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Magna Mater - Roman

Magna Mater - Roman

Titel: Magna Mater - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Arbeitstische mit gläsernem Gerät, Wandregale voller Flaschen und rätselhaften Apparaturen. Signallichter blinkten. Durch Röhren floss farbige Flüssigkeit. Pasten und Tinkturen. Aber nichts, mit dem ich meinen Hunger hätte stillen können. So stieg ich die Treppe immer tiefer hinab, um dort nach etwas Essbarem zu suchen.
    Am Ende eines Ganges vernahm ich Schritte und Stimmen, musste mich verstecken. Und dann waren da die Frauen, nackt und unversehrt, als ob sie schliefen, wie tot und doch nicht tot, denn sie bewegten sich. Und ich sah …«
    Sie hielt mitten im Wort inne und starrte mit angstgeweiteten Augen zur Decke, als sähe sie das Schreckliche noch einmal.
    »Was sahst du?«
    »Sie fuhren zum Himmel. Sie schwebten davon. Ich stieß einen Schrei aus. Zwei Arme umschlangen mich von hinten. Ich bin so erschrocken, dass ich wie vom Blitz getroffen zu Boden sank. Das Letzte, an das ich mich zu erinnern vermag, ist die Fratze, die riesige Fratze, die sich zu mir herabbeugte. Sie kam ganz dicht heran, als wollte sie mich verschlingen.
    Ich kann mich nicht erinnern, was danach mit mir geschah. Ich habe alles vergessen, alles bis auf die Augen in den Schlitzen der Maske.
    Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem Boot auf offenem Meer. Ich weiß nicht, wie ich dorthin gelangt bin. Ich weiß auch nicht, wie lange ich dort schon trieb. Der Regen rettete mich vor dem Verdursten. Hunger quälte mich. Ich fror erbärmlich, aber der Tod schreckte mich nicht. Ich gehörte ihm, seitdem ich auf Arkadia mit ihm vermählt worden bin.«
    Auf meine Frage, wie sie zu mir gefunden habe, wusste sie keine Antwort. Vermutlich hatten Wind und Wellen sie in meine Bucht gespült, und sie hatte sich mit letzter Kraft bis vor meine Tür geschleppt.
    Sie war auf offener See in einem Boot ausgesetzt worden. Wie hatte die Prinzipalin auf Gemora gesagt, als sie die Tür des Kerkers offen stehen ließ, um den beiden Angeklagten die Flucht zu ermöglichen: Überlassen wir die Hinrichtung dem Meer.
    Attea hatte den Tod verdient, mit Recht, denn wer sich dem neuen Leben verweigert, hat sein Leben verwirkt. Ich bin, weil wir sind. Damit wir sind, darum bin ich. So lautet das Gesetz, das keiner ungestraft bricht.
    Sichtlich erschöpft von dem langen Bericht und den Schreckensbildern der Erinnerung, schwieg sie, um dann noch einmal wie aus einem Albtraum aufzuschrecken: »Die Augen!«
    »Was ist mit den Augen?«, wollte ich wissen.
    »Sie waren …« Sie schlug die mageren Hände vor ihr Gesicht.
    »So schrecklich?«
    »Nein, nicht schrecklich. Sie waren gespenstisch. Kein Mensch hat solche Augen. Augen aus einer anderen Welt. Unbeschreiblich blau, blau wie …«
    Sie suchte nach einem passenden Vergleich.
    Ich hörte mich sagen: »So blau wie Jakarandablüten?«
    »Ja«, erwiderte sie, »so blau wie Jakarandablüten.«

24. KAPITEL
    K urz darauf starb sie in meinen Armen, vor Erschöpfung oder weil ihre Lebenszeit abgelaufen war. Mich aber ließen die Augen nicht mehr los. Sie verfolgten mich bis in meine Träume.
    Hatte sie Jakaranda gesehen, bei den Skarabäen? Nein, das war ganz und gar unmöglich. Undenkbar. Ein Hirngespinst. Wahnvorstellung. Aber sie hatte das Erlebte sehr wirklichkeitsnah beschrieben. Wenn sie diese Augen wirklich gesehen hat, so sagte ich mir, dann gehörten sie nicht meinem Kind. Aber solche Augen, und darin war ich mir ganz sicher, gab es kein zweites Mal.
    Noch vor Sonnenaufgang verfasste ich einen Bericht und schickte ihn an die Magna Mater. Ich schilderte das Gehörte so genau, wie ich es vernommen hatte. Die Augen allerdings ließ ich unerwähnt.
    Am Abend desselben Tages hielt ich die Antwort in meinen Händen. Mater Atara persönlich überreichte mir den Brief. Die Tatsache, dass die Magna Mater ihre engste Vertraute mit der Mission beauftragt hatte, führte mir vor Augen, dass es sich um eine Angelegenheit von höchster Geheimhaltung handelte. Mater Atara übernahm auch den Abtransport der Toten, nachdem ich geholfen hatte, die Leiche zum Boot zu tragen.
    Mit dem Schreiben erteilte mir die Magna Mater den Auftrag, Arkadia aufzusuchen, um herauszufinden, weshalb es zu solch einer Verfehlung kommen konnte und wie sich dergleichen in Zukunft verhindern ließe. Der Fall unterliege der allerhöchsten Geheimhaltung. Der Kreis der Eingeweihten müsse so klein wie möglich gehalten werden. Aus diesem Grunde würde ich entgegen der sonstigen Gepflogenheit ohne Begleitung nach Arkadia reisen.
    Natürlich war ich

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