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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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spürte, wie ihre Finger sich um das nasse Metall der Reling verkrampften. Esteban zupfte sie am Ärmel. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Wie bitte? Oh ja, alles klar. War nur in Gedanken.«
    Er legte seine Hand auf ihren Unterarm. »Du musst nicht mitkommen, wenn du nicht willst. Noch hast du die Möglichkeit, auszusteigen.«
    Sie lächelte gequält. »Hab ich mir auch gerade überlegt. Aber soll ich dir was sagen?
Scheiß drauf
. Lass uns gehen.«
    Er grinste breit und verschwand vor ihr in der Luke.
    Mit einem unguten Gefühl im Bauch folgte sie ihm in den schwach beleuchteten Schacht. Gedämpftes Stimmengemurmel drang zu ihr herauf, ein Zeichen dafür, dass Professor Martin bereits in Empfang genommen wurde. Jetzt kam auch Toshio Yamagata hinterhergeklettert, ihm folgte das Gepäck, das an Leinen herabgelassen wurde. Während Ella sich noch wunderte, dass man sich auf ihrer Expedition den Luxus so vieler Gepäckstücke leisten konnte, schlug die Luke mit donnerndem Hall zu.

14
    C olin Filmores Schuhe klapperten über die Steinfliesen, als er den Gang hinunter zu Professor Weizmanns Privaträumen rannte. Der Radiologe hatte sich weder auf seinen Piepser noch auf Helène Kowarskis Anrufe hin gemeldet, und so blieb nur noch die Möglichkeit, ihm die Bitte um sofortigen Rückruf persönlich zu überbringen.
    Während Colin die kurze Treppe zur radiologischen Abteilung hinunterwuselte, fragte er sich, was wohl der Grund für die Funkstille war. War der Professor gerade mit irgendeinem wichtigen Experiment beschäftigt? Aber davon hätte er doch eigentlich wissen müssen, immerhin war er sein Assistent. Vielleicht hatte er nur einen sehr guten Schlaf, oder aber – ihm war etwas zugestoßen. Der Professor war nicht mehr der Jüngste und litt immer häufiger unter Schlafproblemen. Der Gedanke, dass er vielleicht zusammengebrochen war, bereitete ihm Sorge.
    Colin mochte Weizmann. Er war mehr als nur sein Mentor und Fürsprecher, er war sein Freund. Und manchmal war er auch so etwas wie ein Vater für ihn. Er hatte sich ihm gegenüber immer großzügig gezeigt und nahm ihm seine Schwächen nicht übel. Colins notorische Unpünktlichkeit zum Beispiel, oder seine Vergesslichkeit. Die anderen Professoren verhängten drakonische Strafen bei derlei Unkorrektheiten, nicht so der Oberst. Er nahm sie mit einem Schulterzucken zur Kenntnis, wenn er sie überhaupt bemerkte. Die anderen Assistenten beneideten ihn um sein Glück, doch manchmal beschlich Colin der Verdacht, dass Weizmann ihn nicht seiner fachlichen Kompetenz wegen unter die Fittiche genommen hatte. Doch weshalb dann? War es sein sonniges Gemüt gewesen, das den Oberst für ihn eingenommen hatte? Zugegeben, er war bekannt dafür, dass er jeder Lage, und mochte sie auch noch so hoffnungslos erscheinen, etwas Positives abgewinnen konnte. Er vermochte dort die Sonne scheinen lassen, wo es eben noch geregnet hatte – und bei Professor Weizmann regnete es oft. Er schien unter einer angeborenen Tristesse zu leiden. Colin hatte den Professor schon oft dabei ertappt, wie er mit traurigem Gesichtsausdruck auf seinen leeren Schreibtisch starrte und versuchte, mit seinen Augen Löcher in die Holzplatte zu bohren. Wenn man es recht betrachtete, waren Weizmann und er wie zwei Seiten derselben Münze, Plus und Minus, Ying und Yang. Sie konnten gegensätzlicher kaum sein, und doch brauchten sie einander. So gesehen das perfekte Ehepaar.
    Colin vergewisserte sich, dass er sein Funkgerät wirklich eingesteckt hatte, als er wenige Minuten später den Gang erreichte, in dem sich die privaten Räume des Radiologen befanden. Obwohl Weizmann es vorzog, in einer Pension in Splügen zu wohnen, zwangen ihn die Umstände manchmal dazu, sein Quartier für mehrere Tage hier im Berg aufzuschlagen. Er tat dies höchst ungern und verschwand sofort wieder, wenn sich die Lage entspannt hatte. Doch so schlimm wie in den letzten Tagen war es noch nie gewesen. Es herrschte Krisenstimmung im Berg. Sämtlichen Mitarbeitern des Kowarski-Labors war der Urlaub gestrichen worden. Seit dem mysteriösen Tod von Andreas Schmitt waren alle Abteilungen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Colin hatte herausbekommen, dass es irgendetwas mit dem Objekt im Kernlabor zu tun hatte. Doch die Gerüchte waren vage. Die einen munkelten etwas über radioaktive Verstrahlung, die anderen über ein bösartiges Virus. Genaues wusste niemand, und diejenigen, die Zugang zum geschützten Bereich hatten, hielten den Mund. So

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