werden etliche Fragen beantworten müssen.«
    »Sieh mal, Kaden, bevor alle hier ankommen und du beschließt, sie in deine Verschwörungstheorie hinsichtlich
meiner Eltern einzuweihen, möchte ich dir eine Geschichte erzählen.«
    Sein Mund wurde schmal, hart und grausam, doch er sagte kein Wort.
    Tansy seufzte. »Als ich ein kleines Mädchen war, konnte ich nicht in eine normale Schule oder in ein Lebensmittelgeschäft gehen. Ich konnte im Grunde genommen so gut wie gar nichts tun. Meine Eltern haben mir einen Spielplatz gebaut. Sie haben mehr oder weniger bei null angefangen und alles brandneu liefern lassen. Trotzdem konnte ich manchmal einen Eindruck von den Leuten gewinnen, die das Klettergerüst oder die Schaukel angefertigt hatten. Aber ich wollte ein Fahrrad haben. Ein Fahrrad stand in meinen Augen für Freiheit. Ich wollte unbedingt eines haben, und ich war bereit, ständig Handschuhe zu tragen, wenn ich dafür ein Fahrrad bekäme. Du kannst dir vorstellen, wie meinen Eltern dabei zumute gewesen sein muss, dass sie mich nicht anfassen, mich nicht füttern und mich nicht mal abends zudecken konnten, wenn nicht beide Seiten Handschuhe getragen haben. Ich habe die Handschuhe gehasst, und meinen Eltern ging es genauso.«
    Er versuchte, nicht mit dem kleinen Mädchen zu leiden, aber es war bereits in seinem Kopf. Er hatte kein Mitgefühl mit ihren Eltern. Vielleicht hatten seine Freunde Recht, und in seinen Adern floss tatsächlich Eiswasser, denn er wollte sie in seine Arme ziehen und sie trösten und ihren Eltern eine Kugel in den Kopf jagen. Diese miesen Leute. Sie hatten Whitney nicht in seine Schranken verwiesen, und dabei mussten sie gewusst haben, was er tat –  oder zumindest einen Verdacht gehabt haben.

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