Magma
übrigens Helène Kowarski. Sie hat mir den Auftrag erteilt, Sie einzuladen. Eine Ehre, die nur wenigen Außenstehenden bislang widerfahren ist.«
Endlich mal eine Frau in dem ganzen Verein, dachte Ella. Bisher hatte sie es nur mit Männern zu tun gehabt und wo das geendet hatte, sah man ja. »Ich weiß nicht«, murmelte sie. »Das kommt ein bisschen plötzlich …«
»Haben Sie gerade etwas anderes vor?«
»Das nicht, aber trotzdem …«
»Dann darf ich Madame Kowarski also ausrichten, dass Sie nicht interessiert sind?« Er steckte den Ausweis wieder ein.
»Jetzt seien Sie doch nicht so ungeduldig«, erwiderte sie. Tief in ihrem Inneren spürte sie, dass das Angebot ernst gemeint war.
»Und Sie können mir wirklich nicht sagen, worum es geht und was Sie in diesen Labors eigentlich tun?«
»Bedaure. Das steht mir nicht zu.«
Ella seufzte. Hoffentlich würde sich diese Entscheidung nicht wieder als Katastrophe herausstellen. »Na gut«, sagte sie schulterzuckend. »Ich komme mit.«
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Teil 4 Der Pfad
25
Freitag, 3 . April
L angsam und mit einem leise surrenden Geräusch kroch ein seltsames Fahrzeug von Nordosten her über den Kamm des Hügels. Es war etwa so groß wie ein Esszimmertisch und genauso flach. Doch statt aus Holz bestand es aus Metall und Silizium. Vier Speichenräder bewegten das Fahrzeug über den schotterigen Untergrund der Atacama-Wüste. Solarpaneele fingen das Licht der Morgensonne ein und wandelten es in Strom um. Unter den Energiezellen befand sich ein silberner Kasten, der bis zum Anschlag vollgestopft war mit Kondensatoren, Platinen, Mikrochips, Relais, Transformatoren und Transistoren. Das Fahrzeug verfügte über Messfühler für Licht und für Feuchtigkeit, für Magnetismus, für die chemische Zusammensetzung gewonnener Bodenproben und natürlich für die Entdeckung biologischer Moleküle. Denn das war seine Hauptaufgabe. Das Vehikel, auf dem in gelben Lettern der Name
Zoe
stand, war ein Roboter, der nur einem Zweck diente: Leben zu finden. Es war ein Testfahrzeug von ASTEP , einem astrobiologischen Programm zur Entdeckung von Leben auf fremden Planeten. Es war in vielerlei Hinsicht den Marsrovern
Spirit
und
Opportunity
ähnlich, jenen berühmten Robotern, die in den kalten Wüsten des Mars nach Leben gesucht hatten. Doch
Zoe
war wesentlich ausgereifter. Nicht nur, dass sein Computerprogramm ihm erlaubte, nach eigenem Gutdünken anzuhalten und Proben zu entnehmen, es verfügte auch über ein hochentwickeltes System zur Erkennung von Leben. Auf seiner Unterseite, im Schatten der Solarzellen, befand sich ein Fluoreszenzsystem, um chlorophyllbasierte Lebensformen, zum Beispiel Cyanobakterien, wie sie in Flechten vorkommen, zu entdecken. Dieses System war sogar in der Lage, die Signale eines speziellen Farbstoffs wahrzunehmen, wenn dieser, mit Bodenproben vermischt, auf Proteine, Nukleinsäuren und andere charakteristische Moleküle reagierte. Zusätzlich gab es noch ein Spektrometer, das im sichtbaren Licht sowie im nahen Infrarotbereich nach Anzeichen von Chlorophyll suchte. Keine leichte Aufgabe, denn obwohl sich die Atacama-Wüste auf der Erde befand, herrschten hier ähnliche Bedingungen wie auf unserem lebensfeindlichen Nachbarplaneten. Sie war nach der Antarktis der trockenste Ort der Erde. Hier regnete es nie. Die einzige Feuchtigkeit, die hier jemals in den Boden drang, war Tau, und auch der war bei der anhaltend trockenen Luft sehr selten. Dementsprechend gering war auch die Ausbeute. Doch die schwierigen Bedingungen konnten den Wissenschaftlern nur recht sein.
Zoe
diente als Prototyp für künftige Planetenmissionen, und je schwieriger die Bedingungen waren, desto besser. Überwacht wurde das Fahrzeug von Pittsburgh/ USA aus, aber es gab noch ein zweites Team, das sich unweit des Rovers aufhielt. Es würde seiner Spur folgen und überall dort Bodenproben entnehmen, wo das Fahrzeug angehalten und Alarm geschlagen hatte. Während
Zoe
schon seit über einer Stunde unterwegs war, saßen die Mitglieder des Teams noch beim Kaffee. Sie würden sich erst in einer halben Stunde auf den Weg machen. Kein Grund zur Eile. Alles war ruhig.
Zoe
hatte bisher noch kein Lebenszeichen entdeckt.
Während einige Mitglieder des Teams langsam zum zweiten Kaffee übergingen, holperte das Fahrzeug hochbeinig noch ein paar Meter in der eingeschlagenen Richtung weiter. Dann hielt es an und senkte einen Greifarm zu Boden. Eine Handvoll Staub und Geröll wurde aufgeladen und in eine spezielle
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