Magisches Spiel
Geld war für viele Menschen ein Beweggrund. Don und
Sharon Meadows machten mit Rüstungsverträgen die dicke Kohle, aber vielleicht genügte ihnen das noch nicht.
»Du siehst mich immer noch mit dieser Miene an, die absolut grimmig und abschreckend ist. Mein Vater hat sämtliche Teile für ein Fahrrad persönlich angefertigt und dabei die ganze Zeit Handschuhe getragen. Dann hat er das Fahrrad zusammengesetzt, und sie haben es mir gegeben. Niemand hatte es je berührt.« Sie war den Tränen nahe und musste sich räuspern, als sie sich daran erinnerte, wie ihr Vater das Fahrrad aus einer Kammer geschoben hatte und ihre Eltern mit strahlenden Gesichtern dagestanden und ihr mitgeteilt hatten, sie bräuchte keine Handschuhe zu tragen, um Fahrrad zu fahren.
»Wie viele Eltern täten das, Kaden? Er hat so viel Zeit darauf verwendet. Jeder andere hätte es in Ordnung gefunden, dass ich Handschuhe trage, aber er hat dafür gesorgt, dass ich sie nicht tragen musste, wenn ich auf diesem Fahrrad gefahren bin, weil er wusste, wie sehr ich die Handschuhe gehasst habe. Sie haben mich geliebt.« Sie wusste selbst nicht, ob sie darum flehte, dass es die Wahrheit war, oder ob sie ihn anflehte, ihr zu glauben. »Ich weiß, dass sie mich lieben, Kaden, denn ich habe es immer gefühlt. Ich fühlte mich nur dann von ihnen im Stich gelassen, wenn Whitney kam, sonst nie.«
Im Stich gelassen war in diesem Zusammenhang eine interessante Formulierung. Kaden sah ihr ins Gesicht. Sie wirkte zerbrechlich, war es aber nicht. Sie war stark, unglaublich stark, denn sonst hätte sie die Dinge nicht tun können, die sie tat. In Blut baden, um Mörder aufzuspüren. Niemand tat das, es sei denn, derjenige war stark genug. Aber in seinen Augen wirkte sie verletzlich und vielleicht sogar ein wenig hilflos und verloren.
Zwing mich nicht, zwischen dir und meinen Eltern zu wählen. Kaden streckte ihr die Arme entgegen und zog sie auf ihre Füße und eng an sich. Er war kein Mann, dem es passte, Rückzieher zu machen, aber für sie würde er es in diesem Punkt für den jetzigen Augenblick tun. »Natürlich lieben sie dich, Tansy. Wie könnten sie dich nicht lieben?« Er legte eine Spur aus Küssen von ihrer Schläfe zu ihrem Mundwinkel, bis er fühlte, wie die Anspannung aus ihr wich und sie an seinem Körper weicher und nachgiebiger wurde.
»Du solltest jetzt wieder etwas zum Anziehen haben.« Seine Stimme war mürrisch. »Sieh zu, dass du angezogen bist, wenn wir Gesellschaft bekommen.« Hier gab es nur Schwarz und Weiß, etwas anderes stand nicht zur Auswahl. Entweder verrieten ihre Eltern sie, und in dem Fall waren sie beide erledigt, oder hier ging etwas ganz anderes vor, wovon er nichts wusste, und sie würden es ihm sagen.
Tansy fand ihre Kleidungsstücke ordentlich zusammengefaltet auf dem Trockner vor. Sie zog Unterwäsche, Jeans und ein dünnes Trägertop an, bevor sie wieder ins Esszimmer schlenderte, um sich die Spielfiguren genauer anzusehen. Sie spielte mit dem Gedanken, in die Kommandozentrale zu gehen, doch sie wollte nicht, dass die Eindrücke der Opfer die der Mörder überlagerten. Sie musste die Mörder kennen und sie durchschauen, damit sie ihnen einen Schritt voraus war und ihnen das Handwerk legen konnte. Und da gab es etwas, was sie beunruhigte …
»Was?«
Sie wäre fast aus der Haut gefahren, und als sie sich umwandte, fand sie Kaden dicht hinter sich. »Schleich
dich nicht so an, und erst recht nicht, wenn ich versuche, Eindrücke aufzuschnappen. Du hast mir einen fürchterlichen Schrecken eingejagt.«
Er nahm ihr Handgelenk, und sein Finger glitt über ihren rasenden Puls. »Tut mir leid, Kleines, ich kann nichts dafür, wie ich mich bewege, aber du sollst das nicht mehr tun. Ich dachte, darüber seien wir uns einig.«
Sie verdrehte die Augen, zog ihre Hand aber nicht zurück. Er streichelte die Innenseite ihres Handgelenks, und seine Berührung war beschwichtigend und zugleich sinnlich. »So nennst du das also? Ich glaube, zu dem Zeitpunkt war es eher ein Befehl, aber damit kann es dir natürlich nicht ernst gewesen sein.«
»Ich meine fast alles ernst.«
Das entsprach wahrscheinlich der Wahrheit. Tansy stieß einen übertriebenen Seufzer aus. »Ich bin mit dir gekommen, um dir Informationen zu den Morden zu geben.«
Er zog ihre Hand an seinen Mund und sah ihr fest in die Augen. »Du hast jetzt eine andere Aufgabe zu erfüllen.«
Sie zog ihre Hand zurück. »Meine Aufgabe ist nach wie vor dieselbe. Wenn du auf
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