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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Schöpfung berichteten. Vorausgesetzt natürlich, man verstand ihre Sprache. Die Bänder des elektromagnetischen Spektrums waren voll solcher Signale. Es brummte, quietschte und summte auf allen Kanälen. Manche von den Signalen waren auf den ersten Blick chaotischer Natur, manche schienen auf einen intelligenten Ursprung hinzudeuten. Ließ man aber Dechiffrierungsprogramme darüber laufen, so stellte man in hundert Prozent aller Fälle fest, dass es sich um zufällige Signale handelte, um zusammenhangloses elektronisches Geschnatter. Trotzdem hatte Jan nie die Hoffnung aufgegeben, dass irgendwo, zu irgendeinem Zeitpunkt, ein Signal die Erde erreichen würde, das intelligenten Ursprungs war. Doch was würde geschehen, wenn niemand in der Lage war, die Nachricht zu empfangen? Oder noch schlimmer: wenn wir Menschen die Botschaft zwar erhielten, aber zu dumm waren, ihren Inhalt zu begreifen. Die Antwort war einfach: nichts. Wir würden weiter in unserer Suppenterrine schwimmen und uns für die Krone der Schöpfung halten.
    Jan gehörte zu den wenigen Wissenschaftlern, die sich nicht auf den Lorbeeren der etablierten Dechiffrierungsmethoden ausruhen wollten. Zu diesem Zweck hatte sie zusammen mit einem befreundeten Mathematiker ein Programm entwickelt, das sich einer künstlichen Intelligenz bediente, einer so genannten KI , die Strukturen in scheinbar chaotischen Mustern erkennen konnte. Jan hatte sich mächtig ins Zeug legen müssen, um Marten Enders von der Wichtigkeit dieses Programms zu überzeugen und ihr zu gestatten, auf den Zentralrechner von Effelsberg zurückzugreifen. Ein normaler Computer hätte die Leistung nicht erbracht, denn das neuronale Netz, mit dem das Programm arbeitete, besaß einen enormen Hunger auf Hardware.
    Sie löste ihren Blick von dem kalten Glanz der Halogenscheinwerfer. Mit müden Bewegungen bündelte sie einen Stapel Ausdrucke und legte ihn zur Seite. Dabei streifte sie Martens Kaffeetasse. Der Schlamper hatte wieder vergessen, sie in die Spülmaschine zu räumen. Nachdenklich strich sie mit ihrem Finger über den Rand. Hatte er wirklich versucht, ihr eine Liebeserklärung zu machen? Sie schob die Tasse weg. Natürlich hatte er das. Der Gedanke daran erfüllte sie mit Unbehagen. Was sollte sie ihm sagen? Dass sie nicht in ihn verliebt war? Dass sie ihre weiblichen Reize nur dazu einsetzte, um von ihm die Rechnerstunden zugesprochen zu bekommen? Konnte er die Wahrheit ertragen?
    Wohl kaum.
    Männer waren hoffnungslose Romantiker. Die wenigsten waren in der Lage, der Realität ins Auge zu blicken. Und wenn sie dann endlich verstanden hatten, wie der Hase lief, zogen sie sich wie waidwunde Tiere in ihre Höhle zurück und waren für Tage oder gar Wochen nicht ansprechbar. Dann gab es von morgens bis abends traurige Musik, Alkohol und grenzenloses Selbstmitleid. Jan seufzte. Das durfte auf keinen Fall geschehen.
    Nicht, dass sie davor zurückschreckte, Martens Gefühle zu verletzen. Schließlich waren sie beide erwachsen. Es mochte zwar eine unangenehme Diskussion geben, aber der sah sie sich gewachsen. Ihr graute vor der Zeit danach. Die Zeit, in der er ausfallend werden würde. Sie brauchte ihn hier. Er war der Einzige, der ihr den Rücken freihalten und die Medien vom Hals halten konnte. Sie musste mit der Auswertung der Daten weiterkommen. Und diese Daten waren wirklich höchst merkwürdig. Besonders die zwanzig Millisekunden, die der Explosion vorausgegangen waren. Da war eindeutig ein Muster zu erkennen, eine Wellenfront, die in irgendeiner Weise polarisiert zu sein schien. Es war eine Abfolge ultrakurzer Signale, die stakkatoähnlich aufgeflammt waren, ehe die eigentliche Explosion losbrach. In den Datenbanken über Supernovae war zu einem derartigen Phänomen nichts zu finden. Obendrein handelte es sich bei den empfangenen Signalen um Partikel, die weder dem Licht noch einer sonst wie gearteten Strahlung zuzuordnen waren. Es schien sich um etwas anderes zu handeln. Fragen über Fragen.
    Zu dumm, dass sie nicht mal ansatzweise eine Theorie hatte. Das war auch der Grund, warum sie unbedingt auf die Auswertungen aus ihrem Programm warten musste. Sollte es sich tatsächlich um etwas handeln, das in irgendeiner Form auf ein Bewusstsein oder eine Intelligenz hindeutete, dann würde sie das beweisen müssen. Und sie wusste nur allzu gut, wie schwierig das war.
    Sollte ihr allerdings der Beweis gelingen, dann würde das den Einsatz des Zentralcomputers und die vielen Rechnerstunden auf einen

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