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Magna Mater - Roman

Magna Mater - Roman

Titel: Magna Mater - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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meiner Decke, niederlegte, spürte ich, wie ich aus dem Leben glitt.
    Bei meinem Erwachen stand die Sonne schon hoch am Himmel. Der Kopf tat mir weh, aber ich lebte. Nach einem Bad im Bach fühlte ich mich richtig gut, sogar hungrig.«
    Sie biss in einen Apfel und erzählte mir, wie erstaunt sie war, dass sie noch lebte. Musste sie nicht am Ende der Geschlechtsreife aus dem Leben scheiden wie die Lachse?
    Ihre Brüste erinnerten sie unübersehbar daran, dass sie keine Blühende mehr war, sondern eine Todgeweihte.
    Ein Tag verging, und noch einer. Am dritten wurde ihr bewusst, dass in ihrem Fall irgendetwas aus dem Ruder gelaufen war. Der Hunger quälte sie. Sie brauchte dringend Nahrung. In der Bucht gab es nichts Essbares.
    In der Nacht – sie war bewölkt und mondlos – schlich sie sich zurück zu den Liebeshöhlen. Noch vor wenigen Tagen von Licht und lauter Musik erfüllt, lagen die jetzt so verlassen da, als hätte hier nie eine Orgie stattgefunden. Kein Licht und kein Laut verriet die Anwesenheit von Menschen. Und natürlich gab es auch nichts Essbares.
    Von den Blühenden würde gewiss keiner mehr leben. Oder doch? Sie lebte ja auch noch. Aber die Skarabäen, wo hielten sich die Skarabäen auf? Wie viele es wohl waren? Beim Empfang im Hafen waren es höchstens zwanzig gewesen, vielleicht auch ein paar mehr. Aber später vermochte sie sich nur noch an einzelne Masken zu erinnern, die hin und wieder aus dem Dunkel auftauchten, um ihr Liebesspiel zu kontrollieren, so wie man die Paarung von Zuchttieren überwacht. Ihr grauste bei der Erinnerung. Am liebsten hätte sie sich versteckt, aber der Hunger trieb sie weiter voran. So stieg sie weiter das Tal hinauf, das sich von der Küste bis in die Berge trichterförmig und immer schmaler werdend vor ihr erstreckte. Irgendwann muss sie dann ein Licht erblickt haben, denn sie berichtete ganz aufgeregt:
    »Plötzlich war da ein Licht. Es kam aus der Steilwand. Ich schlich mich näher, immer wieder verharrend und ängstlich lauschend, ob sich irgendetwas bewegte. Und dann erkannte ich noch andere leuchtende Öffnungen hinter hohen, schlanken Bäumen, Dattelpalmen voller Früchte. Ich schlüpfte aus der Decke, die mir als Kleidung diente, und füllte sie mit so vielen Datteln, wie ich tragen konnte. Das Pflücken fiel mir leicht. Auf die Bäume zu klettern hat mir schon als Mädchen Spaß bereitet.
    Der Vorrat, den ich mir auf diese Weise beschafft hatte, würde für den Rest meines Lebens reichen, denn ich war fest davon überzeugt, dass meine Tage gezählt waren.
    Nach einem halben Mondwechsel waren die Datteln fast verzehrt, und ich lebte immer noch. Und wie ich lebte! Ich schwamm im Meer, verbrachte einen großen Teil des Tages mit Meditieren, genoss jeden Sonnenaufgang, der vielleicht mein letzter war, und träumte von der Vergangenheit. Immer öfter aber befasste ich mich in Gedanken mit der Zukunft.
    Wie sollte es weitergehen? Wie lange konnte ich hier leben, ohne entdeckt zu werden. Und was würde geschehen, wenn man mich fand? Wurde ich überhaupt vermisst? Und wenn ja, warum suchte dann niemand nach mir?
    Dieses Eiland der letzten Glückseligkeit wurde mir immer unheimlicher. Was ging hier vor sich?
    Meine Datteln waren aufgezehrt. Ich musste mich um neue Nahrung kümmern. Und dieses Mal wollte ich mir die Insel bei Tageslicht anschauen.
    Ich nahm nicht den Weg durch das Tal, sondern bewegte mich oberhalb der Steilwand, von der ich auf das Tal hinabblicken konnte. Im Schutz dicht wuchernder Lorbeersträucher erkannte ich die Dattelpalmen direkt unter mir. Und da waren auch Menschen. Sie saßen im Schatten der Bäume um ein Feuer und führten ein Gespräch, von dem ich nichts verstand. Aber waren das Skarabäen? Sie trugen keine Masken, sondern Igelköpfe. Stachlige Haarstoppeln sprossen ihnen aus Kopfhaut und Wangen.
    Ich zählte achtzehn. Mehr würde es auf der Insel wohl auch kaum geben. Und wenn die dort unten versammelt waren, so verschaffte mir das die Bewegungsfreiheit, die ich brauchte, um mich umzuschauen.
    Nur wenige Schritte weiter stieß ich auf eine Felsspalte in der oberen Bergwand. Eine steile Treppe führte hinab in einen dunklen Schacht aus gewachsenem Fels. Die Skarabäen debattierten noch immer. Da wagte ich den Einstieg.
    Was anfangs wie eine Höhle ausgesehen hatte, verwandelte sich schon nach wenigen Stufen in eine ganze Flucht von Räumen, kunstvoll in den Fels geschlagen, erhellt von Licht, das aus den Wänden zu kommen schien. Da gab es

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