Magnolia Haven 01 - Morgendammerung
Joanna entgeistert, »das kann doch nur ein Irrtum sein.«
Vorsichtig ging sie herum, traute sich gar nicht, etwas anzufassen. Sie war wie erschlagen, niemals hätte sie sich träumen lassen, je in ihrem Leben in so einem Zimmer zu wohnen.
Schließlich hatte sie sich ein bisschen gefangen und packte ihre Sachen aus. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es Zeit war, sich auf den Weg zu ihrem Seminar zu machen.
Mit dem Fahrstuhl fuhr sie hinunter in den zweiten Stock, wo sich der Tagungsraum für die Schulung befand.
Es waren bereits ein paar andere Teilnehmer anwesend, und nachdem auch der Kursleiter eingetroffen war, gab es eine kurze Vorstellungsrunde. Jeder erzählte mit wenigen Worten, woher er kam und in welcher Firma er arbeitete, dann begann das eigentliche Seminar.
Bis zum Abend saß Joanna im Tagungsraum, hörte den Erklärungen des Dozenten zu, absolvierte etliche praktische Übungen, und als sie gegen achtzehn Uhr in ihr Zimmer kam, schwirrte ihr der Kopf.
Sie entschied sich, auf das Abendessen zu verzichten, und nach einer ausgedehnten Dusche fiel sie todmüde in ihr Bett und war binnen weniger Minuten eingeschlafen.
Der nächste Tag war genauso anstrengend. Nur unterbrochen von einer kurzen Mittagsmahlzeit dauerte die Schulung von neun bis achtzehn Uhr an, und wie am Tag zuvor beschloss Joanna, sich statt des Abendbrots ein ausgiebiges Bad zu gönnen. Entspannt lag sie in der Badewanne, genoss den Ausblick auf die Skyline von Nashville und wünschte sich, sie könnte diesen wunderbaren Aufenthalt gemeinsam mit Jake genießen.
Eine Stunde später saß sie, nur mit einem Hotelbademantel bekleidet, auf dem Bett und überlegte gerade, ob sie sich einen Film ansehen oder lesen sollte, als es plötzlich klopfte.
Verwundert stand sie auf und ging zur Tür, öffnete sie zögernd einen Spalt.
Im gleichen Augenblick wurden ihre Knie weich, ihr Puls schoss unkontrolliert in die Höhe und ein warmes Glücksgefühl durchströmte sie.
»Jake«, flüsterte sie ungläubig, »was machst du denn hier?«
Einen Moment lang blieb Jake reglos vor der Tür stehen und ließ seinen Blick über Joanna gleiten. Ihr Gesicht war leicht gerötet vom heißen Wasserdampf, ihr Haar, noch feucht vom Baden, fiel in wilden Locken über ihre Schultern. Der weiße Bademantel schmiegte sich eng um ihren schmalen Körper, oben stand er ein wenig offen, sodass Jake den Ansatz ihrer Brüste sehen konnte. In ihren Augen lag ein hoffnungsvolles Strahlen, grün und tiefgründig schauten sie ihn an, und er glaubte, darin zu ertrinken.
Sie sah so süß und verführerisch aus, dass er sie am liebsten auf der Stelle in seine Arme gerissen hätte, doch irgendwie gelang es ihm, sich zu beherrschen.
»Wenn es dir nicht recht ist, gehe ich wieder«, brummte er, erschrocken über das brennende Verlangen, das ihr Anblick in ihm auslöste.
»So habe ich das nicht gemeint. Komm rein.«
Sie trat ein Stück zur Seite und schaute ihn abwartend an.
»Ich sollte nicht hier sein«, murmelte er unsicher, »aber zu wissen, dass du nicht da bist … ich musste dich sehen.«
Ihr ohnehin schon rasender Herzschlag verdoppelte sich noch, und sie versuchte, den Sinn seiner Worte zu begreifen. »Heißt das, du … wir …?«
Sie wagte nicht, den Satz zu Ende zu bringen, doch er verstand sie auch so, und verfluchte sich im gleichen Moment, dass er hierher gekommen war.
Was hatte er sich nur dabei gedacht? Was sollte er ihr denn sagen? Dass keine Minute verging, in der er nicht an sie dachte? Dass er sich danach verzehrte, sie endlich in seinen Armen zu halten? Dass er nicht mehr in der Lage war, sein Verlangen nach ihr zu bezähmen?
Was ihm vor ein paar Tagen noch wie eine gute Idee erschienen war, kam ihm nun vollkommen idiotisch und geschmacklos vor. Verdammt, sie war noch unschuldig, wie konnte er da nur geglaubt haben, er könne einfach hier aufkreuzen und …
»Jake?«
»Es war ein Fehler, hierher zu kommen«, sagte er rau. »Ich werde wieder gehen.«
Sie schaute ihn an, versank für einen Moment in seinen Augen, las die unausgesprochenen Wünsche und Gefühle darin, und nahm all ihren Mut zusammen.
»Nein, Jake, bleib«, bat sie flüsternd.
Sie öffnete die Tür ein Stück weiter und machte eine kleine, auffordernde Bewegung mit der Hand. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, trat er einen Schritt ins Zimmer, drückte die Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen.
»Jo«, sagte er hilflos, »du weißt, was es bedeutet, wenn ich
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