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Magisches Spiel

Magisches Spiel

Titel: Magisches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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dich allein gestellt bist, kannst du sie nicht finden, und das weißt du.« Sie zog die Stirn wieder kraus, als sich ihr Blick erneut den Elfenbeinfigürchen zuwandte. Sie waren wunderschön, und doch stellte jede einzelne von ihnen einen Mörder dar. »Es gibt hier etwas Wichtiges, etwas wirklich Wichtiges, was mir entgeht. Ich muss dahinterkommen, Kaden, denn andernfalls …« Sie ließ den Satz abreißen und wirkte bedrückter denn je.
    Kaden setzte sich innerlich mit ihr in Verbindung, weil er versuchen wollte, sich einen Reim auf ihre wirren Gedanken zu machen. Ihr Verstand arbeitete rasend schnell,
analysierte Informationen und verwarf Möglichkeiten, wählte Teile aus, um sie zusammenzusetzen, und brach sie dann wieder auseinander. Wenn es um Mord ging, hatte Tansy anstelle eines Gehirns einen superschnellen, komplexen Computer. Es war kein Wunder, dass die Polizeidienststellen, die sie benutzt hatten, derart verwirrende Berichte geschrieben hatten. Sie führte ihren Auftrag aus, doch es war unmöglich, ihren Gedankengängen zu folgen, wenn sie von einer Lösung zur nächsten sprang, oder sich ihre geradezu unheimliche Fähigkeit zu erklären, mit nachtwandlerischer Sicherheit die Handlungsstränge eines Falles herauszufiltern, die wirklich zählten, und ihnen nachzugehen.
    Wenn ihr Verstand ansprang, war er nicht mehr zu bremsen. Diese Erkenntnis erfüllte ihn mit akuter Sorge. Sie würde sich in den Fall verbeißen, nicht etwa aus Sturheit, sondern weil sie gar nicht anders konnte. Es spielte keine Rolle, was er ihr befahl, und es hätte auch nichts mehr genutzt, sie von den Beweisstücken fernzuhalten; sie konnte jetzt nicht mehr zurück, solange sie die Mörder nicht geschnappt hatten. Das war in den Berichten, die er über sie gelesen hatte, mit keinem Wort erwähnt worden. Aber selbst wenn er diese Information gehabt hätte, hätte er nicht anders gehandelt, denn er war ihr noch nicht begegnet und hatte nicht gewusst, wie viel sie ihm binnen kürzester Zeit bedeuten würde. In mancher Hinsicht war Tansy ihm sehr ähnlich. Wenn er einen Auftrag erst einmal annahm, war es ihm nahezu unmöglich, die Finger davon zu lassen. Auch ihre Psyche war so programmiert.
    Er konnte den Druck fühlen, der erbarmungslos auf ihr lastete.

    »Es tut mir leid, dass ich dich in diese Geschichte hineingezogen habe, Kleines.« Seine Hände rieben beschwichtigend ihre Arme, doch er besänftigte damit nur sich selbst und nicht etwa sie, und das wusste er. Verflucht nochmal, der Umgang mit Gefühlen war schwierig.
    Sie tat seine Entschuldigung mit einem Wink ab. »Am besten nehmen wir uns gleich den Nächsten vor. Vielleicht kann ich dahinterkommen, was mich stört. Es gibt zwei verschiedene …«
    Wieder ließ sie ihren Satz in der Mitte abreißen, und er gewann denselben Eindruck in ihrem Innern: ein chaotischer Strudel, zu viele Teilinformationen, die Alarmsignale auslösten, aber nichts Greifbares, was sich mit beiden Händen packen ließ.
    Kaden warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Uns bleiben nur noch etwa zwei Stunden; dann bekommen wir Gesellschaft. Die Kopfschmerzen werden bei dir ziemlich genau dann losgehen, wenn die anderen hier eintreffen.«
    Sie tat seine Warnung mit einem Achselzucken ab und streckte die Hand nach einer der Elfenbeinfiguren aus.
    »Verdammt nochmal, Tansy.« Er packte ihr Handgelenk und riss sie unsanft zurück. »Zieh die ver…« Es kostete ihn Mühe, sich zusammenzureißen. »Die Handschuhe. Jetzt zieh sie schon an.«
    Sie streifte die Handschuhe über und griff sofort nach der Schlange. Das Figürchen war sehr detailliert gearbeitet, der lange Körper zusammengerollt und mit einem Schuppenmuster bedeckt, der Kopf erhoben, das Maul weit geöffnet, um gekrümmte Giftzähne zu zeigen. Sogar die Augen schienen herausfordernd und bedrohlich zu lodern. Die Zunge war lang und gespalten. Als ihre Finger
sich um die Spielfigur schlossen, strömte das Öl in ihr Inneres, ein reißender Sturzbach, der Böswilligkeit und Schadenfreude mit sich trug. Diesem hier gefiel es, andere leiden zu sehen. Im Gegensatz zu Frosch, der wollte, dass seine Opfer seine Existenz und seine Macht anerkannten, nährte sich dieser schlicht und einfach vom Schmerz anderer. Und ihm war ziemlich gleichgültig, ob es sich bei einem Opfer um ein Tier, ein Kind, eine Frau oder einen Mann handelte. Er brauchte ganz einfach den Schmerz und die Schreie.
    Der dicke, blutige Schlamm strömte in ihr Gehirn, und sie hatte das

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