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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Begriff
fester Boden
in den nächsten Tagen eher relativ sein dürfte.« Das schlechte Wetter konnte seiner guten Laune offenbar nichts anhaben. Auch wenn sie sich immer noch darüber wunderte, wie unerwartet er gestern aufgetaucht war, so musste sie doch zugeben, dass seine Anwesenheit im Moment der einzige Lichtblick auf dieser Reise war.
    »Sehen Sie mal dort drüben«, sagte Esteban. »Ich glaube, da ist sie.« Alle blickten nach draußen und … tatsächlich. Vor den zuckenden Blitzen zeichnete sich ein unförmiger Kasten ab, der wie ein schwarzer Eisberg aus dem Wasser ragte. Sie hatten die
Yokosuka
erreicht.
    Je näher sie kamen, desto deutlicher erkannten sie die kubischen, nur funktionellen Kriterien gehorchenden Aufbauten des Schiffes. Ella konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor solch einen hässlichen Pott gesehen zu haben. Über zwei Drittel des Oberdecks erstreckte sich ein vierstöckiger Kasten, auf dessen flachem Dach sich der Hubschrauberlandeplatz befand. Dahinter öffnete sich die Ladebucht, über der, an einer auf Schienen gelagerten Helling, das seltsamste Wasserfahrzeug hing, das Ella jemals erblickt hatte. Die
Shinkai
hatte bei weitem mehr Ähnlichkeit mit einem Zeppelin als mit einem Schiff. Ein weißer, aufgeblähter Bootskörper, aus dem ein orangefarbener Einstiegsturm ragte, der an einen abgesägten Schornstein erinnerte. Darunter war ein Teil der Druckkammer zu erkennen, eine glatte weiße Kugel, eine riesige Perle, mit einer Reihe von Bullaugen rundum. Hier drin hielten sich die Forscher während des Tauchganges auf. Im vorderen Bereich des Bootes, dort, wo die Kugel in den Rumpf überging, befand sich eine Phalanx von Scheinwerfern, Greifarmen und sonstigen Sensoren, die dem Boot das Aussehen eines riesenhaften Insekts verliehen. Am Heck entdeckte Ella ein ebenso kompliziertes Gestänge – die Antriebsaggregate –, darüber eine schnittige, orangefarbene Heckflosse mit dem Emblem des japanischen Instituts für Meeresforschung: ein runder blauer Kreis mit einer Doppelwelle. Insgesamt maß das Boot etwa fünfzehn Meter in der Länge und war damit größer als erwartet. Die Vorbereitungen für den bevorstehenden Tauchgang liefen bereits auf Hochtouren. Sowohl auf der
Shinkai
als auch an der Ladebucht hielten sich an die dreißig Techniker in orangefarbenen Overalls auf, die offensichtlich damit beschäftigt waren, das Boot startklar zu machen. Einige von ihnen hatten den Hubschrauber bemerkt, ließen sich dadurch aber nicht von ihrer Arbeit ablenken.
    »Die scheinen es aber ziemlich eilig zu haben«, sagte Esteban. »War der Tauchgang nicht erst für morgen früh angesetzt?«
    »Allerdings«, sagte Ella. »so stand es im Einsatzplan.« Ein unangenehmes Gefühl beschlich sie. Wenn sie tatsächlich schon heute starteten, würde ihr keine Zeit mehr bleiben, sich nach eventuellen Anzeichen von Sabotage umzuschauen. Gesetzt den Fall, dass sie diese überhaupt erkennen würde. Aber das war ein Risiko, das sie eingehen musste. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Japaner das allen Ernstes in Erwägung ziehen«, sagte sie, hauptsächlich, um sich selbst zu beruhigen. »Sie sind normalerweise sehr korrekt mit ihren Zeitplänen.«
    Esteban und Martin nickten, doch so ganz überzeugt schienen auch sie nicht zu sein. In diesem Moment öffnete sich die Turmluke der
Shinkai
und ein älterer Mann kletterte heraus. Seiner Kleidung und seinem Benehmen nach eine hochrangige Persönlichkeit. Er trug als Einziger eine weiße Uniform. Mit einer knappen Bewegung warf er den Insassen des Hubschraubers einen Gruß empor, ehe er seitlich an einer Leiter hinabkletterte. Unten angelangt, winkte er ein paar Männer zu sich und eilte ins Innere der
Yokosuka
.
    »Scheint so, als formiert sich da unser Empfangskomitee«, bemerkte Esteban mit einem grimmigen Blick. Das Ganze schien ihm ebenso wenig zu behagen wie Ella.
    Im nächsten Moment hatte sie die Stimme des Piloten auf ihrem Kopfhörer. »Wir haben soeben Landeerlaubnis erhalten. Bitte halten Sie sich fest, ich werde jetzt versuchen, aufzusetzen.«
    Ella verfolgte, wie der Hubschrauber schlingernd an Höhe verlor. Das grün gestrichene Flachdach der
Yokosuka
war bedeckt mit Pfützen, die vom Wind der Rotoren in alle Richtungen verblasen wurden.
    Der Copilot des Helikopters löste seinen Gurt, stand auf und kletterte zu ihnen nach hinten. Mit einem Ruck öffnete er die seitliche Schiebetür. Augenblicklich setzte ein ohrenbetäubender Lärm ein. Ella

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